Bei den Late Breaking Clinical Trials im Rahmen des 68th Sessions der American Diabetes Association wurde eine Studie vorgestellt, deren Name
(HEART2D = hard to do) quasi ein Synonym für den Studienverlauf war. Verglichen wurden
zwei Regime bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nach einem akuten Herzinfarkt. Im Hinblick
auf weitere kardiovaskuläre Ereignisse zeigte sich kein Vorteil bei den Patienten,
bei denen die Therapie auf die Kontrolle der postprandialen Blutzuckerwerte fokussiert
war.
In der randomisierten, kontrollierten, multinationalen Studie wurde eine prandiale
Insulinstrategie mit einer basalen Insulinstrategie verglichen. Primärer Endpunkt
war das Auftreten eines zweiten kardiovaskulären Ereignisses (Herztod, nicht tödlicher
Infarkt oder Schlaganfall, sowie Hospitalisierung wegen kardiovaskulärer Symptome
oder der Notwendigkeit einer Bypass-Operation) bei Patienten, die bis spätestens 21
Tage nach einem Infarkt in HEART2D aufgenommen worden waren.
Die Patienten in der prandialen Gruppe (n = 557) erhielten Insulin Lispro vor jeder
Mahlzeit mit dem Ziel, den postprandialen Blutzucker zwei Stunden danach auf weniger
als 135 mg/dl (7,5 mmol) gesenkt zu halten. Die Patienten der basalen Gruppe (n =
558) erhielten zweimal täglich NPH-Insulin oder einmal täglich Insulin glargin mit
dem Ziel, den Nüchtenblutzucker auf unter 121 md/dl (7,7 mmol) einzustellen.
"Es ging uns in der Studie nicht darum, den Unterschied zwischen zwei verschiedenen
Behandlungsstrategien auf-zuzeigen, sondern um den Unterschied zwischen den beiden
Glukoseprofilen", erklärte Itamar Raz, Chef der Diabetesabteilung am Hassadah University
Hospital in Ein-Karem (Israel). Die Studie verlor sehr viele Patienten - 220 in der
prandialen und 212 in der basalen Gruppe. Dies könnte nach Raz eines der Probleme
bei der Bewertung der Ergebnisse sein - "wir reden nicht von sehr vielen Patienten,
nur rund 1 100, und lediglich weniger als 800 davon verblieben bis zum Schluss in
der Studie. Einige wurden von den behandelnden Ärzten herausgenommen oder mussten
wegen sehr geringer Compliance eliminert werden".
Behandlungsziel in jeder Gruppe war ein HbA1c-Wert von unter 7 %, ungefähr 50 % der Patienten in jeder Gruppe erreichten diesen
Wert auch. Verglichen mit der basalen Gruppe benötigten die Teilnehmer in der prandialen
Gruppe dafür jedoch mehr Insulin und verzeichneten auch eine signifikant höhere Gewichtszunahme.
Die durchschnittlichen postprandialen Zwei-Stunden-Glukosespitzen zeigten in der prandialen
Gruppe signifikant geringere Ausschläge als in der basalen (p = 0.0001). Die Anzahl
kardiovaskulärer Ereignisse war im Verlauf der Studie jedoch in beiden Gruppen vergleichbar:
181 in der prandialen, 174 in der basalen Gruppe (HR 0.98). Der mittlere HbA1c-Wert war in beiden Gruppen gleich (7,6 %, p = 0.48).
Da hinsichtlich der Zielparameters kardiovaskuläre Ereignisse keine Unterschiede in
den beiden Gruppen sichtbar wurden, noch nicht einmal ansatzweise ein Trend zugunsten
eines der beiden Regime, brach man die Studie ab. Auch im weiteren Verlauf wären keine
signifikanten Unterschiede mehr zu erwarten gewesen, erklärte Raz. Dennoch könne eine
weitere Auswertung der Daten wertvolle Erkenntnisse bringen, so der Experte weiter.
Es wäre z. B. von Interesse zu prüfen, ob eine Hypoglykämie selbst Auswirkungen auf
die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse hatte, auch Erkenntnisse über den Zusammenhang
von Diabetesdauer und dem Auftreten der kardiovaskulären Ereignisse wären wichtig
- und "wir sollten diese Auswertungen noch machen", meinte Raz.
"Es handelt sich bei HEART2D um eine komplizierte Studie", sagte Anne Peters, Leiterin
der Late Breaking Session beim ADA. "Eindrucksvoll dabei sind die Unterschiede der
postprandialen Blutzuckerwerte in den beiden Gruppen, jedoch haben uns einige Studien
gezeigt (ACCORD, ADVANCE und die VA Study), dass es nicht die Blutzuckersenkung ist,
die maßgeblich kurzfristig das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit fortgeschrittener
Krankheit beeinflusst. Um hier das kardiovaskuläre Risiko zu beeinflussen brauchen
wir andere herzwirksame Medikamente".
gb
Quelle: 68th Sessions der American Diabetes Association (ADA): Late Breaking Clinical Studies
am 9. Juni 2008 in San Francisco