Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(2): 58-59
DOI: 10.1055/s-2008-1079379
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Bisher unbekanntes Arenavirus in Bolivien entdeckt

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Publication Date:
10 June 2008 (online)

 
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Ein Team aus Wissenschaftlern der bolivianischen Gesundheitsbehörden, der US Navy (Lima, Peru) und der CDC ("Centers for Disease Control and Prevention", USA) haben ein bisher unbekanntes Arenavirus in Serumproben eines verstorbenen Patienten aus der bolivianischen Region Chapare (Zentralbolivien) entdeckt und vorläufig charakterisieren können. Benannt wurde das neue Virus nach dem am östlichen Andenrand Boliviens gelegenen Fluss Chapare.

Das Chapare-Arenavirus ruft nach jetzigem Kenntnisstand hämorrhagische Symptome hervor, die denen ähneln, die durch andere bekannte Arenaviren der Neuen Welt hervorgerufen werden (wie z. B. Junin-, Machupo-, Guanarito- und Sabia-Virus). Genetisch unterscheidet sich das Chapare-Arenavirus trotz ähnlicher Symptome deutlich von den anderen Arenaviren. Um genauere Angaben zum Chapare-Arenavirus machen zu können, sind weitere Untersuchungen nötig.

Quellen: promed; Delgado S, Erickson BR, Agudo R et al. Chapare virus, a newly discovered arenavirus isolated from a fatal hemorrhagic fever case in bolivia. PLoS Pathog 2008; 4 (4): 1-6

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Erster Fall der Tularämie in Thailand

In Thailand ist nach offiziellen Angaben des Gesundheitsministers vom 17. März 2008 der erste humane Fall der Tularämie in Thailand überhaupt aufgetreten. Erkrankt ist eine 37 Jahre alte Frau aus der Provinz Prachuap Khiri Khan (Kra Isthmus), die in ihrem Haus Kaninchen gehalten hat. Erste Untersuchungen durch ein US-amerikanisches Labor haben die Diagnose bestätigt. Weitere Untersuchungen durch ein zweites Labor zur Absicherung der Ergebnisse laufen zurzeit.

Die Betroffene, die gleichzeitig an einer Krebserkrankung litt, ist an den Folgen der Infektion verstorben. Die Tularämie, deren Reservoir Hasen und Nagetiere sind, kommt gewöhnlich nur endemisch in Nordamerika, Nord- und Osteuropa, China und Japan vor. Vermutlich hat sich die Betroffene durch ihre Haustiere infiziert.

Beim Erreger handelt es sich um das Bakterium Francisella tularensis, welches durch Zeckenstiche, Insektenstiche, Aerosole (Inhalation), Kontakt zu Körperflüssigkeiten infizierter Tiere oder durch Tierbisse auf den Menschen übertragen werden kann. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nach heutigem Kenntnisstand nicht möglich. Die Herkunft der Erreger ist bei diesem aktuellen Fall bisher nicht bekannt. Möglicherweise stammten die Haustiere der betroffenen Frau aus einem Endemiegebiet, oder sie hatten mit solchen Tieren zuvor Kontakt.

Quelle: promed

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Hohe Meningokokken-Meningitis-Fallzahlen in Burkina Faso

In Burkina Faso sind seit dem 1. Januar 2008 landesweit 7 184 Menschen an der Meningokokken-Meningitis erkrankt, von denen 714 an den Folgen der Infektion verstorben sind. Als Erreger wurde Neisseria meningitidis Serogruppe A in den Regionen Mangodara und Sapouy nachgewiesen. Weitere afrikanische Regionen, in denen zurzeit die Meningokokken-Meningitis gehäuft auftritt, sind Äthiopien, Benin, die Demokratische Republik Kongo, die Elfenbeinküste, Ghana, Mali, Niger, Nigeria, Sudan, Togo, Uganda und die Zentralafrikanische Republik.

Quellen: promed, WHO

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Abb. 1 Lichtmikroskopische Aufnahme von Neisseria meningitidis aus der Harnröhre eines asymptomatischen Patienten (Vergrößerung 1125-fach)

Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 2678, J. Volk

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Lassa-Fieber in Nigeria

In Nigeria sind im März 2008 am "Ebonyi State University Teaching Hospital" (EBSUTH) zwei Ärzte an den Folgen einer Lassa-Fieber-Infektionen verstorben. Es ist nicht bekannt, ob es sich um nosokomiale Infektionen handelt - was relativ häufig vorkommt und auch in diesem Fall wahrscheinlich ist. Das Lassa-Fieber trat in der Region Ebonyi erstmalig im Jahr 2005 auf. Bekannt geworden ist das Lassa-Fieber zum ersten Mal im Jahr 1969 in der Region Borno (Nigeria) in einem Ort namens Lassa. Das Lassa-Fieber kommt endemisch in verschiedenen westafrikanischen Regionen vor. Jährlich erkranken etwa 100 000-300 000 Menschen, von denen zirka 5 000 sterben.

Quellen: promed, WHO

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Abb. 2 Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von an Zellresten assoziierten Lassa-Viren

Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 8699, C. S. Goldsmith, D. Auperin

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Anstieg der Dengue-Fieber-Fallzahlen in Mexiko um 800 %

In Mexiko sind in den letzten vier Jahren die Dengue-Fieber-Fallzahlen um rund 800 % gestiegen. Sind im Jahr 2003 noch 6 400 Menschen landesweit am Dengue-Fieber erkrankt, so waren es im Jahr 2007 bereits 48 000 (und zehn Todesfälle) im ganzen Land. 80 % der Dengue-Fieber-Erkrankungen in Mexiko sind im Südosten des Landes aufgetreten, wobei die meisten Fälle in Veracruz und Chiapas registriert wurden. In diesem Jahr sind in Mexiko bereits 1 380 Menschen am Dengue-Fieber erkrankt.

Nach Angaben regionaler Gesundheitsbehörden zirkulieren in Mexiko zurzeit alle vier Dengue-Virus-Serotypen, was eine mögliche Häufung von Dengue-hämorrhagischen Erkrankungen in naher Zukunft erwarten lässt. In den letzten Monaten trat das Dengue-Fieber auch in mexikanischen Regionen auf, in denen es zuvor nicht vorhanden war (z. B. Coahuila, Nuevo Leon und Tamaulipas). Auch bekannte Touristenregionen sind vom Dengue-Fieber betroffen. So warnen beispielsweise kanadische Gesundheitsbehörden vor dem Besuch der Regionen Cancun, Puerto Vallarta und Acapulco.

Quellen: promed, Health Canada

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Masern in Dänemark mit Ursprung in Indien

Im Januar und Februar 2008 sind im dänischen Kopenhagen fünf Masernfälle aufgetreten. Erkrankt sind bei diesem Cluster vier Erwachsene im Alter von 23 bis 39 Jahren und ein zehn Monate altes Kind. Drei der Betroffenen waren ungeimpft, einer wurde früher mit zwei Dosen geimpft und bei einem Patienten ist der Impfstatus unbekannt. Beim Indexfall handelt es sich um einen 23-jährigen ungeimpften Mann, der neun Tage nach der Rückkehr von einer Indien- und Nepalreise in Dänemark erkrankte. Die zweite Erkrankung trat bei der Freundin des Indexpatienten auf. Zwei weitere der fünf Patienten infizierten sich im Wartezimmer des Arztes, bei dem der Indexpatient behandelt wurde. Die fünfte Infektion kam in dem Krankenhaus zustande, in welches der Indexpatient eingeliefert wurde. Beim verantwortlichen Masern-Virustyp handelt es sich um den Genotyp D4 (GenBank: MVs/Satara.IND/ 15.05/1). Dieser aktuelle Ausbruch ähnelt sehr einem früheren in Italien im Jahr 2006. Auch dort wurde der Genotyp D4 durch einen Indienreisenden importiert, wobei es dabei ebenfalls zu nosokomialen Infektionen bei jungen Erwachsenen gekommen war. Der verantwortliche Masernvirus-Genotyp D4 ist unter anderem endemisch in Indien und Nepal. Dieser kleine Masernausbruch dokumentiert in anschaulicher Weise, wie die Masern durch einen ungeimpften Reisenden aus einem Endemiegebiet in ein Nichtendemiegebiet (Unterbrechung der Masernzirkulation in Dänemark im Jahr 2006) verschleppt werden können. Darüber hinaus zeigt das aktuelle Geschehen, wie wichtig einerseits das Impfen von Reisenden in Endemiegebiete ist und andererseits, dass es in Nichtendemiegebieten aufgrund von ungeimpften Erwachsenen immer wieder zu einer weiteren Ausbreitung einer Infektion kommen kann. Besonders bedenklich ist jedoch die Tatsache, dass sich drei der fünf Erkrankten bei einem Arzt bzw. in einem Krankenhaus infizierten.

Quellen: promed, Eurosurveillance

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Abb. 3 Impfschutz

Quelle: AOK-Mediendienst

Dr. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan

 
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Abb. 1 Lichtmikroskopische Aufnahme von Neisseria meningitidis aus der Harnröhre eines asymptomatischen Patienten (Vergrößerung 1125-fach)

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Abb. 2 Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von an Zellresten assoziierten Lassa-Viren

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Abb. 3 Impfschutz