physiopraxis 2018; 16(07/08): 1
DOI: 10.1055/a-0603-1266
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Runter vom Sofa

Elke Oldenburg

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Publication Date:
20 July 2018 (online)

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Couch-Potatoes, die nur fordern und selbst nichts tun, sind nicht Hannah Krappmanns Ding. Im Landesvorstand von Physio-Deutschland will sie sich für bessere Arbeitsbedingungen starkmachen.
Abb.: R. Reiche [rerif]
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Heiko Schneider ist nicht der Typ, der aufgibt. Mit seiner Protestradtour nach Berlin hat er es geschafft, dass die Medien die Probleme der Therapieberufe bundesweit aufgegriffen haben (SEITE 5).
Abb.: M. Gehrig [rerif]

Vom Sofa aus lässt es sich leicht Sprüche klopfen und andere beschimpfen. Vor allem über die sozialen Medien erzielt man Aufmerksamkeit und füttert damit sein Ego. Manche verwechseln das mit Engagement. Doch ändern tut sich durch die Meinungsäußerung allein in den seltensten Fällen etwas. Soll sich die Situation der Therapieberufe wirklich verbessern, braucht es echtes Engagement. Das kann ganz verschieden aussehen.

Hannah Krappmann beispielsweise entschied sich für einen Berufsverband. Die 24-Jährige hat sich im April in den Landesvorstand Baden-Württemberg von Physio-Deutschland wählen lassen. Ihr Antreiber ist die Liebe zum Beruf. „Es kann nicht sein, dass dieser tolle und wichtige Beruf so wenig Anerkennung erfährt“, sagt sie mir im Interview auf Seite 59. Das will sie durch ihr Engagement im Berufsverband ändern und nichts unversucht lassen. Bitter stößt ihr der Hass auf, der den Verbänden immer wieder in den sozialen Medien entgegenschlägt. Da kann man denken: Kein Wunder, die Verbände haben über all die Jahre ja auch kaum was bewirkt. Aber selbst wenn dem so ist, den Kopf in den Sand stecken wird nichts ändern. Und Destruktivität war noch nie ein guter Begleiter.

Zu was Konstruktivität führen kann, zeigt die Protestradtour von Heiko Schneider nach Berlin. Der Physiotherapeut wollte, bevor es möglicherweise zur Schließung seiner Praxis kommt, ebenfalls nichts unversucht lassen. Er ist ein Macher, gut vernetzt mit Kollegen, mit Leib und Seele Therapeut und mutig dazu. Ohne Rückhalt von Kollegen, Familie, Freunden und der Initiative „Therapeuten am Limit“ hätte er den Schritt in die Öffentlichkeit mit Brandbrief und Radtour wohl nicht gewagt. Viele Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten unterstützten ihn dabei. Ergotherapeut und ergopraxis-Herausgeber Michael Schiewack hat Heiko vier Tage auf der Tour begleitet und schildert seine Eindrücke auf Seite 7. Sie berühren und motivieren, die Aktionswelle nicht abebben zu lassen. Also runter vom Sofa. Engagieren mit Gleichgesinnten ist erfüllend. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig.

Ihre

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