Laryngorhinootologie 2018; 97(06): 435-436
DOI: 10.1055/a-0588-6664
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung


Subject Editor: Dr. med. Gerlind Schneider, Jena
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Publication Date:
11 June 2018 (online)

Innenohr, Gleichgewichtssinn und Otobasis

Sprechen Sie über die Tympanosklerose. Entstehung, Diagnostik und Therapie.

Antwort: Die Tympanosklerose umfasst eine narbige Degeneration des subepithelialen Bindegewebes mit anschließender Verkalkung. Dies zeigt sich in Kalkeinlagerungen im Trommelfell und Kalkmassen in der Paukenhöhle mit Fixierung der Gehörknöchelchenkette.

Die Pathogenese ist noch weitgehend ungeklärt, es besteht allerdings ein deutlicher Zusammenhang mit längeren chronischen Entzündungen des Mittelohres. Histologisch zeigt sich atrophes Narbengewebe mit Kalkeinlagerung in den hyalinen Strukturen und eine stark verminderte Vaskularisierung.

Im Rahmen ohrchirurgischer Eingriffe findet man in ca. 10 % eine Tympanosklerose. Am häufigsten (ca. 30 %) zeigt sich eine Myringosklerose, seltener sind ausgeprägte Tympanosklerosen mit Fixierung der Ossikelkette.

Das ohrmikroskopische Bild reicht von blanden, asymptomatischen Kalkeinlagerungen im Trommelfell bis zu Kalkeinlagerungen in den Randbezirken zentraler Perforationen bei Myringosklerosen im Rahmen einer Otitis media chronica. Audiometrisch zeigt sich bei Befall der Ossikelkette eine Schallleitungsschwerhörigkeit in unterschiedlichem Ausmaß. Isolierte Kalkeinlagerungen bei intaktem Trommelfell ohne Schallleitungskomponente bedürfen keiner Therapie. Die Kalkeinlagerungen in den Rändern eines mesotympanalen Defektes sollten beim Trommelfellverschluss entfernt werden, da damit die Einheilung des Transplantates verbessert werden kann. Bei einer Tympanosklerose der Ossikelkette ist immer dann eine Operationsindikation gegeben, wenn eine funktionell relevante Schallleitungsschwerhörigkeit vorliegt. Eine reine Mobilisation der Kette ist nicht dauerhaft erfolgreich, weil es in der Regel zu einer Refixierung kommt. In der Regel ist der Einsatz eines autologen oder alloplastischen Ossikelersatzes notwendig, der im Trommelfellbereich durch Knorpel abgedeckt werden sollte. Eine Besonderheit stellt die Tympanosklerose der ovalen Nische dar. Im Gegensatz zur Otosklerose ist das Ertaubungsrisiko durch die bakterielle Besiedelung der tympanosklerotischen Herde deutlich höher. Dies muss bei der Operationsaufklärung besprochen und auf die Alternative einer Hörgeräteversorgung hingewiesen werden. Entscheidend ist hier auch die Hörleistung des Gegenohres.

Die Erfolgsaussichten eines Trommelfellverschlusses sind ähnlich zu denen einer chronisch mesotympanalen Otitis media. Bei einer Tympanoplastik Typ III mit Rekonstruktion der fixierten Kette ist zu 75 % eine Hörverbesserung über einen längeren Zeitraum zu erwarten. Die Prognose bei Befall der ovalen Nische mit Fixierung des Steigbügels ist dagegen deutlich schlechter als bei der Otosklerose.