Z Orthop Unfall 2020; 158(02): 214-220
DOI: 10.1055/a-0946-2523
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inhalt und Ergebnisse eines „Enhanced-Recovery“-Behandlungskonzeptes in der modernen Hüftendoprothetik in Deutschland

Article in several languages: English | deutsch
Karl Philipp Kutzner
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
2   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (ZOU), Universitätsmedizin Mainz
,
Alexander Meyer
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
,
Marie Bausch
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
,
Michael Schneider
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
,
Philipp Rehbein
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
,
Philipp Drees
2   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (ZOU), Universitätsmedizin Mainz
,
Joachim Pfeil
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Josefs Hospital Wiesbaden
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Publication History

Publication Date:
16 September 2019 (online)

Zusammenfassung

Einleitung Ein stationärer Aufenthalt von bis zu 10 Tagen nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese ist in Deutschland nach wie vor keine Seltenheit, zumeist gefolgt von einer stationären Rehabilitationsmaßnahme. International bereits weit verbreitete Konzepte zur raschen Genesung („Enhanced Recovery“) gewinnen auch hierzulande zunehmend an Popularität. Das Ziel der Studie war die Darstellung der Inhalte eines neu eingeführten Enhanced-Recovery-Konzeptes in der modernen Hüftendoprothetik und die Untersuchung der Ergebnisse über einen Zeitraum von 6 Monaten.

Material und Methoden In dieser monozentrischen, prospektiven Beobachtungsstudie eines konsekutiven Patientenkollektivs eines einzelnen Operateurs wurden zwischen Januar 2016 und Juli 2016 103 Hüft-TEP-Patienten eingeschlossen und mittels eines neu eingeführten ganzheitlichen Enhanced-Recovery-Konzeptes behandelt. Nach 6 Wochen und 6 Monaten erfolgte eine klinische Untersuchung hinsichtlich der Funktion, des Schmerzes, der Zufriedenheit sowie möglicher Komplikationen.

Ergebnisse Das Ziel einer Entlassung am 4. postoperativen Tag konnte bei 61,2% der Patienten erreicht werden bei einer mittleren postoperativen stationären Verweildauer von 4,9 Tagen. Nach 6 Wochen bzw. 6 Monaten zeigten sich hervorragende klinische Ergebnisse mit einer hohen Patientenzufriedenheit. Die Komplikationsquote stellte sich gering dar. Es zeigte sich im Mittel ein Abfall der Hämoglobinkonzentration um 2,1 g/dl. Eine Fissur des Femurschaftes unterhalb des Implantates konnte konservativ durch Entlastung für insgesamt 6 Wochen zur Ausheilung gebracht werden. Eine in der Rehabilitation aufgetretene Lungenembolie konnte ebenfalls erfolgreich ausbehandelt werden. Nach 6 Monaten zeigte sich in einem Fall eine Bursitis trochanterica.

Diskussion Die stationäre Aufenthaltsdauer kann durch ganzheitliche Enhanced-Recovery-Konzepte gesenkt werden, ohne gleichzeitig die Risiken für Patienten zu erhöhen. In Deutschland werden solche Konzepte zunehmend eine breite Anwendung finden.