Intensivmedizin up2date 2020; 16(01): 43-58
DOI: 10.1055/a-0882-5683
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nosokomiale Infektionen in der Intensivmedizin

Klaus Schröppel
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Publication Date:
10 February 2020 (online)

Für Patienten in der Intensivmedizin ergeben sich aufgrund ihrer Konstitution zusätzliche Infektionsrisiken. Neben den patienteneigenen Faktoren, wie z. B. einer Abschwächung der Immunität, haben die in der Intensivmedizin üblichen Verfahren der invasiven Diagnostik und der besonderen Therapieformen eine große Bedeutung. Die zusätzlichen Risiken ergeben sich aus unterschiedlichen, meist invasiven Zugangswegen. Mit diesem Beitrag werden pathogenetische und epidemiologische Besonderheiten von nosokomialen Infektionen in der Intensivmedizin zusammengefasst und die notwendigen Hygienemaßnahmen zur Prävention dargestellt.

Kernaussagen
  • Das Risiko für den Erwerb von Infektionserkrankungen wird im Krankenhaus im Vergleich zum häuslichen Umfeld oder zu Freizeitaktivitäten durch mehrere – endogene wie exogene – Faktoren erhöht.

  • Der Begriff „nosokomial“ bezeichnet Ereignisse, die aufgrund einer Interaktion eines Menschen mit einer medizinischen Einrichtung aufgetreten sind.

  • Die Übertragung von Mikroorganismen im Verlauf einer medizinischen Behandlung ohne Infektion wird als „nosokomiale Kolonisation“ oder „nosokomiale Übertragung“ bezeichnet.

  • Der Erreger von nosokomialen Infektionen wird häufig vom betroffenen Patienten in seiner Kolonisationsflora bereits ins Krankenhaus mitgebracht.

  • Die wesentlichen nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen sind

    • postoperative Wundinfektionen

    • Device-assoziierte Infektionen: Septikämien, Harnwegsinfektionen, Pneumonien

    • Enterokolitiden durch Clostridioides difficile

  • Eine wirksame Prävention nosokomialer Infektionen baut im Bereich der Intensivmedizin auf die Berücksichtigung aller Prozesse auf und setzt die Einbindung aller Berufsgruppen voraus.

  • Die strikte Befolgung der Regeln für die Händehygiene ist eine einfache und sichere Präventionsmaßnahme für alle Berufsgruppen.

 
  • Literatur

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  • 13 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsbl 2012; 55: 1311-1354
  • 14 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Ergänzung zur Empfehlung der KRINKO „Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gram-negativen Stäbchen“ (2012) im Zusammenhang mit der von EUCAST neu definierten Kategorie „I“ bei der Antibiotika-Resistenzbestimmung: Konsequenzen für die Definition von MRGN. Epid Bull 2019; 9: 82-83