Hebamme 2019; 32(01): 1
DOI: 10.1055/a-0825-8288
Editorial
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Sexuell übertragbare Erkrankungen – das unterschätzte Risiko

Warum STI ein relevantes Thema für die Hebammenarbeit sind
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Publication Date:
25 February 2019 (online)

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Prof. Dr. Ute Lange, Hebamme, Professorin für Hebammenwissenschaft, Hochschule für Gesundheit Bochum

Während wir an der vorliegenden Ausgabe DIE HEBAMME mit dem Schwerpunktthema „Sexuell übertragbare Erkrankungen“ arbeiteten, setzte am 1. Dezember 2018 der Welt-Aids-Tag einmal mehr ein Zeichen gegen die Ausgrenzung HIV-infizierter Menschen und für mehr Aufklärung. Auch für Hebammen sind Kenntnisse über die Folgen einer Infektion mit STI (sexually transmitted infections) im Zusammengang mit Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit ein relevantes Thema.

Während nach jahrelangen medienwirksamen Kampagnen für AIDS ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden konnte, sind andere STI wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) oder Syphilis ein unterschätztes Risiko. Dabei sind sie längst auch hierzulande in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, der Leiter des WIR (Walk In Ruhr) Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum nennt im Interview (ab Seite 58) eine erschreckend hohe Chlamydieninfektionsrate von rund 10 % bei jungen Erwachsenen um das 20. Lebensjahr. In seinem Zentrum auf STI getestete Schwangere erreichen Infektionszahlen in ähnlicher Höhe. Viele Frauen und Paare sind sich der Risiken sexuell übertragbarer Erkrankungen nicht bewusst. Dabei kann z. B. eine Chlamydieninfektion unbehandelt zu Unfruchtbarkeit bzw. Schwangerschafts- und weiteren Komplikationen führen. Auch weil viele Menschen glauben, sich in Deutschland nicht mit Chlamydien, Tripper oder Syphilis infizieren zu können, ist eine deutliche Zunahme dieser Infektionen zu beobachten.

Für die Schwerpunktthemen dieser Ausgabe konnte ich zusammen mit Prof. Brockmeyer und seinem Team hochqualifizierte Expertinnen und Experten als Autoren gewinnen. Sie beschreiben in ihren Fachartikeln ab Seite 32, was auf Basis der Leitlinie zu „STI – Beratung, Diagnostik und Therapie“ für Schwangere wichtig ist und was eine Infektion mit HIV oder HPV in Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit für Frauen und ihre Partner bedeutet.

Als Hebammen haben wir intimste Kenntnisse über die von uns betreuten Frauen und ihre Lebenswelten. Nutzen wir dieses Vertrauensverhältnis auch, um diesen teils noch tabuisierten Themenbereich anzusprechen und präventiv auf die Risiken durch STI hinzuweisen. Einige Anregungen dazu gebe ich ab Seite 27.

Herzlichst,

Ihre Ute Lange

Herausgeberin DIE HEBAMME

P.S.: Ab dieser Ausgabe ist DIE HEBAMME eine herausgebergeführte Zeitschrift. Für jede Ausgabe übernimmt ein Mitglied unseres interdisziplinären HerausgeberInnenteams die inhaltliche Leitung und entwickelt gemeinsam mit den Fachautoren die Schwerpunktthemen. Wir freuen uns, mit Astrid Krahl, Daniela Garten und Anne-Katrin Klotzsch drei neue Teammitglieder begrüßen zu können und werden Ihnen diese in einer der folgenden Ausgaben vorstellen.