Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9(2): 40-50
DOI: 10.1055/s-2008-1082354
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Wissen - Haltung - Fertigkeiten - Curriculum Vitae palliativae zum Abschied von Eberhard Klaschik

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Publication Date:
11 July 2008 (online)

 

Martina Kern, Bonn

Monika Müller, Bonn

Prof. Friedemann Nauck, Göttingen

Eberhard Klaschik, einer der Pioniere der Palliativmedizin in Deutschland, wurde zum 1. April 2008 aus der aktiven hauptberuflichen Arbeit in den Ruhestand verabschiedet. Uns, die wir so viele Jahre mit ihm zusammenarbeiten durften, war lange im Voraus bewusst, welch große Lücke er hinterlassen wird. Und das unabhängig davon, dass die Palliativmedizin längst im Zeitalter der Institutionalisierung angekommen ist und in vielen Regionen flächendeckend stationäre und ambulante Hospize vorhanden sind; nicht zuletzt durch die Etablierung eines rechtlichen Anspruchs und die Finanzierung einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Deutschland, infolge derer sich auch die ambulante und stationäre Palliativversorgung rasch, teils vielleicht sogar zu rasch, weiterentwickeln wird. Für die Vision einer flächendeckenden Palliativversorgung und eines bedarfsgerechten Zugangs zu Palliativmedizin und hospizlicher Begleitung hat Eberhard Klaschik sich schon sehr früh - seit den 1980er Jahren - auf politischer, gesellschaftlicher und multiprofessioneller Ebene eingesetzt.

Den Menschen Eberhard Klaschik und sein Tun auf diesem Weg charakterisieren 3 Faktoren: sein Wissen, seine Haltung und seine Fertigkeiten.

Kurrikular zusammengefasst heißt das:

Wissen ist und war für Eberhard Klaschik das unumstößliche Fundament seiner Arbeit. Hier verlangte er nicht nur von sich selbst, sondern von allen, die mit ihm arbeiteten, stets auf dem neusten Stand zu sein. Wissen ist Macht, Macht ist soziale Verantwortung. Diese Verantwortung durch Wissen hat Eberhard Klaschik für die Entwicklung der Palliativmedizin in einer stets offenen Kommunikation mit der Politik, als langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, in der Ärzteschaft und auch in der Arbeit mit und in seinem Bonner Team genutzt, ohne sie für sich selbst jemals auszunutzen.

Haltung gibt Wissen die ethische Richtung und den palliativen Handlungsrahmen. Wie Wissen zum Nutzen desjenigen, dem es zugutekommen soll, umgesetzt wird, wird von der Haltung der Akteure geprägt. Eberhard Klaschiks Haltung lebt aus dem unbedingten Respekt vor dem Leben und beruht auf dem Streben, diesem Leben und der Qualität des Lebens uneingeschränkt durch die Verbesserung von Schmerztherapie und Symptomkontrolle zu dienen . Auch seine Prägung der Bonner Kursarbeit zeigt deutlich, wie das ureigene palliative oder hospizliche Moment in der Haltung der Lehre sichtbar und erlebbar werden kann.

Fertigkeiten im palliativmedizinischen und hospizlichen Kontext verstehen wir stets als über ein rein instrumentelles Tun hinausgehend. Der Erfolg ihres Erlernens und Einübens basiert darauf, wie umfassend Wissen und Haltung internalisiert werden. Zu den vielfältigen Fertigkeiten von Eberhard Klaschik gehört zweifelsohne seine besondere Stärke, Fähigkeiten und Motivation anderer zu sehen, zu fördern, zu entfalten und in besonderer Weise lebendig zu halten. Auch hat er die Fähigkeit zu erkennen, wie Teams zusammengesetzt sein müssen, um effektiv zur Entwicklung beitragen zu können. Stets Enthusiast und willensstark, verlor Eberhard Klaschik sich nicht im Detail. Er ließ andere neben sich sein, entwickeln, mitdenken, mitentscheiden und handeln. Er war ein charismatischer, mit natürlicher Autorität ausgestatteter Chef, dessen Team von seiner Entschiedenheit, Präsenz und Fürsorge profitierte.

Wir hoffen sehr, dass er auch in der Zukunft weiter mitdenkt, motiviert, aufmerksam macht und sich einmischt.

Nun sind wir in der nächsten Generation an der Reihe weiterzumachen, nicht locker zu lassen und uns - seinem Namen und Erbe verpflichtet - für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und bedarfsgerechte Hospiz- und Palliativversorgung so einzusetzen, wie wir es über lange Jahre von Eberhard Klaschik gelernt haben.

Mit Respekt und Dank wünschen wir von Herzen Gesundheit, Zufriedenheit und Schaffenskraft im neuen Lebensabschnitt.

Prof. Friedemann Nauck

Martina Kern

Monika Müller

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