Neonatologie Scan 2019; 08(03): 141-142
DOI: 10.1055/a-0954-6210
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von den Besten lernen

Axel Hübler
,
Roland Hentschel
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Publication History

Publication Date:
23 September 2019 (online)

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Axel Hübler
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Roland Hentschel

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das vorliegende Heft von Neonatologie Scan bietet wieder einmal das enorm breite Spektrum an Themen, das Sie von unserer Zeitschrift seit vielen Jahren gewohnt sind.

Dies ist sicherlich zunächst einmal ein Abbild unseres Fachgebietes überhaupt: Neonatologie beinhaltet nun einmal eine Vielzahl an Diagnosen (oder zumindest zusätzlichen Nebendiagnosen), diagnostischen Methoden und medikamentösen, chirurgischen oder anderen Therapieverfahren. Aber Neonatologie umfasst eben auch die Erfassung von Schwangerschaftsverläufen, mögliche medikamentöse Behandlungen bei der Schwangeren oder chirurgische Interventionen beim Feten zur Verbesserung der Prognose bei drohender Frühgeburt oder angeborenen Fehlbildungen.

All das bietet ihnen die aktuelle Ausgabe in gewohnter Weise.

In diesem Heft ist aber nach unserer Beobachtung ein Thema sehr stark repräsentiert, das tatsächlich immer mehr in den Fokus unserer Arbeit rückt: das Entlassmanagement und die Nachbetreuung kranker Früh- und Neugeborener.

Das Interesse des Neonatologen an kritisch kranken Patienten kann nicht mit deren Entlassung aus der ersten Klinikbehandlung enden! Der Langzeitverlauf der Mortalität und Morbidität muss uns interessieren – und damit auch die Lebensperspektive unserer Patienten und ihrer Familien!

Allein 3 Beiträge fassen relevante Studien ausschließlich zu diesem Thema zusammen. Dabei geht es um den Betreuungsaufwand und den Ressourcenverbrauch von komplexen Behandlungsfällen nach Entlassung, um die dauerhafte Anwendung von Sauerstoff zuhause und schließlich um die Verbesserung der Vorbereitung der Eltern auf den gleichermaßen herbeigesehnten wie gefürchteten Schritt in die „Selbständigkeit“ mit dem Kind nach Entlassung.

Alle 3 Studien zeichnen sich durch eine hohe Teilnehmerzahl in der Größenordnung zwischen 2000 und mehr als 5000 rekrutierten Patienten aus. Und 2 dieser Studien erstreckten sich über einen Zeitraum von 10 Jahren oder mehr. Dies verdient noch einmal eine besondere Erwähnung in einer Zeit, in der Wissenschaftler oftmals primär den schnellen publikationswürdigen Erfolg suchen.

Vielleicht ist aber auch die stringentere Struktur des zurzeit vielfach kritisierten Gesundheitswesens in den USA, aber auch in Kanada, von Vorteil – Länder, die uns in dieser Hinsicht deutlich überlegen sind. Zumindest bieten sie offenbar weniger bürokratische bzw. Datenschutz-Hindernisse, sodass solche wichtigen Studien überhaupt möglich sind!

Ohne die Erkenntnisse aus den großen Multicenter-Studien anderer Länder wären wir in unserem eher kleinen Land verloren.

Von den Besten lernen ist andererseits eine gute Devise für die streng nach Qualitätskriterien organisierte Neonatologie in Deutschland. Manchmal aber dürfen wir durchaus auch stolz zur Kenntnis nehmen, dass wir selbst besser sind als viele Kliniken in den hoch geschätzten Medizin-Metropolen außerhalb Deutschlands.

Womit wir beim Ziel von Neonatologie Scan sind.

Wer von den Besten lernen will, kommt um den internationalen Vergleich nicht herum. Wer aber den enormen Aufwand einer regelmäßigen und breit angelegten Literatur-Recherche in allen wichtigen internationalen Medizin-Zeitschriften scheut, der findet in Neonatologie Scan einfach zu lesende deutsche Zusammenfassungen der wichtigsten aktuellen internationalen Publikationen, sofern sie eine Relevanz für das Gebiet der Neonatologie haben.

Und darauf freuen sich jedes Mal auch

Ihre Herausgeber

Prof. Dr. med. Roland Hentschel
Leiter des Funktionsbereichs Neonatologie/Intensivmedizin
Universitätsklinikum Freiburg

PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum Chemnitz gGmbH