Der Klinikarzt 2008; 37(3): 113
DOI: 10.1055/s-2008-1074797
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Neu bei Colitis ulcerosa - Spezialfett befreit von Beschwerden und Kortison bei chronischer Dickdarmentzündung

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

Speziell aufbereitetes Phosphatidylcholin ist offenbar eine Option für Patienten mit Colitis ulcerosa. Dieses Spezialfett kann 80 % der Patienten innerhalb von drei Monaten von ihren Beschwerden befreien, ohne dass eine zusätzliche Behandlung mit Kortison notwendig ist, wie Mediziner aus Heidelberg in einer aktuellen klinischen Studie mit 60 Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa, die auf eine Kortisontherapie angewiesen waren, bestätigten [1].

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Beschwerdefreiheit auch ohne Kortison

Trotz des Stopps der Kortisontherapie verschlechtere sich die Dickdarmentzündung im Rahmen der Studie nicht, betonte Dr. Max Karner, Heidelberg. Damit bestätigten die Heidelberger Mediziner die Ergebnisse einer früheren Studie [2]. Damals hatten sie mithilfe des Spezialfetts bei 70 % der Patienten mit chronischer aktiver Colitis ulcerosa die Entzündung um 50 % reduzieren können. Bei der Hälfte der Patienten brachten sie so die Entzündung zum Stillstand. Mit der Ausnahme von Blähungen waren weder in der früheren noch in der aktuellen Untersuchung Nebenwirkungen der Behandlung zu beobachten.

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Neue Studie mit Blick auf Zulassung gestartet

Derzeit startet eine deutschlandweite Studie mit mindestens 150 Kolitispatienten. Sollten sich die positiven Ergebnisse auch hier bestätigen, hoffen die Forscher, einen pharmazeutischen Hersteller gewinnen zu können, der das speziell aufbereitete Phosphatidylcholin produziert und die Zulassung beantragt.

Patienten mit Colitis ulcerosa, die an der neuen Studie teilnehmen möchten, können beim Studiensekretariat angemeldet werden. Tel.: 06221/56-8701, eMail: anja.hanemann@med.uni-heidelberg.de.

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Intakter Schleimschutz im Darm

Warum ein körpereigenes Fett therapeutisch wirksam sein kann, erklärte Prof. Wolfgang Stremmel, Heidelberg so: Phosphatidylcholin ist ein Hauptbestandteil des Schleims im Dickdarm, der die darunter liegende Schleimhaut vor dem Angriff der Bakterien im Stuhl schützt - eine Barriere, die bei Patienten mit Colitis ulcerosa gestört ist. Tatsächlich sei dieses Lecitin bei mehr als 70 % der Kolitispatienten nicht ausreichend vorhanden. Über einen Ausgleich dieses Mangels kann die Darmschleimhaut ihren Schutzmantel wieder aufbauen.

Damit sich das Phosphatidylcholin jedoch erst im unteren Dünndarm löst, um dort in die Schleimbarriere eingebaut zu werden, muss es mit speziellen Verfahren aufbereitet werden, erklärte Stremmel. Die Einnahme von Phosphatidylcholin in handelsüblicher Form oder in Form einer "lecitinreichen" Diät könne dies nicht gewährleisten, denn so verabreichtes Lecitin wird bereits im oberen Dünndarm in den Körper resorbiert.

Quelle: Pressemeldung "Intakter Schleimschutz im Darm", herausgegeben von der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg

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Literatur

  • 01 Stremmel W . et al . Ann Intern Med. 2007;  147 (9) 603-610
  • 02 Stremmel W . et al . Gut. 2005;  54 (7) 966-971
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Literatur

  • 01 Stremmel W . et al . Ann Intern Med. 2007;  147 (9) 603-610
  • 02 Stremmel W . et al . Gut. 2005;  54 (7) 966-971