Laryngorhinootologie 2018; 97(04): 287-288
DOI: 10.1055/a-0549-3200
Facharztfragen
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Publication Date:
10 April 2018 (online)

Nahrungsmittelallergien

Sprechen Sie über Nahrungsmittelallergien!

Antwort: Nahrungsmittelallergien entsprechen analog den Inhalationsallergien der Bildung von allergenspezifischen Antikörpern mit dadurch ausgelösten Symptomen durch immunologische Mechanismen. Die echten Nahrungsmittelallergien sind abzugrenzen von Nahrungsmittelintoleranzen und psychischen Aversionen gegen Nahrungsmittel.

Die Prävalenz von Nahrungsmittelallergien ist bei Kindern (7,5 %) doppelt so hoch wie bei Erwachsenen (3,5 %). Im Gegensatz dazu sind bei den Inhalationsallergien Erwachsene (ca. 26 %) deutlich häufiger betroffen als Kinder (ca.19 %).

Man unterscheidet verschiedene Typen von Nahrungsmittelallergien – Typ A: Säuglinge, Kleinkinder; Sensibilisierung gastrointestinal; Typ B: ältere Kinder, Erwachsene; Kreuzreaktion auf Nahrungsmittel bei Inhalationsallergien; Typ C: vor allem Frauen; Sensibilisierung gastrointestinal.

In der Praxis werden häufig Nahrungsmittelunverträglichkeiten (-intoleranzen) gleichgesetzt mit einer durch Provokation und IgE-Bestimmung nachgewiesenen Nahrungsmittelallergie. Daraus resultieren auch die häufigen anamnestischen Angaben von multiplen „Nahrungsmittelallergien“, die in der Regel keine echten Allergien sind.

Häufigste Nahrungsmittelallergene in Deutschland sind Nüsse, Gewürze, Kräuter, Sellerie, Apfel, Karotte, Milch, Fisch- und Schalentiere, Hühnerei und Hülsenfrüchte (Erdnüsse, Soja).

Symptom der Nahrungsmittelallergie kann zum einen das orale Allergiesyndrom mit unmittelbar nach Kontakt mit dem allergenen Nahrungsmittel auftretenden Juckreiz der Mund- und Rachenschleimhaut, ggf. mit Schleimhautoedem sein. Seltener sind Rötungen und Bläschenbildung der Schleimhaut.

Zum anderen kann es zu einer systemischen Reaktion mit zusätzlich zu den lokalen Symptomen auftretender generalisierter Urtikaria und ggf. Flush-Symptomatik kommen. Die Symptomatik kann sich bis zum allergischen Schock ausweiten.

Die Diagnostik der Nahrungsmittelallergie erfolgt analog der Diagnostik der Inhalationsallergene: Anamnese, Hauttest, Labordiagnostik. Eine weitere Eingrenzung kann durch eine Eliminationsdiät und einen oralen Provokationstest erfolgen. Durch die Eliminationsdiät mit Ernährungs- und Symptomtagebuch kann das Allergen weiter eingegrenzt werden und vor allem eine Abgrenzung zu Intoleranzen oder psychischen Aversionen erfolgen. Mit dem Provokationstest nach abgeschlossener Diagnostik kann das Allergen bestätigt und damit auch das unnötige Meiden von Nahrungsmitteln eingeschränkt werden. Der Provokationstest muss unter ärztlicher Aufsicht und Notfallbereitschaft erfolgen. Die Durchführung sollte als doppelblinde, placebokontrollierte Nahrungsmittelprovokation analog der Leitlinie (S2K-Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien 2015) erfolgen.

Therapeutisch ist nur die Karenz des Allergens sinnvoll. Das vollständige Meiden eines Allergens (z. B. Erdnuss) kann auf Grund der oft nicht bekannten Bestandteile von Nahrungsmitteln schwierig sein. Die Patienten sollten deshalb intensiv aufgeklärt und mit einem Notfallset aus Adrenalin-Auto-Injektor, Antihistaminikum und Kortikosteroiden versorgt werden. Bei Kreuzallergien gibt es Hinweise, dass eine spezifische Immuntherapie des Inhalationsallergens zu einer Besserung der Nahrungsmittelallergie führen kann, es fehlen dazu aber belastbare klinische kontrollierte Studien.