Z Orthop Unfall 2008; 146(1): 5
DOI: 10.1055/s-2008-1063037
Orthopädie und Unfallchirurgie aktuell

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ARO Reise-Stipendium: Ein Bericht - Als Traveling Clinician im Harvard Orthopaedics combined Program

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Publication Date:
27 March 2008 (online)

 
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    Frau Dr. med. Hana C. Fayaz wurde 2006 beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. für ihre Arbeit im Bereich der Rheumaorthopädie mit dem Arthur-Vick-Preis und dem ARO Reise-Stipendium zur Förderung von hoch begabten Nachwuchswissenschaftlern in der orthopädischen Rheumatologie ausgezeichnet.

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    Frau Dr. H. C. Fayaz mit Herrn Professor J. B. Jupiter; Chefarzt der Abteilung der Oberen Extremität am Massachusetts General Hospital

    Mitte 2007 bekam ich die Chance, oder hatte, wie unsere amerikanischen Kollegen sagen würden, die große Ehre, als ARO Traveling Clinician, drei Monate lang die orthopädischen Abteilungen aller der Harvard Medical School angeschlossenen Krankenhäuser zu besuchen.

    Besonders beeindruckt war ich von der Tatsache, dass jedes dieser Krankenhäuser sowohl in kultureller als auch in medizinischer Hinsicht ein ganz eigenes Gepräge hatte. In allen Häusern lernte ich renommierte Spezialisten, zuständig für den Bereich der oberen Extremitäten, kennen.

    Die Rotation ans Massachusetts General Hospital empfand ich als die mit Abstand beste. Mir fiel auf, dass die Indikation zum operativen Vorgehen bei den Rheuma-Patienten und auch den vom Karpaltunnel-Syndrom Betroffenen großzügiger gestellt wurde als im Brigham and Women's Hospital.

    Die am Children's Hospital Boston durchgeführten Operationen im Bereich der oberen Extremitäten waren die mit Abstand kompliziertesten, die ich beobachtet habe. Für ihre Durchführung war eine sehr penible Organisation und Abstimmung nicht nur der Operateure erforderlich, sondern auch derjenigen, die für die anschließende Pflege verantwortlich waren. Es war beeindruckend, mit welcher Präzision die operativen Eingriffe bei Verletzungen des Plexus brachialis und bei kongenitalen Handdeformitäten durchgeführt wurden.

    Der gute Ruf der an die Harvard Medical School angeschlossenen Krankenhäuser beruht vor allem auf dem Renommee der dort tätigen Operateure wie z. B. Prof. Jesse Bernhard Jupiter, Chefarzt der Abteilung der Oberen Extremität am Massachusetts General Hospital. Er ist bekannt für kürzeste Operationsdauer bei dennoch höchst optimierten operativen Eingriffen sowie bestmögliche Patientenversorgung; international glänzt er mit seinem "High Level of Know How" und vielen Publikationen. Professor J. B. Jupiter führt jede Art von operativen Eingriffen im Bereich der oberen Extremitäten durch; angefangen vom Karpaltunnelsyndrom bis hin zu hochkomplizierten Umstellungsosteotomien und Radiusfrakturen mit seltenen und schwierigen Nachbehandlungsmodalitäten.

    Der Anteil der weiblichen Oberärzte ist, wie ich erfahren habe, mit 15 % als nicht sehr hoch anzusehen, jedoch lässt der relativ hohe Anteil an Assistenzärztinnen das Beste für die Zukunft hoffen. Allerdings wollen auch hier viele Frauen später lieber in einer Praxis arbeiten, als sich auf eine Karriere an der Universität zu konzentrieren.

    Ungewohnt für mich waren die Hygienevorschriften, die ich bei uns als strenger wahrnehme, es konnten dennoch nicht mehr Wundinfektionen beobachtet werden als bei uns.

    Ich habe die Zeit in Boston sehr bewusst mit sehr unterschiedlichen Professoren, Operateuren, Fachärzten, und Assistenzärzten verbracht. Rückblickend kann ich sagen, dass mein Aufenthalt in Boston eine überaus wertvolle Zeit für meine klinische, medizinische und persönliche Entwicklung war. Ich konnte das gesamte klinische Spektrum der Oberen Extremitäten kennen lernen und neue Freunde in Boston gewinnen.

    Die erworbenen Kenntnisse haben mein klinisches Handeln nach meiner Rückkehr verändert und die gewonnen Freundschaften werden auch die Zeit nach Boston überdauern.

    Zahlreiche Personen und Institutionen, die maßgeblich am erfolgreichen Zustandekommen meines Boston-Aufenthalts beteiligt waren und der ARO bin ich zu großem Dank verpflichtet. Ich danke dem Vorstand der ARO, dass ich für das Reisestipendium ausgewählt wurde und sehr herzlich auch Herrn Professor Rehart für sein in mich gesetztes Vertrauen.

    Dr. Hana C. Fayaz

     
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    Frau Dr. H. C. Fayaz mit Herrn Professor J. B. Jupiter; Chefarzt der Abteilung der Oberen Extremität am Massachusetts General Hospital