physiopraxis 2019; 17(02): 18-22
DOI: 10.1055/a-0788-0362
Profession
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 February 2019 (online)

Schmerzen im Hüftgelenk – Effekte von Arthroskopie und Physiotherapie vergleichbar

In einer multizentrischen, verblindeten, randomisiert kontrollierten Studie (UK FASHIoN) verglichen Wissenschaftler in 23 Krankenhäusern in Großbritannien im Zeitraum von 2012–2016, wie klinisch wirksam eine Hüftgelenkarthroskopie im Vergleich zu einer individualisierten konservativen Versorgung ist. Dafür schlossen sie 348 Probanden ein, die älter als 16 Jahre alt waren und Hüftschmerzen mit radiografischen Merkmalen einer Cam- oder Pincer-Morphologie hatten, jedoch keine Hüftgelenkarthrose.

Sie teilten die Patienten nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zu: der Arthroskopie- (171 Teilnehmer) oder der personalisierten Hüfttherapie-Gruppe (individualisiertes, überwachtes und progressives physiotherapeutisches Programm, 177 Teilnehmer). Als primäres Outcome diente die hüftbezogene Lebensqualität zu Beginn und nach 12 Monaten.

Beide Gruppen verbesserten sich in dieser Zeit im „International Hip Outcome Score“ (IHOT-33) – die Arthroskopie-Gruppe zeigte dabei ein statistisch signifikant besseres Ergebnis als die Physiotherapie-Gruppe.

Die klinische Relevanz dieses Ergebnisses ist jedoch fraglich. Die Forscher definieren in ihrer Publikation eine minimal klinisch relevante Differenz (MCID) von 6,1 (auf einer Skala von 0–100). Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen lag bei 6,8. Andere aktuelle Studien zeigen hingegen eine MCID im IHOT-33 von 12,1 bzw. 12,8 als klinisch relevant (Nwachukwu et al. 2017, Nwachukwu et al. 2018).

Eine Hüftgelenkarthroskopie ist demnach zumindest nach einem Jahr kein „großer Deal“. Auch mit einer individuellen Physiotherapie kann man relevante Veränderungen erreichen, und sie sollte daher, insbesondere aufgrund der geringeren Nebenwirkungen, die erste Behandlungsoption sein. Nicht zuletzt auch deshalb, weil eine Hüftgelenkarthroskopie gegenüber der Physiotherapie unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten im Nachuntersuchungszeitraum nicht kosteneffizient war.

PMS
Lancet 2018; 391: 2225–2235