Dialyse aktuell 2018; 22(10): 437
DOI: 10.1055/a-0657-9173
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Rolfdieter Krause
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Publication Date:
18 December 2018 (online)

Körperliche Fitness und ausgewogene Ernährung sind 2 Grundpfeiler für eine gesunde Lebensführung. Es gibt inzwischen keine Zweifel mehr, dass regelmäßige körperliche Aktivitäten im Alltagsleben – wie Haushaltstätigkeiten, Einkaufengehen, Treppensteigen, Gartenarbeit, Spaziergänge – einen wichtigen Beitrag zur Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Lebenserwartung leisten. Insbesondere in der Inneren Medizin sind die Bewegungs- und Trainingstherapie inzwischen evidenzbasierte Teile der Gesamtbehandlungskonzeption. Für chronisch Nierenkranke in allen Behandlungsstadien, das heißt vor der Dialysepflicht, während der Dialyse sowie vor und nach der Nierentransplantation, konnte Folgendes nachgewiesen werden: Eine gute körperliche Fitness beeinflusst nicht nur die häufigen Grund- beziehungsweise Begleiterkrankungen wie Hypertonie, Diabetes oder Herzinsuffizienz günstig, sondern unterstützt auch die nephrologische Therapie selbst.

Das „Rezept für Bewegung“ wurde bereits 2004 in Deutschland entwickelt und seit vielen Jahren ist es zudem von der Europäischen Sportmedizinischen Gesellschaft (EFSMA) übernommen worden. In den letzten Jahren wird es auch zunehmend von den Leistungsträgern empfohlen. Ergänzend zur nephrologischen Basisbehandlung sollten individuell ausgerichtete Bewegungs- und Trainingsempfehlungen verordnet und deren Effekte regelmäßig kontrolliert werden. Auf dem „Rezept für Bewegung“ sind wie bei der Dosisangabe eines Medikamentes Vorgaben für Häufigkeiten und Intensitäten vom Ausdauer- und Krafttraining sowie die Sportarten einzutragen. Um dem Patienten eine Orientierung über seinen körperlichen Status und die erzielten Erfolge zu geben, können in jeder Praxis oder Ambulanz einfach durchzuführende anerkannte sportmotorische Funktionstests durchgeführt werden.

Nicht nur für Dialysepatienten – und hier insbesondere während der Dialysebehandlung – konnte in den letzten 2 Jahrzehnten gezeigt werden, dass eine individuell angepasste Trainingstherapie auch positiven Einfluss auf die nephrologische Basistherapie hat. Es ist in der Literatur vielfach belegt, dass sowohl in den CKD-Stadien (CKD: chronic kidney disease) vor der Dialysepflichtigkeit als auch unter der Transplantation eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit mit einem langsameren Abfall der Nierenfunktion beziehungsweise einer Stabilität der Transplantatfunktion einhergeht. Gerade unter diesen Aspekten sollte ein individuell verordnetes und kontrolliertes Trainingsprogramm zum nephrologischen Standard gehören.

Da die Nieren circa 7 % des Ruheenergieumsatzes beanspruchen, ist eine qualitativ und quantitativ ausreichende Ernährung notwendig. Dies ist insbesondere bei vermehrter körperlicher Belastung zu berücksichtigen. Eine besondere Stellung nimmt hierbei der Eiweißstoffwechsel ein, um eine adäquate Versorgung für den Muskel- und Knochenstoffwechsel zu gewährleisten. Dabei ist auch eine günstige Aminosäurenkombination zu berücksichtigen. Für eine Progressionsverzögerung könnten die Omega-3-Fettsäuren und Folsäure eine begünstigende Rolle spielen. Die Empfehlungen für eine reduzierte Kochsalz- und Kaliumzufuhr können unter Nutzung von vegetabilen und veganen Ernährungskonzepten umgesetzt werden.

Dr. med. Rolfdieter Krause, Berlin