Einleitung
Einleitung
Allergische Erkrankungen können grundsätzlich
unterschiedliche Manifestationsorgane betreffen und sind daher entsprechend
komplex in ihren klinischen Erscheinungsformen (z. B. Rhinitis, allergisches
Asthma bronchiale, Urtikaria, gastrointestinale Erkrankungen, exogen
allergische Alveolitis, anaphylaktischer Schock). Demzufolge kommt der
Differenzialdiagnostik eine zentrale Bedeutung zu. Es gilt, im Einzelfall die
Beschwerden einem klinischen Krankheitsbild zuzuordnen und den
ursächlichen Allergieauslöser (Allergen) zu ermitteln. In der
Ermittlung des Krankheitsauslösers unterscheidet sich die Allergologie von
anderen Bereichen der Medizin, in denen mit der Erfassung der Symptome die
Diagnostik abgeschlossen ist und eine wirksame Behandlung durch Karenz in
vielen Fällen gar nicht möglich ist.
Ein schrittweises diagnostisches Vorgehen ist sinnvoll und daher
beinhaltet die Allergiediagnostik vier aufeinander aufbauende und sich
ergänzende Schritte: Anamnese/Vorgeschichte/körperlicher Befund
– Hauttest – Labortests/in-vitro-Diagnostik –
Provokationstests ([Abb. 1 ]).
Schwerpunktmäßig wird dieser Artikel einen Überblick über
die große Vielfalt der in-vitro-Teste geben, die in unterschiedlichen
Teilschritten der allergischen Reaktion vom Soforttyp (Typ I) zelluläre
und humorale Parameter erfassen.
Abb. 1 Stufenschema der
Allergiediagnostik.
Anamnese
Anamnese
Die Basis der Allergiediagnostik ist die sorgfältige und
qualifizierte ärztliche Anamnese. Sie dient zur Ermittlung der
Verdachtsdiagnose und der Sichtung und Eingrenzung der in Betracht kommenden
Allergieauslöser, woraus sich die Wahl der weiteren Testungen ergibt. Auch
für die krankheitsrelevante Interpretation der durch Hautteste und
in-vitro-Diagnostik erhobenen Befunde sind die anamnestischen Daten von enormer
Bedeutung, da „falsch positive” Testbefunde bei fehlerhafter
Einschätzung erhebliche, ungerechtfertigte Konsequenzen inklusive Kosten
verursachen können. Darüber hinaus ist es nicht sinnvoll, ein
„blindes Allergiescreening” von nicht erkrankten Personen
durchzuführen.
Hauttestung
Hauttestung
Besteht aufgrund der Anamnese oder des klinischen Bildes der
Verdacht auf eine allergische Erkrankung vom Soforttyp, so ist zur
Identifizierung des Auslösers ein Hauttest angezeigt. Am häufigsten
werden Pricktests durchgeführt, da sie einfach und schnell
durchführbar sind, aufgrund der breiten Erfahrung relativ sicher zu
interpretieren sind und ein preisgünstiges Nachweisverfahren für
Sensibilisierungen darstellen. Voraussetzung allerdings ist, dass sie korrekt
und mit Allergenextrakten ausreichender Allergenkonzentration durchgeführt
werden [1 ]
[2 ]
[3 ]
[4 ]. Dabei wird in der Regel ein
Tropfen des Allergenextraktes möglichst auf die Innenseite des Unterarms
aufgebracht. Mithilfe einer Lanzette, die durch den Allergenextrakttropfen
geführt wird, erfolgt dann ein oberflächliches Anritzen der Haut
(d. h. es darf kein Blut austreten), welches ein Einwirken der
Testallergene ermöglicht. Aussagekräftig ist der Test nur, wenn
Positiv- (Histaminhydrochlorid) und Negativkontrollen (physiologische
Kochsalzlösung) stets mitgeführt werden. Nach 15 bis 20 Minuten wird
das Testresultat abgelesen: Liegt eine Sensibilisierung gegen das Allergen vor,
kommt es lokal im Bereich des entsprechenden Tropfens bereits nach wenigen
Minuten zu einer mehr oder weniger starken Rötung und Quaddelbildung.
Testsysteme der in-vitro-Allergiediagnostik
Testsysteme der in-vitro-Allergiediagnostik
Allergenspezifisches IgE
Die zweifellos wichtigste und derzeit praxistauglichste
in-vitro-Untersuchung ist die Bestimmung von allergenspezifischen
IgE-Antikörpern (sIgE) im Serum. Der Nachweis von sIgE bedeutet, dass eine
spezifische Sensibilisierung gegenüber entsprechenden Allergenen vorliegt.
Es muss anschließend überprüft werden, ob die gefundene
Sensibilisierung von klinischer Relevanz ist. So korreliert die Höhe der
allergenspezifischen IgE-Antwort nicht unbedingt mit der Schwere der
allergischen Erkrankung. Allerdings geben Untersuchungen im Rahmen der
Diagnostik von Nahrungsmittelallergien und des Bäckerasthma Hinweise
darauf, dass in bestimmten Patientengruppen und für bestimmte Allergene
die Höhe der spezifischen IgE-Antwort einen prädiktiven Wert für
den Ausgang einer Nahrungsmittel- bzw. Mehlstaubprovokation haben kann
[5 ]
[6 ].
Die Bestimmung von sIgE im Serum und die Hauttestung sind in der
Allergie-Diagnostik grundsätzlich als gleichwertig zu betrachten, wobei zu
beachten ist, dass der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper nicht
unbedingt mit einer positiven Hauttestreaktion (bzw. vice versa) korreliert.
Üblicherweise wird mit den gängigen Labortests freies, im Blut
zirkulierendes IgE bestimmt, an Zellen gebundenes IgE wird nicht erfasst. In
der Regel erfolgt die Bestimmung von spezifischem IgE durch die Inkubation des
Patientenserums mit dem an eine geeignete feste Matrix gebundenen Allergen und
dem Nachweis des allergengebundenen IgEs mithilfe eines markierten
Anti-IgE-Antikörpers. Dieses Testprinzip (siehe [Abb. 2 a ]) existiert seit 1974, wobei
ursprünglich der Anti-IgE-Antikörper radioaktiv markiert eingesetzt
wurden, daher auch der Name RAST (Radio-Allergen-Sorbent-Test), der sich noch
vielfach im Sprachgebrauch für die spezifische IgE-Bestimmung erhalten
hat. Im Falle der Verwendung von Festphasen sollten deren Oberfläche eine
ausreichende Aufnahme und Qualität der Allergene sicherstellen, sodass im
Idealfall die Gesamtheit des sIgE gebunden werden kann.
Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Tests unterschiedlicher
Hersteller, die unterschiedliche Festphasen zur Kopplung der Allergene
(chemisch aktivierte Papierscheibe, Mikrotiterplatte, ImmunoCAP, Chip-Technik
oder Flüssigallergene) verwenden. Darüber hinaus werden auch
unterschiedliche Nachweismöglichkeiten wie Enzym- bzw.
Fluoreszenz-markierte Antikörper (EIA, FEIA) eingesetzt. Weitere
Unterscheidungsmerkmale liegen in der Verwendung unterschiedlicher
Allergenrohstoffe, in der Allergenextraktherstellung und in ihrer
Standardisierung. Auch semi-quantitative Nachweismethoden (z. B.
Streifentests oder Dot-Verfahren) sind möglich. Die quantitativen
Ergebnisse des sIgE werden üblicherweise von den verschiedenen Herstellern
in Graduierungen (z. B. IU/ml, kU/L von < 0,35 bis
> 100 kU/L; z. T. auch mit Herabsetzung der
Nachweisgrenze auf 0,1 kU/L) oder Klassen (CAP/RAST-Klassen von
0 – 6) eingeteilt. Eine Quantifizierung gelingt durch den
Bezug auf eine Eichkurve mit bekannten sIgE-Mengen. Methoden, bei denen ein
WHO-kalibrierter Standard für IgE Werte eingesetzt wird, erlauben eine
gute Quantifizierung. Da aber unterschiedliche Systeme von einzelnen
Herstellern eingesetzt werden (z. B. neben der Kalibrierung am
WHO-IgE-Standard findet man auch u. a. Referenzkurven mit konjugiertem
Rinderserumalbumin), ist ein quantitativer Vergleich der Ergebnisse aus
unterschiedlichen Testsystemen nur schwer möglich. Daher können bei
einem Patienten die Messergebnisse z. B. im Rahmen einer
Verlaufskontrolle aus unterschiedlichen Laboratorien nur verglichen werden,
wenn das gleiche Bestimmungssystem verwendet wurde. Erst bei Verfügbarkeit
von nationalen und internationalen Standards und entsprechenden Reagenzien zur
Erstellung einheitlicher Standardkurven ist eine Vergleichbarkeit der Methoden
möglich. Weitere Untersuchungen sind allerdings erforderlich, um auch die
Wertigkeit der Nachweisgrenze (0,1 kU/L oder 0,35 kU/L) als
klinische Entscheidungsgrenze zu überprüfen.
Da die Qualität (z. B. Epitopmuster, Reinheitsgrad)
der verwendeten Allergene für die Bestimmung der spezifischen
IgE-Konzentration eine zentrale Rolle spielt, ist eine Verbesserung der
Reagenzienqualität entsprechend dem aktuellen Stand des Wissens und der
Technik durch Standardisierung der Allergene und durch Definition von
Mindestanforderungen u. a. an das Allergenträgermaterial
(Ermittlung der diagnostischen Effizienz) zu fordern.
Der Begriff „Allergen” kann mehrdeutig verwendet
werden: Während man bei der in-vitro-/in-vivo-Diagnostik die
Allergenquelle als „Allergen” bezeichnet, versteht man in der
molekular-orientierten Forschung unter „Allergen” die
Allergeneinzelkomponenten (das Allergenmolekül) der Allergenquellen,
z. B. Der p 1 als ein Allergen aus dem Hausstaubmilbenextrakt
Dermatophagoides pterronyssinus . Neben Extrakten aus
einer einzelnen Allergenquelle, z. B. dem Lieschgras, die als allergene
Testsubstanzen verwendet werden, gibt es eine Vielzahl von
IgE-Multiallergen-Screening-Tests für den Nachweis von sIgE gegen
Mischungen aus Nahrungsmittel- und Inhalationsallergenen (verschiedene Pollen-,
Schimmelpilz-, Tierhaar- Milbenallergen-Kombinationen). Im positiven Fall hat
der Patient IgE-Antikörper gegen eines oder mehrere Allergene.
Grundsätzlich ist das Screening zu begrüßen, wenn damit die
Rationalisierung der Diagnostik erreicht wird, jedoch sollte der
Screening-Charakter dieser Untersuchungen deutlich sein.
Neben den natürlichen Allergenquellen und den daraus
hergestellten Extrakten können auch rekombinant, d. h. mittels
biotechnologischer Verfahren, hergestellte Allergene für die
in-vitro-Diagnostik eingesetzt werden. Mit der molekularen Charakterisierung
und rekombinanten Darstellung von allergenen Einzelkomponenten ist es
möglich, in vitro über Komponenten-aufgelöste Allergiediagnostik
für den Patienten ein individuelles Allergenerkennungsprofil, ein
sogenanntes Allergogramm zu erstellen und damit der Individualität der
allergischen Erkrankung Rechnung zu tragen [7 ]. Eine auf
diese Weise verfeinerte Diagnostik ist nur dann sinnvoll, wenn sie eine
therapeutische Konsequenz haben kann.
Für die rekombinante Herstellung von Einzelallergenen wird
das Gen, das für das bestimmte Allergenprotein kodiert, aus seiner
natürlichen Allergenquelle isoliert und nach Einsatz in ein
Expressionsplasmid – meist in ein Bakterium – übertragen,
sodass das Allergen gezielt produziert werden kann. Ein Überblick
über die rekombinanten Allergene, die verfügbar sind, findet man im
Internet unter www.allergome.org und www.allergen.org und über die
relevanten Allergenfamilien unter der „AllFam”_Datenbank
(http://www.meduniwien.ac.at/allergens/allfam/) [8 ]
[9 ]. Ein großer Vorteil der rekombinanten Allergene ist
ihre gleichbleibende Qualität sowie ihre gute Quantifizierbarkeit und
Standardisierbarkeit. Allergenextrakte hingegen können in ihrer
Zusammensetzung von Hersteller zu Hersteller und von Batch zu Batch erheblich
schwanken [10 ]. Gegenüber den natürlichen
Allergenen erlauben die rekombinanten Allergene eine einfachere Isolierung und
sind strukturgleiche Moleküle, während bei den aus natürlichen
Quellen isolierten Allergenen eine strukturelle Variabilität (Isoformen)
vorkommt. Für den Einsatz rekombinanter Allergene muss gewährleistet
werden, dass sie die gleichen Eigenschaften besitzen, wie die natürlich
isolierten. Erfolgreich ließen sich bereits einzelne rekombinante
Allergene in der Immundiagnostik bzw. -therapie als Marker einsetzen. So
können durch bestimmte rekombinant hergestellte Einzelallergene bei der
allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) bzw. beim allergischen
Asthma unterschiedliche Sensibilisierungsmuster auf Aspergillen entdeckt werden
[11 ]. Auch für die Diagnostik der
Naturlatexallergie können mit Einzelallergenen individuelle
Sensibilisierungsmuster erkannt werden [12 ].
Zusätzlich erweist sich ein Verfahren als sehr erfolgreich, bei dem die
natürlichen Allergenextrakte mit labilen, aber dennoch wichtigen
Einzelallergenkomponenten angereichert werden. So konnte die
in-vitro-Diagnostik der Naturlatexallergie eindeutig durch die Zugabe des
rekombinant hergestellten rHev b 5 zum natürlichen Latexallergenextrakt
verbessert werden [12 ]
[13 ].
Aufgrund des komplexen Aufbaus vieler Allergene
(Disulfidbrücken, Kohlenhydratseitenketten), können diese nicht immer
rekombinant in gleicher 3D-Struktur wie die natürlichen Allergene
hergestellt werden. Deshalb muss immer noch auf die aus den natürlichen
Extrakten isolierten Allergene zurückgegriffen werden, die darüber
hinaus zur Überprüfung gebraucht werden, ob mit den rekombinanten
Molekülen auch alle Allergene des Extraktes erfasst werden.
Durch die Verfügbarkeit der mittlerweile großen Anzahl
von Allergenkomponenten, gereinigt aus natürlichen Quellen oder als
rekombinante Proteine biotechnisch hergestellt, können
Komponenten-basierte Diagnostik-Plattformen auf Grundlage der
Biochip-Technologie (Microarray) angeboten werden. Mit dieser Technologie wird
eine Multiplexmessung von mehr als 100 Allergenkomponenten mit nur einer sehr
geringen Menge des Patientenserums möglich, die zu semi-quantitativen
Testergebnissen führt. Grundsätzlich wird es aber für den Arzt
schwierig sein, anhand der komplexen Daten aus diesen Microarray-Befunden
Meidungs- bzw. Therapievorschläge abzuleiten. Ein
Interpretationsalgorithmus basierend auf wissenschaftlichen Befunden unter
Berücksichtigung auch lokaler Unterschiede im Sensibilisierungsmuster
(z. B. Relevanz von Lipid-Transfer-Protein als Nahrungsmittelallergen
überwiegend im mediterranen Bereich) sollte aufgebaut und verfügbar
werden [14 ].
Für die allergologische Diagnostik sind Erkenntnisse
über Kreuzreaktionen, die zwischen verschiedensten Allergenen auftreten
können, von besonderer Bedeutung. So lassen sich z. B.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegen Kern- und Steinobst bei einem
Patienten mit Birkenpollenallergie erklären. Vielfach beruhen diese
Kreuzrekationen auf gleichen oder ähnlichen Epitopen von Proteinen sehr
unterschiedlicher Herkunft. Zusätzlich zu den gemeinsamen Proteinepitopen
in Allergenen unterschiedlicher Herkunft besitzen viele Allergene eine oder
mehrere an den Proteinteil kovalent gebundene Kohlenhydratseitenkette. Diese
Glykoproteine sind in der Natur weit verbreitet und vermutlich häufiger
als Proteine ohne Zuckerreste, weil die Kohlenhydratketten zur
Proteinstabilität und -faltung beitragen. Da sich auch IgE-Antikörper
gegen diese Glykostrukturen bilden können, tragen sie dazu bei, dass
Allergene, die aufgrund ihrer Proteinfamilien keine Gemeinsamkeiten aufweisen,
von diesen IgE-Antikörpern erkannt werden. Auf diese Weise verursachen
Glykoepitope ausgeprägte Kreuzreaktionen und werden deshalb als
kreuzreaktive Kohlenhydratdeterminanten (Cross-reactive Carbohydrate
Determinants, abgekürzt CCD) bezeichnet. Spezifisches anti-CCD-IgE in
Seren von Pollenallergikern z. B. ist für die Kreuzreaktivität
mit vielen Inhalations- und Nahrungsmittelallergenen sowie den Insektengiften
und Latex verantwortlich. Zumeist fehlt aber die klinische Relevanz dieser
Sensibilisierung [15 ]
[16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ].
CCD sollten bei der in vitro-Diagnostik berücksichtigt
werden, weil sie u. a. die Spezifität der IgE-Detektion nachteilig
beeinflussen können (positive Reaktionen ohne klinische Relevanz) und bei
einigen Patienten mit Nahrungsmittel- bzw. Insektengiftallergie Hinweise
für eine klinische Relevanz von anti-CCD-IgE gefunden wurden.
An das Vorliegen von anti-CCD-IgE sollte gedacht werden bei: a)
Diskrepanz zwischen Hauttest- und serologischen Befunden und b) bei
IgE-Positivität gegenüber vielen verschiedenen pflanzlichen
Allergenen [17 ], bei den Hymenopterengiften von Biene
und Wespe [16 ]
[18 ] und im Falle
des serologischen Nachweises Latex-spezifischer IgE-Antikörper ohne
klinische Relevanz [19 ].
Die Untersuchung auf das Vorliegen von anti-CCD-IgE kann mithilfe
eines CCD-haltigen Screening-Allergens (z. B. Meerrettichperoxidase,
Bromelain, Ascorbatoxidase) in den verschiedenen automatisierten
IgE-Nachweisverfahren erfolgen. Darüber hinaus kann eine
Inhibitionstestung mit dem verwendeten CCD-Screening-Allergen die
Testspezifität deutlich verbessern [16 ]. Auch
können hier – falls verfügbar – rekombinante
Einzelallergene, die in der Regel nicht glykosyliert sind und nur die
proteinogene Epitoperkennung erfassen, in unklaren Fällen herangezogen
werden.
Gesamt-IgE
Die Bestimmung des Gesamt-IgE im Serum ist nicht nur bei
allergischen Erkrankungen klinisch bedeutsam, sondern auch bei der Diagnostik
und Therapiekontrolle von Parasitosen, zur Abklärung und Verlaufskontrolle
einer ungeklärten Eosinophilie (z. B. hier Verdacht einer
allergischen bronchopulmonalen Aspergillose), allergischer Alveolitis
(z. B. bei Farmerlunge oder Taubenzüchterkrankheit) oder
Vaskulitiden wie der Wegenerschen Granulomatose, dem Churg-Strauss-Syndrom und
bei Diagnostik angeborener und erworbener Immundefekte (T-Zell-Defekte oder
Hyper-IgE Syndrom). Im Rahmen der HIV-Infektion z. B. entwickelt sich
insbesondere im Spätstadium ein atopieähnliches Syndrom, welches
z. T. mit einer deutlichen IgE-Erhöhung einhergeht. Bei all diesen
Erkrankungen lassen sich sehr hohe Gesamt-IgE Werte finden, wobei die
höchsten (von mehr als 10 000 kU/L) bei der atopischen
Dermatitis zu finden sind. Im Falle der Allergiediagnostik hat die alleinige
Bestimmung des Gesamt-IgEs keinen diagnostischen Wert, da damit keine Aussage
zu spezifischen Allergenen gemacht werden kann. Sie kann allerdings als
Interpretationshilfe bei der Beurteilung der Konzentrationen an
allergenspezifischem IgE im Patientenserum dienen und gibt ergänzende
Hinweise auf das Vorliegen einer allergischen Disposition. Höhere
Gesamt-IgE-Werte finden sich darüber hinaus während der Zeit der
Allergen-Exposition. Für die Erstellung der Standardkurve zur Bestimmung
des Gesamt-IgE ist ein internationaler WHO-Standard verfügbar und
ermöglicht eine absolute Konzentrationsbestimmung. Die Verfahren zur
Gesamt-IgE-Bestimmung sind vergleichbar mit denen für die spezifische
IgE-Bestimmung, d. h. Immunoassays unter Anwendung eines Enzym-,
Fluoreszenz-, Lumineszenz- oder radioaktiv markierten
Anti-IgE-Reaktionspartners ([Abb. 2 ]
b ).
Abb. 2 a Spezifischer IgE-Nachweis. b
Gesamt-IgE-Nachweis.
Die Angaben zu Referenzbereichen für das Gesamt-IgE variieren
je nach verwendeter Methode, sind altersabhängig (siehe [Tab. 1 ]) und werden auch durch Nikotin- oder
Alkoholgenuss beeinflusst.
Falls Patienten mit Anti-IgE (Omalizumab) behandelt werden,
können die üblichen Gesamt-IgE-Messungen abweichende Werte zeigen,
sodass ein Assay notwendig ist, der ausschließlich das freie totale IgE
bestimmt [20 ].
Tab. 1 Altersabhängige Referenzbereiche
für das Gesamt-IgE im Serum.
Nabelschnurblut
< 0,9 kU/L
Neugeborene
< 2,0 kU/L
< 1 Jahr
0 – 10 kU/L
1 – 4 Jahre
0 – 47,5 kU/L
4 – 6 Jahre
0 – 150 kU/L
> 16 Jahre
0 – 120 kU/L
Antigen-spezifisches IgG
Allergenspezifische Antikörper vom Isotyp M, G, A können
sowohl in Seren von gesunden als auch atopischen Individuen nachgewiesen
werden. Die Bildung von allergenspezifischen IgG-Antikörpern ist Teil der
normalen Immunantwort auf eine Fremdstoffexposition; es besteht keine
Korrelation zur klinischen Symptomatik mit der allergischen Soforttypreaktion.
Ihre Rolle in der Pathogenese des Asthma bronchiale bzw. der Allergie ist
unbekannt, und bezüglich ihrer Krankheitsrelevanz ist die Bedeutung der
Antikörper völlig ungesichert [21 ].
Unsinnigerweise werden z. B. Bestimmungen spezifischer
IgG-Antikörper bei Inhalations- und Nahrungsmittelallergie dennoch
kommerziell angeboten (z. B. als Food Allergy Profile gegen mehr als 100
Nahrungsmittel).
Im Gegensatz zum allergenspezifischen IgE sind die
Serumkonzentrationen z. B. der allergenspezifischen IgG-Antikörper
100- bis 1000-mal höher, sodass ein Nachweis mit weniger sensitiven
Methoden erfolgen kann. Aufgrund pathophysiologischer Überlegungen hat die
Bestimmung spezifischer IgG-Antikörper in dafür spezialisierten
Labors nur bei Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ II (zytotoxische
Reaktionen) und Typ III (Immunkomplexreaktion), z. B. bei der
Heparin-induzierten Thrombozytopenie oder früher bei einer Serumkrankheit,
eine Indikation. Der Nachweis von antigenspezifischen IgG-Antikörpern ist
für die Diagnostik einer exogen-allergischen Alveolitis (EAA) von
Bedeutung, allerdings ist der Nachweis von IgG-vermittelter antigenspezifischer
Sensibilisierung nur eines von sechs Kriterien, die von der Arbeitsgruppe
„Exogen-allergische Alveolitis” der Deutschen Gesellschaft
für Allergologie und klinische Immunologie im Kriterienkatalog zur
Diagnose einer EAA gefordert wird [22 ]. Damit stellt die
Bestimmung von allergenspezifischen IgG-Antikörpern einen Baustein in der
Diagnostik der exogen-allergischen Alveolitis dar.
Zelluläre Tests
Zelluläre Tests
Für alle zellulären Testsysteme gilt bislang: Sie sind
methodisch aufwendig, kostspielig, in der Regel schlecht geeignet für den
Versand von Proben und anspruchsvoll in Durchführung und Interpretation.
Für die Routinediagnostik sind sie zum größten Teil wenig
geeignet. Sie können allerdings bei gezielter Indikation, kontrollierter
Durchführung und kritischer Interpretation einen potenziellen Baustein
für die spezialisierte in-vitro-Allergiediagnostik darstellen
[23 ].
Aufgrund der technischen Anforderungen und der komplexen
Interpretation sollten sie nur von Labors durchgeführt werden, die
umfangreiche Erfahrung mit spezialisierten zellulären Allergietests
erworben haben.
1. Zelluläre Testsysteme mit basophilen
Granulozyten
Mastzellen und basophile Granulozyten, ausgestattet mit
hochaffinen IgE-Rezeptoren und der Fähigkeit zur raschen Freisetzung
entzündlicher Mediatoren (sowohl präformierte wie z. B.
Histamin als auch neu generierte wie z. B. Sulfidoleukotriene) spielen
eine zentrale Rolle für die allergische Soforttypreaktion. Zelluläre
in-vitro-Tests dienen vorwiegend dem indirekten Sensibilisierungsnachweis via
basophiler Granulozyten (aufgrund ihrer leichteren Vergügbarkeit
gegenüber Mastzellen favorisiert). Dabei kann die Ausschüttung von
Mediatoren oder die Expression von Oberflächenmolekülen erfasst
werden. Für diese immunologische Reaktion in vitro werden z. T.
angereicherte Blutleukozyten oder Vollblut mit Allergenen oder anderen
Stimulanzien inkubiert. Die nach Allergenstimulation exprimierten
Oberflächenmarker (CD63 bzw. CD203c) bzw. die freigesetzten Mediatoren der
basophilen Granulozyten (z. B. Histamin, Sulfidoleukotriene) dienen als
indirektes Maß für zellulär gebundenes spezifisches IgE. Da
allergenspezifische Dosiswirkungskurven intra- und interindividuell höchst
variabel sind, ist ein Freisetzungs- oder Aktivierungstest mit nur einer
Allergenkonzentration zum indirekten Sensibilisierungsnachweis häufig
nicht ausreichend [24 ]. Zusätzlich muss
berücksichtigt werden, dass die Basophilen von ungefähr
5 – 15 % der Zellspender trotz vorhandenem
zellulären IgE nicht in der Lage sind, nach IgE-vermittelter Stimulation
aktiv zu werden und Mediatoren freizusetzen (sogenannte Non-Responder). Da
zelluläre Tests gegenüber einer direkten IgE-Bestimmung in ihrer
Aussagekraft aus gesagten Gründen geschmälert sind, ist ihr
Stellenwert für die allergologische Routinediagnostik gering. Allerdings
stellen Proben mit niedrigem Gesamt-IgE und erfolglosem spezifischen
IgE-Nachweis trotz vermuteter Sensibilisierung oder seltener Allergene eine
geeignete Indikation dar.
Neben der Histaminfreisetzung (Basophilen-Aktivierungstest bzw.
Histaminfreisetzungstest), die als indirektes Maß für das
zellulär-gebundene spezifische IgE dient, gibt es zwei Testsysteme, die
auch wissenschaftlich auf ihre diagnostische Aussage überprüft
werden:
a) Cellular-Antigen-Stimulation-Test (CAST)
Bei diesem Test werden die aus der Arachidonsäure
abstammenden synthetisierten und freigesetzten Sulfidoleukotriene gemessen,
die
nach Präaktivierung mit Interleukin-3 (IL-3) und Allergenkontakt beim
Sensibilisierten gebildet werden. Nach Allergeninkubation werden die
Leukotriene in den zellfreien Überständen mithilfe eines ELISA
bestimmt und in pg/ml angegeben.
Als Positivkontrolle für die Allergen-induzierte
Freisetzung wird ein monoklonaler Anti-Fc-IgE-Rezeptor Antikörper
verwendet ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Durchführung
des zellulären Antigenstimulationstests (CAST-ELISA)
[2-Schritt-System].
b) Basophilen-Aktivierungstest (FlowCAST)
Der FlowCAST beruht auf dem durchflusszytometrischen Nachweis
von Aktivierungsmarkern auf basophilen Granulozyten. Für IgE-vermittelte
Reaktionen wurden bisher vor allem die Marker CD63 und CD203c eingesetzt. Beide
Oberflächenmoleküle werden nach IgE-Rezeptoraggregation
hochreguliert, sie haben aber teilweise verschiedene Stoffwechselwege und
folgen unterschiedlichen Kinetiken. Auch beim FlowCAST enthält der
Zellstimulationspuffer IL-3, das die Allergen-induzierte CD63 Expression
potenziert, ohne selbst CD63 hochzuregulieren, während es die
CD203c-Expression auch ohne Allergen steigert (sogenannter
„Priming”-Marker). Die Resultate der allergenspezifischen
Basophilen-Aktivierung werden in Prozent aktivierte Basophile angegeben.
Untersuchungen mit Pollen-, Insektengift- und Nahrungsmittelallergenen sowie
Medikamenten demonstrieren die Tauglichkeit der Bestimmung mit CD63 oder CD203c
für spezielle diagnostische Fragestellungen [24 ]
[25 ]
[26 ].
Ob der Basophilen-Aktivierungstest einen höheren
Stellenwert für die in-vitro-Allergiediagnostik im Vergleich zum Histamin-
oder Leukotrien-Freisetzungstest besitzt, muss in weiteren kontrollierten
Studien ermittelt werden.
2. Lymphozytentransformationstest (LTT)
Das Prinzip des Lymphozytentransformations (LTT)- bzw.
Lymphozytenstimulationstests (LST) beruht darauf, dass Lymphozyten, die durch
ein bestimmtes Antigen sensibilisiert wurden, zur Formation von Blasten
angeregt werden, wenn sie erneut mit diesem Antigen in Kontakt kommen. Durch
die „International Union of Immunological Societies (IUIS) wurde ein LTT
empfohlen, der die Inkorporation von 3 H-markiertem Thymidin misst
[27 ]. Das Ergebnis des Testes wird als Stimulationsindex
(SI) angegeben, d. h. es wird ein Quotient aus der Thymidineinbaurate
der Zellen mit und ohne Antigenzusatz errechnet. Es ist zwischen einem
„spezifischen LTT” und einem „unspezifischen LTT”
zu unterscheiden. Bei ersterem ist das Ziel, eine spezifische Antwort auf eine
relevante Testsubstanz zu überprüfen, während beim
unspezifischen LTT die Stimulation der Zellen mit einem Mitogen, wie
z. B. Phytohämagglutinin (PHA) oder poke weed mitogen (PWM)
erfolgt, um damit die Lymphozytenfunktion zu überprüfen. Der Test
wird in einem Parallelansatz mit Lymphozyten einer gesunden Kontrollperson
durchgeführt, die mit der entsprechenden Substanz noch nie in Kontakt kam.
Eine klinische Indikation für eine LTT ist bei Arzneimitteln mit Typ
IV-Reaktionen, Vaskulitis allergica, aplastischer Anämien oder Hepatitis
beschrieben worden.
Auch kann bei einem positiven spezifischen LTT mit Beryllium eine
Unterscheidung zwischen Berylliose und Sarkoidose getroffen werden.
Als zusätzlicher Test bei epikutanen Kontaktallergien
(klassische Kontaktallergene wie Nickelsulfat, Chromsalze usw.) liefern
erhöhte Stimulationsindices im LTT Zusatzinformationen. In der Regel hat
die Indikation wissenschaftlichen Charakter. Auch die spezifische Proliferation
ist lediglich ein Ausdruck einer normalen Auseinandersetzung des Organismus mit
einem (bereits bekannten) Antigen und kein Indikator für eine klinisch
relevante Sensibilisierung. Um einen spezifischen LTT bewerten zu können,
muss für jedes Antigen ein individueller Schwellenwert ermittelt werden.
In der Praxis wird man ein positives LTT-Ergebnis zur Weichenstellung für
weitere diagnostische Schritte heranziehen. Für den Bereich der
Umweltmedizin hat das Robert-Koch-Institut Empfehlungen zur diagnostischen
Relevanz des LTTs publiziert ([Tab. 2 ]).
Tab. 2 „Diagnostische Relevanz des Lymphozytentransformationstests in der
Umweltmedizin”. Empfehlung des Robert-Koch-Instituts.
Nach dem
Bewertungsraster der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in
der Umweltmedizin” am Robert-Koch-Institut (RKI) kann man den LTT
folgendermaßen einordnen (Mitteilung der Kommission 2001):
Unspezifischer LTT zur Bestimmung der Lymphozytenfunktion:
Kategorie II (Zitat: „Eine Maßnahme kann bei gegebener
umweltmedizinischer Indikation unter Vorbehalt empfohlen
werden .”)
Spezifischer LTT zum Nachweis einer
medikamentös-allergischen Reaktion: Kategorie IA (Zitat: „Eine
Maßnahme kann bei gegebener umweltmedizinischer Indikation
uneingeschränkt empfohlen werden.” )
Spezifischer LTT zum Nachweis allergischer Reaktionen
gegenüber „Umweltstoffen”: Kategorie III (Zitat:
„Zu einer Maßnahme kann keine Empfehlung
ausgesprochen werden , weil kein ausreichendes Untersuchungsmaterial
vorliegt.”)
Nachweis von Entzündungsmediatoren oder Zellbotenstoffen
(Histamin und deren Metabolite, Tryptase, ECP)
Nachweis von Entzündungsmediatoren oder Zellbotenstoffen
(Histamin und deren Metabolite, Tryptase, ECP)
Botenstoffe aller an der allergischen Reaktion beteiligten Zellen
(u. a. Mastzellen, Eosinophile) können im Blut oder z. T. in
anderen Körperflüssigkeiten und Ausscheidungsprodukten (z. B.
Nasensekret, Sputum, Urin) erfasst werden. Histamin aus
Mastzellen und basophilen Granulozyten ist der Prototyp unter den Mediatoren
der Soforttypreaktionen. Der Nachweis von Histamin und seinen Metaboliten im
Plasma oder Urin bei anaphylaktischen Reaktionen ist grundsätzlich
möglich und eine Erhöhung korreliert mit dem Ereignis einer
Anaphylaxie, allerdings kann nicht bei allen Patienten mit Anaphylaxie eine
Erhöhung detektiert werden [28 ]. Durch eine rasche
Metabolisierung (Halbwertszeit von Histamin beträgt nur wenige Minuten)
und zahlreiche Störgrößen besitzt die Bestimmung im Plasma oder
Urin bei allergischen Ereignissen keinen diagnostischen Stellenwert. Wichtig
ist, dass die präanalytischen Schritte optimal ablaufen, d. h. die
Blutabnahme sollte möglichst innerhalb der ersten Stunde nach dem Ereignis
erfolgen und zusätzlich muss das Blut bis zur Gewinnung des Plasmas durch
Zentrifugation kühl gelagert und transportiert werden.
Tryptase n gehören auch zu den Mastzell-
und Basophilen-spezifischen Mediatoren. Wie die Bestimmung von Histamin und
seinen Metaboliten kann auch der Nachweis einer erhöhten Tryptase Hinweise
für eine aktuelle oder gerade abgelaufene Aktivierung dieser
Entzündungszellen geben. Im Gegensatz zum Histamin wird die Tryptase aber
langsamer abgebaut (Serum-Halbwertszeit ca. 2 Stunden) und kann sowohl
retrospektiv Ereignisse mit Mastzellbeteiligung aufdecken helfen
[29 ] als auch bei klinisch unklaren Symptomen die
Diagnose unterstützen. Erhöhte Tryptase-Konzentrationen im Blut sind
ein Hinweis auf eine Reaktion mit Mastzellbeteiligung; normal-niedrige Werte
schließen diese nicht aus.
Tryptase kann auch in anderen Körperflüssigkeiten bestimmt
werden, z. B. in Nasensekret bei Polyposis nasi und perennialer Rhinitis
allergica [30 ]. Dabei handelt es sich allerdings bis
dato noch nicht um eine Routineuntersuchung.
Eine Indikation für die Tryptase-Bestimmung liegt bei
fraglichen Reaktionen mit Mastzellbeteiligung innerhalb der letzten 24 Stunden,
z. B. IgE-vermittelte Reaktionen durch Soforttypallergene wie
Insektengift, bei einer Schockreaktion unklarer Genese (< 24
Stunden). Zu berücksichtigen ist allerdings, dass verschiedene Parameter,
wie z. B. Schweregrad der Reaktion, Zeitverlauf des Ereignisses und
Zeitpunkt der Blutentnahme interindividuelle Abweichungen der
Mastzellaktivierung und Tryptase-Werte, das Ergebnis beeinflussen und die
Interpretation erschweren. Für das Monitoring moderater allergischer
Ereignisse (z. B. beginnende, IgE-vermittelte Nahrungsmittelreaktionen
nach oraler Provokation) bringt die Tryptase-Bestimmung aufgrund unzureichender
Sensitivität offenbar keine Vorteile gegenüber einer klinischen
Beurteilung [31 ].
Eosinophiles Cationisches Protein
Eosinophiles Cationisches Protein
Eosinophile Granulozyten sind ebenfalls „Keyplayer” in
der Immunpathogenese allergischer Erkrankungen und können in der
Schleimhaut der oberen und unteren Atemwege von Allergikern sowie in der Haut
von Patienten mit atopischer Dermatitis vermehrt nachgewiesen werden. Die im
Serum messbaren Mediatoren spiegeln nicht nur die Zahl der Eosinophilen,
sondern auch deren Aktivierungszustand wider und damit den Grad und aktuellen
Zustand der entzündlichen Reaktion.
Zahlreiche Untersuchungen beruhen auf der Bestimmung des
„Eosinophil Cationic Protein” (ECP), die stark von der
Präanalytik abhängt: Bei der Gewinnung von Serum wird während
der Gerinnung von Vollblut (1 h bei
18 – 22 °C) die Freisetzung von ECP aus den
eosinophilen Granulozyten je nach ihrem Aktivierungsgrad induziert. Die
Bestimmung erfolgt mithilfe eines Immunoassays. ECP kann darüber hinaus
auch aus anderen biologischen Flüssigkeiten (z. B. Sekrete,
Lavageflüssigkeiten) bestimmt werden. Für Serum-ECP gelten Werte,
ermittelt mit dem CAP-FEIA System, laut Herstellerangaben von
> 15 µg/l als pathologisch (Phadia, Schweden). Bei
perennialer und saisonaler Rhinitis lassen sich erhöhte ECP-Werte in
Nasensekreten nachweisen. Bis auf weiteres kann die Untersuchung von
Nasensekret auf ihren ECP-Gehalt daher nur bei individueller Indikation als ein
Baustein umfassenderer Diagnostik eingesetzt werden. Generell gilt, dass die
ECP-Bestimmung aus dem Serum eine erhebliche interindividuelle Streuung
aufweist. Insofern ist mithilfe von erhöhten ECP-Spiegeln weder eine
diagnostische Abklärung noch eine klare Zuordnung zu einem spezifischen
Krankheitsbild möglich [32 ]. Weitere
wissenschaftliche Untersuchungen bleiben abzuwarten.