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DOI: 10.1055/s-2008-1081549
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Schlaganfall - „Time ist Brain”
Publication History
Publication Date:
19 June 2008 (online)

Der Schlaganfall ist in Deutschland mit etwa 200000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Diagnosen - und damit derzeit die zweit- bis dritthäufigste Todesursache. Neben der hohen Mortalität in der Anfangsphase von rund 30 % führt die Diagnose 'Schlaganfall' bei weiteren 30 % der Betroffenen zu schweren Behinderungen und Pflegebedürftigkeit. Nur ein Drittel der Patienten kann beruflich und sozial voll rehabilitiert werden. Die sozioökonomischen Auswirkungen des Schlaganfalls sind daher enorm: Im Schnitt ist mit direkten Folgekosten von über 40000 Euro pro Schlaganfallpatient zu rechnen. Zwar ist die Schlaganfallinzidenz in den letzten Dekaden aufgrund der besseren Prävention gesunken, allerdings sind aufgrund der demografischen Entwicklung insgesamt immer mehr Schlaganfallpatienten zu erwarten.
In den letzten Jahren hat sich die Behandlung entscheidend geändert. Heute ist unser Ziel, die gesamte Behandlungskette qualitativ und quantitiv zu verbessern. Dabei geht es zum einen um eine ausreichende Primärprävention, zum anderen um eine verbesserte Akutbehandlung - die bereits im Notfallwagen beginnt - und zum dritten um die Einrichtung von Spezialstationen, sogenannten Stroke Units. Ein Konzept der Frührehabilitation von Schlaganfallpatienten ist ebenso entstanden wie spezielle Rehabilitationsmöglichkeiten in der Neurologie. Intensiviert wurde zudem die Nachbehandlung beim Hausarzt über Netzwerkstrukturen. Telemedizinische Ansätze sollen in Zukunft dazu beitragen, die Schlaganfallbehandlung auch in Zentren anbieten zu können, die keine Spezialversorgung vorhalten können. Dazu tragen auch Projekte bei, die über diverse Informationssysteme die Kommunikation über die Schnittschnellen verbessern können (Stroke Angel).
Bedeutend weiterentwickelt hat sich die zerebrale Bildgebung, wobei hier insbesondere die Kernspintomografie zu neuen Einsichten in die Pathophysiologie des Schlaganfalles geführt hat. Zahlreiche klinische Studien zur Verbesserung der Sekundärprävention zeigen sowohl neue medikamentöse Ansätze wie auch Behandlungsmethoden (Karotischirurgie und Stentapplikationen, Dekompressionsoperation) auf. Nachuntersuchungen haben zudem dokumentiert, dass nach einem Insult eine erhebliche psychische Einschränkung bei dem Patienten entstehen kann, was heute unter dem neuen Begriff der 'Poststroke-Depression' subsumiert wird. Noch völlig unterschätzt sind jedoch die kognitiven Einschränkungen, welche die Patienten erleiden. So muss eine demenzielle Entwicklung bei Schlaganfallpatienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erwartet werden.
In dem aktuellen Schwerpunktheft des klinikarzt können leider nicht alle Teile der Versorgungskette ausführlich angesprochen werden. Daher haben wir die wichtigsten Meilensteine herausgegriffen und uns dabei der Hilfe renommierter Autoren versichert. Bisher haben wir in unserer klinischen Routine immerhin erreicht, dass wir anstatt 5 % jetzt etwa 10 % der Patienten eine adäquate Versorgung anbieten können. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um diese Quote deutlich zu erhöhen. Vielleicht helfen unsere Artikel, die Versorgung von Schlaganfallpatienten weiter zu verbessern. Ich wünsche Ihnen daher eine interessante Lektüre - und dass Sie einige Informationen finden werden, die Sie in Ihrem täglichen klinischen Alltag auch umsetzen können.