Zeitschrift für Palliativmedizin 2019; 20(01): 1-2
DOI: 10.1055/a-0774-2694
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

25 Jahre DGP – eine nicht geahnte Erfolgsgeschichte

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Publication Date:
02 January 2019 (online)

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Manfred Gaspar
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Friedemann Nauck
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Christoph Ostgathe
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Traugott Roser

Ein Vierteljahrhundert lang existiert die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Diese magische Zeitspanne als Erfolgsstory zu bezeichnen, erscheint angemessen. Zumindest aber nicht übertrieben.

Und da aus Sicht der Herausgeber – die der DGP hiermit herzlich zum Jubiläum gratulieren – die Zeitschrift für Palliativmedizin auch einen Teil des Erfolgs darstellt, wird in den sechs Ausgaben des Jubiläumsjahres versucht werden, darin eine Rückschau und einen Ausblick zu geben. Dazu wollen wir die bisherigen Präsidenten sowie die Geschäftsführer zu Wort kommen lassen.

Wohl niemand der Pionierinnen und Pioniere wird geahnt haben, welch weitreichenden Folgen die gedankliche „Dissemination“, im Sinne einer positiven Aussaat, 25 Jahre nach dem Beginn haben würde – und das in den unterschiedlichsten Bereichen. Zuvorderst natürlich in der klinischen Versorgung, sowohl stationär als auch ambulant. Aber auch in der wechselnd starken Zusammenarbeit und dem Verständnis zwischen Hospizarbeit und Palliativmedizin. Und, nicht zuletzt, im gewachsenen Wissen um die Notwendigkeit des Aufeinanderangewiesenseins von Haupt- und Ehrenamt. Beeindruckend ist weiterhin, wie aus einem Miteinander von bürgerschaftlichem Engagement, Politik und Institutionen der Gesundheitsversorgung Prozesse initiiert worden sind, die unter anderem zur Entwicklung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen mit ihren Handlungsempfehlungen im Rahmen einer nationalen Strategie geführt haben. Damit entstand aus den Gedanken vergleichsweise weniger Enthusiasten allmählich eine Normalität im Sinne des Selbstverständnisses einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss – basierend auf idealtypischen Normen wie den fünf Leitsätzen der Charta zu dem Grundsatz „Jeder Mensch hat ein Recht auf Sterben unter würdigen Bedingungen“. Diese Leitsätze spiegeln (1) die gesellschaftlichen Herausforderungen, (2) die Anforderungen an die Versorgungsstrukturen, (3) Aus-, Weiter- und Fortbildung, (4) Entwicklungsperspektiven und Forschung sowie (5) die europäische und internationale Dimension wider.

Aus dieser begrüßenswerten Normalität ließe sich die Frage generieren, ob und wie Palliativmedizin und Hospizarbeit trotzdem noch etwas Besonderes darstellen können. Und ob dieses Besondere irgendwann (wieder) Teil der Medizin und der Betreuung von Menschen werden könnte in einer Zeit eines hochtechnisierten Medizinverständnisses, das den Befund in den Vordergrund stellt und nicht das Befinden eines Menschen. Sich demgegenüber anders zu positionieren, trägt Palliativversorgung bei, mit dem Ziel, das Befinden über den Befund zu stellen. Diesen Ansatz seriös vertreten zu können bedarf es der Forschungsexpertisen, die nicht nur von den universitären Lehrstühlen erbracht werden. Die vor 25 Jahren behutsam formulierte Frage, ob es ethisch vertretbar sei, bei Schwerkranken und Sterbenden Forschung zu betreiben, ist mittlerweile durch die vernetzte Arbeit der Lehrstühle eindeutig positiv beantwortet worden. Es hat sich gezeigt, dass wesentliche Bereiche nicht nur gut beforschbar sind, sondern auch beforscht werden müssen. Und gäbe es nicht die Zeitschrift für Palliativmedizin, die im Wesentlichen zur Veröffentlichung von Forschungsergebnissen dient, könnte sich die Palliativversorgung schwerlich weiterentwickeln.

Vieles gilt es zu fragen und zu hinterfragen: Wo und wie können wir zu Verbesserungen der Versorgung beitragen? Wo zeigen sich Grenzen? Wie lässt sich die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt weiter optimieren? Wie können wir die Herausforderungen des Hospiz- und Palliativgesetzes gebührend ernst nehmen und umsetzen? Wie können wir uns in Geduld üben, um zu ertragen, dass vieles nur langsam oder vielleicht auch gar nicht geht?

Solche Fragen sind für uns nicht nur Anlass, auf die bisherigen Präsidenten der DGP zuzugehen, um ihre speziellen Einschätzungen und Erfahrungen zusammenzutragen, sondern auch Ansporn, die kommenden 25 Jahre DGP gemeinsam auf der Grundlage dessen, was alles erreicht werden konnte, in der notwendigen Multidisziplinarität und und mit Respekt vor unseren Patienten und ihren An- und Zugehörigen weiter zu entwickeln.

In dieser Ausgabe gilt es, dem ersten Präsidenten der DGP, Professor Dr. Heinz Pichelmaier zu danken, der letztendlich eine Vision hatte, getragen auch durch Dr. Ingeborg Jonen-Thielemann und andere, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass das, was wir heute unter Palliativversorgung verstehen und umsetzen, überhaupt möglich ist.

Ihre Herausgeber

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Manfred Gaspar

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Christoph Ostgathe

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Traugott Roser