Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1997; 07(3): 107-115
DOI: 10.1055/s-2008-1061871
Weiter- und Fortbildung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Beratung und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischer Polyarthritis abgesehen von medikamentösen und chirurgischen Maßnahmen

The nonpharmacologic nor surgical management of rheumatoid arthritisM. Weber1 , H. O. Hofer2 , B. A. Michel2
  • 1Klinik für Rheumatologie und Rehabilitation, Stadtspital Triemli, Zürich (Dr. H. Gerber), Zürich, Schweiz
  • 2Rheumaklinik und Physikalisches Institut, Universitätsspital, Zürich (Prof. B. A. Michel), Zürich, Schweiz
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

To take care of the various different aspects in the long-term management of rheumatoid arthritis (RA) patients a multidisciplinary team approach is necessary. To provide an optimal physical therapy the activity of the inflammation and its destructive potential have to be taken into account. While attention focussed on active resistive exercise programs in recent years, the benefit of structured and managed rest was almost forgotten. To maintain mobility, full range of motion, strength and endurance are the primary goals at all stages of the disease. Through consensual inductive processes regions too painful for active exercise benefit from isometric exercise at less active parts of the body. The principles of occupational therapy and ergonomics have to be employed early in the course of the disease, as well as teaching the patient to lead an active life and how to become his own best expert, a process to be continued lifelong. Advice in joint protection, use of splints and orthotics, pain modulation and maintenance of the daily activities are most important. Optimally, the patient is able to take advantage of this information and to contact the rehabilitation team for counselling, help or reevaluation. Psychosocial aspects have to be discussed as well and are of key importance. Another issue refers to the diet, a question frequently put forward by the RA-patient: new studies have showed the usefulness of unsaturated fatty acids allowing recommendation of fish meals. In the management of RA, rehabilitative modalities are an important addition to pharmacologic and surgical intervention. However, scientific data are scarce and a critical approach to the different modalities in rehabilitation is necessary.

Zusammenfassung

Die nichtmedikamentöse, nichtchirurgische Behandlung der chronischen Polyarthritis (cP) umfaßt verschiedene Aspekte, welche interdisziplinär angegangen werden müssen. Bei den physikalischen Maßnahmen ist in letzter Zeit der Wert der Schonung und Entlastung für den Patienten im hochakuten Krankheitsstadium etwas in Vergessenheit geraten. In weniger aktiven Krankheitsstadien müssen neben Dehnungen auch die neuen Erkenntnisse über das Verhalten des passiven und aktiven Bewegungsapparates gegenüber verschiedenen Belastungsarten berücksichtigt werden. Das isometrische Muskeltraining eines wenig entzündlich-aktiven Körperteils oder das Muskeltraining gegen Widerstand innerhalb eines schmerzfreien Bewegungssektors eines Gelenkes führt zur Muskelkräftigung auch anderer Bereiche. Dynamische Kräftigung wird zunehmend parallel zur Aktivitätsabnahme der Entzündung eingesetzt. In jedem Stadium der Erkrankung soll durch eine adäquate, teils vorsichtige Gelenkmobilisation das Bewegungsausmaß aufrecht erhalten werden. Die Ergotherapie muß mit ihren Grundprinzipien des achsengerechten Arbeitens und der Berücksichtigung des Hebelgesetzes, des Reibungswiderstandes und der Verteilung der Belastungen zum Schutz der Gelenke bereits bei Diagnosestellung einbezogen werden. Neben den Prinzipien des aktiven Gelenkschutzes werden Lagerungsschienen verordnet und angepaßt. Auch die psychosozialen Aspekte werden eingehend erörtert. Besondere Bedeutung kommt der Aufklärung und Schulung zu, welche die Eigenverantwortung des Patienten fördert, damit dieser im Idealfall die erforderlichen Übungen selbst durchführen und die für ihn wichtigen Techniken anwenden kann. Der Einsatz des Behandlungsteams erfordert die stete Evaluation und Anpassung der Therapiemittel. Bezüglich Ernährung, einem häufigen Gegenstand des Patienteninteresses, sind in den letzten Jahren neue Erkenntnisse über die günstige Wirkung von mehrfach ungesättigten Fettsäuren hinzugekommen, so dass in der Ernährungsberatung auf regelmäßige Fischmahlzeiten hingewiesen werden darf. Für den Langzeitverlauf der cP ist die nichtmedikamentöse Behandlung neben der pharmakologischen und chirurgischen mitentscheidend. Die Möglichkeiten der Rehabilitation sind vielfältig, verlangen aber wegen spärlicher klinischer Studien einen begründbaren und kritischen Einsatz, wie dies für alle übrigen Interventionen auch gilt.

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