Der Klinikarzt 2008; 37(3): 156
DOI: 10.1055/s-2008-1074804
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Therapiebausteine optimal kombinieren - Individualisierte Behandlung beim metastastierten kolorektalen Karzinom

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Publication Date:
15 April 2008 (online)

 
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Um die Chancen auf Heilung bei Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom (mCRC) zu wahren, kommt es auf eine rasche und zuverlässige Rückbildung des Tumors an. Neben der seit Jahren üblichen Standardtherapie mit 5-Fluorouracil zusammen mit Folinsäure (5-FU/FA) hat sich dabei der Topoisomerasehemmer Irinotecan (Campto®) bewährt. Nicht nur wegen ihrer guten Wirksamkeit, sondern insbesondere auch aufgrund ihrer guten Kombinierbarkeit habe sich diese Substanz mittlerweile als zentrales Zytostatikum beim kolorektalen Karzinom fest etabliert, betonte PD Ralf-Dieter Hofheinz, Mannheim.

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Ziel ist die individualisierte Therapie

Bereits für die mit dem Akronym FOLFIRI bezeichnete Kombination aus 5-Fluorouracil plus Folinsäure als Infusion über einen Zeitraum von 48 Stunden plus Irinotecan konnte gezeigt werden, dass die Ansprechrate mit der Resektabilität von Lebermetastasen korreliert. Und mit der vollständigen Resektion verbessert sich auch die Prognose der Patienten. Neue Perspektiven für eine noch effektivere und auch individuell abgestimmte Behandlung des metastasierten kolorektalen Karzinoms bieten indes Therapien mit weiteren Kombinationspartnern.

"Um eine individualisierte Therapie bemühen wir uns schon seit Jahren", sagte Hofheinz und blickte nach vorne: "Heute können wir dies aber auf wesentlich verbesserter Datenbasis tun und mit einer Vielzahl an neuen Optionen." So kommen als zusätzliche Kombinationspartner zum FOLFIRI-Regime das Zytostatikum Oxaliplatin infrage oder aber auch monoklonale Antikörper wie Cetuximab, Panitumumab oder Bevacizumab.

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FOLFOXIRI verbessert die Ansprechrate fast auf das Doppelte

Für das um Oxaliplatin erweiterte FOLFIRI-Regime (FOLFOXIRI) konnte die italienische GONO[1]-Studie eine von 34 auf 60% verbesserte Ansprechrate hinsichtlich einer Tumorrückbildung zeigen. Die progressionsfreie Zeit verlängerte sich durchschnittlich um drei Monate. "Die Angst, schon gleich am Anfang das Pulver verschossen zu haben", hielt der Darmkrebsspezialist für unberechtigt. Denn die mediane Gesamtüberlebenszeit stieg ebenfalls an - und zwar um fast sechs Monate.

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Frühe Kombination von Antikörper scheint von Vorteil

Selbst nach Versagen einer irinotecanhaltigen Basistherapie sollte der Topoisomerasehemmer weiter gegeben werden, wenn ein Therapieversuch mit Cetuximab gestartet wird, empfahl Hofheinz. Denn in der BOND[2]-1-Studie ließ sich die Ansprechrate des Antikörpers von 10,8 auf 22,9% erhöhen, wenn die Irinotecangabe trotzdem beibehalten wurde. Auch die Zeit bis zum Progress verbesserte sich signifikant. Die Überlebensdaten gingen zwar tendenziell auch in die richtige Richtung, konnten aber das Signifikanzniveau nicht erreichen.

Vielversprechender waren die Ergebnisse der CRYSTAL[3]-Studie, bei der Cetuximab das FOLFIRI-Regime gleich zu Beginn an ergänzte. Bei dieser Erstlinientherapie profitierten die Patienten eher von den synergistischen Effekten beider Behandlungsansätze. Hatten die Patienten nur FOLFIRI erhalten, bildetet sich der Tumor in 38,7% der Fälle zurück. Unter der Kombination erreichten jedoch 46,9% der Patienten dieses Therapieziel, das darüber hinaus auch länger anhielt: Nach einem Jahr blieben noch 34% der mCRC-Patienten ohne Rezidiv, während das im Vergleichsarm nur bei 23% der Patienten der Fall war. Bei 9,8% der kombiniert behandelten Patienten mit Lebermetastasen gelang schließlich eine vollständige Resektion ohne Resttumor. Dies traf in der Kontrollgruppe lediglich für 4,5% der Betroffenen zu.

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Chemotherapieregime hat großen Einfluss

Eine ganze Reihe neuer Daten liegt mittlerweile auch für Kombinationen mit Bevacizumab vor. Auch in diesem Fall war das FOLFIRI-Regime anderen Basistherapien überlegen. So lässt sich jüngsten Ergebnissen der BICC-C[4]-Studie zufolge unter einer FOLFIRI/Bevacizumab-Kombination die Zeit bis zur Progression auf 11,3 Monate hinauszögern.

Hofheinz hob hervor, dass diese Studie zudem klar bewiesen hat, dass es auch auf die Art und Weise der Chemotherapiegabe ankommt. Denn unter modifizierter 5-FU-Bolusapplikation (mIFL) und sonst gleichem Therapieregime kam es bereits nach 8,3 Monaten zur Progression. Dieser Unterschied im Therapieansatz spiegelte sich überaus deutlich im medianen Überleben wider. So lebten die mit FOLFIRI plus Bevacizumab behandelten Patienten durchschnittlich noch 28 Monate, während die Patienten unter dem mIFL/Bevacizumab-Regime im Mittel nach 19,2 Monaten starben.

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Weitere potenzielle Kombinationspartner

Als weitere Therapieoptionen beim nicht vorbehandelten metastasierten kolorektalen Karzinom, für die mittlerweile auch erste Daten vorliegen, nannte Hofheinz Kombinationen von FOLFIRI mit dem vollständig humanen Antikörper Panitumumab sowie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Sunitinib. Beide Kombinationspartner werden derzeit in klinischen Studien eingehend geprüft.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Pressekonferenz "Umdenken in der CRC-Behandlung - Irinotecan-haltige Regime als Schlüsselrolle in der individualisierten Therapie" anlässlich des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin, Veranstalter: Pfizer GmbH, Karlsruhe

01 Gruppo Oncologico Nord Ovest

02 Bowel Oncology Cetuximab Antibody

03 Cetuximab combined with iRinotecan in first line therapY for metaSTatic colorectAL cancer

04 randomized comparison of FOLFIRI versus modified IFL versus CAPIRI

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