Editorial

„Die Macht der Katzen.“

Liebe Kollegen,

ich habe die leidvolle Erfahrung gemacht, dass sich auch Tierärzte der Macht der Katzen beugen müssen. Als jugendlicher Siam-Katzenbesitzer dufte ich „Ich-fress-nur-was-ICH-will-Terror“ erleben, mit der Folge einer absoluten Fehlernährung (glücklicherweise ohne Folgen). Aufgrund dieser und ähnlicher Erfahrungen hatte ich, nun „Profi“, zu Beginn der Beziehung zu meinem jetzigen Kater noch den Plan, so etwas nicht wieder zuzulassen. Also: Standardsituationen wie Festhalten, Begutachten der Ohren u. ä. wurden regelmäßig geübt. Tja, aber nur einige Wochen, dann hatte mein Kater entdeckt, wie man sich schlangengleich aus jeder Position herauswinden kann (natürlich begleitet von lautstarkem Protest). Und ich hatte gelernt, dass neben Weglaufen, Verstecken, Schreien, Kratzen und Beißen einer Katze mindestens eine weitere Möglichkeit bleibt, sich jeglichem Einfluss zu entziehen. Und ich gab natürlich nach, um den Kater nicht weiter zu stressen und sicher auch aus Mangel an Geduld und Zeit. Im Folgenden rächte sich mein unprofessionelles und nachgiebiges Verhalten, denn leider habe ich einen FLUTD-Kater, welcher auf NSAIDs mit Magenulzera reagiert, die man nicht suffizient behandeln kann, da eine orale Medikamenteneingabe schier unmöglich ist. Ein Problem, welches man wahrscheinlich mit etwas mehr Sensibilität für Katzenpsyche und -verhalten hätte vermeiden können. Wie Sie in Ihrer klinischen Arbeit auf diese eingehen können und so felinen und humanen Stress vermeiden/reduzieren, zeigt unser Artikel zu diesem Thema.