Z Orthop Unfall 2008; 146(1): 12
DOI: 10.1055/s-2008-1063043
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteomyelitis - Rekonstruktion von großen Knochendefekten bei Kindern

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Publication Date:
05 June 2008 (online)

 
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Reconstruction of Large Skeletal Defects Due to Osteomyelitis with the Vascularized Fibular Graft in Children. J Bone Joint Surg Am. 2007;89:2233-2240

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Einleitung

Einige Verläufe der Osteomyelitis im Kindesalter erfordern eine chirurgische Intervention, die zu ausgedehnten Knochendefekten (> 6 cm) mit entsprechend erheblicher funktioneller Beeinträchtigung für den Patienten führen kann.

In dieser schwierigen Defektsituation mit Vorliegen eines narbigen, teilweise avaskulären Gewebebettes und der vorausgegangenen Infektsituation stellen konventionelle autogene oder allogene Knochenersatzstoffe keine adäquate Therapieoption dar. Die zitierte Studie evaluiert nun erstmals den Einsatz von vaskularisierten autologen Fibula Segmenten für die Rekonstruktion solcher großer post-Osteomyelitis Knochendefekte bei Kindern.

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Studiendesign

Retrospektiv wurden acht Kinder nachuntersucht, bei denen eine Rekonstruktion eines großflächigen Knochendefektes (> 6 cm) durch ein vaskularisiertes autologes Fibulasegments durchgeführt worden ist. Bei mikrobiologisch oder bildmorphologisch nachgewiesener Osteomyelitis wurde in Abhängigkeit von der Klinik ein einzeitiges oder zweizeitiges chirurgisches Vorgehen mit radikalem Debridement und dem anschließen-den Fibulatransfer durchgeführt. Die Patienten wurden anschließend klinisch und radiologisch nachuntersucht, bis es zur vollständigen Einheilung und der Anpassung des Transplantates an das Zielgewebe gekommen war.

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Ergebnisse

Die vollständige Einheilung des Transplantates und damit die Rekonstruktion des Knochendefektes wurde bei allen acht Patienten erreicht. Die Vollbelastung der unteren Extremität (n=7) war nach durchschnittlich 8,4 Monaten möglich. Alle Kinder waren schmerzfrei und die Hälfte hatte keine Bewegungseinschränkungen der angrenzenden Gelenke.

Der postoperative Verlauf war bei 5 Patienten komplikationsfrei. Folgende Komplikationen sind beschrieben: arterielle Thrombose (n=1, operative Intervention (OP)), Pseudarthrose der distalen Osteotomie (n=1, OP), superfizielle Wundinfektion (n=1, OP), Fraktur (n=1, OP), Beinlängendifferenz > 2,5 cm (n=4, OP bei n=2), Valgusdeformität des Sprunkgelenkes an der Entnahmestelle (n=1).

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Kommentar

Die Studie zeigt die erfolgreiche Rekonstruktion großer post-Osteomyelitis Knochendefekte bei Kindern mit Hilfe vaskularisierter Fibulasegmente. Speziell in der genannten Fragestellung zeigen diese vaskularisierten Transplantate ein hohes Heilungspotential und hohe funktionelle und biomechanische Eigenschaften. So kann die Infektsituation kontrolliert und die Extremität erhalten werden.

Limitiert ist die Aussagekraft der Studie durch ihre retrospektive Betrachtung und die kleine Anzahl an Patienten. Hier wird auf andere Arbeiten zur Rekonstruktion von Knochendefekten nach Tumoren oder bei congenitaler Pseudarthrose mit vaskularisierten Transplantaten verwiesen, die vergleichbare Ergebnisse und Komplikationen beschreiben und diese Methode für genannte Indikationen etabliert haben. Allerdings handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle Operationstechnik, die eine hohe mikrochirurgische Kompetenz erfordert und mit Komplikationen vergesellschaftet sein kann. Nichtsdestotrotz erscheint sie als ein vielversprechender Lösungsansatz für die genannte Problemstellung bei Kindern.

Tilman Calließ

Tilman Calließ

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Strasse 1-7

30625 Hannover

Email: tilman.calliess@annastift.de