Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2018; 46(01): 35-42
DOI: 10.15653/TPG-170517
Übersichtsartikel
Schattauer GmbH

Abortursachen beim Pferd – eine Übersicht der Literatur und eigene Auswertungen

Causes of abortion in horses – overview of the literature and own evaluations
Ramona Weber
1   Tierarztpraxis Wessling, Siegen
,
Rainer Hospes
2   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
Axel Wehrend
2   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
› Author Affiliations
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. A. Wehrend
Klinik für Geburtshilfe
Gynäkologie und Andrologie
der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz
der Universität Gießen
Frankfurter Straße 106
35392 Gießen

Publication History

Eingegangen: 25 August 2017

Akzeptiert nach Revision: 12 November 2017

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Zusammenfassung

Ziel dieser Arbeit war, den aktuellen Stand der Literatur über mögliche Ursachen, die klinische Symptomatik und Pathogenese des Aborts bei der Stute zusammenzufassen und durch Auswertung von Patientendaten die Häufigkeit verschiedener Abortursachen in der deutschen Vollblutzucht darzustellen. Hierzu wurde eine Literaturauswertung unter Verwendung von Fachdatenbanken, veterinärmedizinischen Fachzeit-schriften und Lehrbüchern vorgenommen und zusätzlich die Untersu-chungsergebnisse von 123 Aborten des Vollblutzuchtgebiets Deutsch-land Mitte ausgewertet. Die in der Literatur am häufigsten beschriebene Abortursache ist die bakterielle Infektion. Große Bedeutung haben auch Aborte durch equines Herpesvirus (EHV) 1/4, Zwillingsgravidi -täten und Nabelstranganomalien. Beispiele seltenerer Abortursachen sind equine virale Arteritis (EVA), infektiöse Anämie der Einhufer (EIA), Infektionen durch Pilze oder Protozoen, fetale Missbildungen und Erkran kungen der Mutterstute (Begleitabort). In der eigenen Studie konnte in 47,2 % der Fälle keine Abortursache gefunden werden. Ein Infektionsgeschehen lag bei 26,8 % der Aborte vor. Infektionserreger waren in 17,1 % der Fälle Bakterien, in 8,9 % Viren (EHV 1/4) und in 0,8 % Pilze. Als Hauptursache für einen nichtinfektiösen Abort erwies sich die Zwillingsgravidität (21,1 %). Andere Gründe nichtinfektiöser Aborte waren fetale Missbildung (3,3 %), Nabelstrangulation (0,8 %) und Uterustorsion (0,8 %). Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass in Zukunft ein größeres Augenmerk auf sonographische Untersuchungen in der Frühträchtigkeit zum Ausschluss einer Zwillingsgravidität gelegt werden sollte, um die Abortrate weiter zu senken. Um die Aufklärungsrate bezüglich der Abortursachen zu erhöhen, könnte es helfen, bei der Untersuchung des Abortmaterials auch seltenere Abortursachen (z B. EVA oder Chlamydien) routinemäßig labordiagnostisch abzuklären.


Summary

The aim of this study was to summarize the current status of the possible causes, clinical symptoms and pathogenesis of abortion in the mare and to evaluate the frequency of varying causes of abortion in German thoroughbred breeding. An analysis of the literature using electronic libraries, journals and textbooks was performed. In addition, the results of examinations of 123 abortions of thoroughbred breeding in central Germany were evaluated. In the literature, bacterial infections are the most frequently described cause of abortion. Other important causes are infections with equine herpesvirus (EHV)-1 or -4, twin pregnancy and umbilical cord anomalies. Examples of rare causes of abortion are equine viral arteritis (EVA), equine infectious anemia, fungal or parasitic infections, fetal malformations and diseases of the mare. In our study of 123 abortions, no cause was found in 47.2 % of the analyzed abortions. Infections were responsible for 26.8 % of the abortions. The main pathogens were bacteria in 17.1 % of the cases followed by viruses (EHV-1/4) in 8.9 % of the cases. Fungal infection was diagnosed in 0.8 % of the cases. The most common cause of a non-infectious abortion was twin pregnancy (21.1%). Other causes of non-infectious abortion were fetal malformations (3.3 %), umbilical cord strangulations (0.8 %) and uterine torsion (0.8 %). The results of our own study suggest that in the future greater attention should be paid to ultrasonographic examinations in the early pregnancy to reduce the rate of abortions because of a twin pregnancy. To increase the detection rate of unknown causes of abortion, rarer causes of abortion should be investigated, including for EVA and chlamydia, as a matter of routine.


 


Interessenkonflikt

Die Autoren bestätigen, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Korrespondenzadresse

Prof. Dr. A. Wehrend
Klinik für Geburtshilfe
Gynäkologie und Andrologie
der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz
der Universität Gießen
Frankfurter Straße 106
35392 Gießen