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DOI: 10.1055/s-2008-1061743
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Schwere Hypercholesterinämie - Damit "weniger Fett durch die Adern schwimmt"
Publication History
Publication Date:
29 February 2008 (online)
- Aktuelle Therapieoptionen sind oft unzureichend
- Neue Generation eines Komplexbildners
- Schon in der Monotherapie lässt sich das LDL um fast 20% senken
Besteht ein normales kardiovaskuläres Risiko, sollten die LDL-Cholesterinspiegel unter 100 mg/dl gesenkt werden. Bei Hochrisikopatienten ist sogar ein Zielwert von unter 70 mg/dl anzustreben. Diese strengen Ziele stets im Visier zu behalten, dafür gibt es viele gute Gründe. So gilt generell: Je stärker das LDL-Cholesterin sinkt, desto mehr profitiert der Patient. Eine Reduktion des LDL-Cholesterinspiegels um 30mg/dl beispielsweise senkt das relative koronare Risiko um rund 30%.
Gesichert ist außerdem, dass Menschen mit einem LDL-Cholesterinwert unter 40mg/dl kardiovaskulär am wenigsten gefährdet sind, bekräftigte Prof. Jörg Kreuzer, Limburg. Und wenn sich der LDL-Spiegel zwischen 80 und 70mg/dl einpendelt, bilden sich Koronarplaques zurück, wie man aus Untersuchungen mit intravaskulärem Ultraschall weiß.
Aktuelle Therapieoptionen sind oft unzureichend
Dass sich die strengen Zielwerte bei schweren Hypercholesterinämien kaum durch eine Änderung des Lebensstils, sondern praktisch nur medikamentös realisieren lassen, versteht sich von selbst. Doch auch Statine sind nicht immer zielführend, wenn sie nicht ausreichend hoch dosiert oder in höherer Dosierung nicht vertragen werden. Selbst in Kombination mit Ezetimib gibt es immer noch Patienten, die den angestrebten Zielwert nicht erreichen. Dementsprechend ist bei schwerer Hypercholesterinämie trotz der Erfolge, die eine Mono- und Kombinationstherapie mit Statinen bietet, die kardiovaskuläre Ereignisrate nach wie vor hoch, weshalb neue Optionen gefragt sind.
Neue Generation eines Komplexbildners
Mit dem gelartigen Polymer Colesevelam (Cholestagel®) wird demnächst auch hierzulande ein Vertreter der neuen Generation eines Komplexbildners verfügbar sein, der in der empfohlenen Tagesdosis von 3,75g Gallensäuren viel stärker bindet als herkömmliche Polymere. "Colesevelam beschleunigt den LDL-Turnover, und daher schwimmt weniger ranziges Fett in den Adern", sagte Prof. Jürgen R. Schäfer, Marburg.
Colesevelam gelangt nicht in den Stoffwechsel, sodass sich gastrointestinale Nebenwirkungen in engen Grenzen halten. Interaktionen mit anderen Arzneimitteln sind ebenfalls limitiert. Dementsprechend ist der Komplexbildner auch ein potenzieller Kandidat für eine Kombinationstherapie. Pathophysiologisch sinnvoll erscheint es Prof. Klaus G. Parhofer, München, beispielsweise, den Gallensäurenbinder mit Statinen zu kombinieren. Überdies sei diese Kombinationstherapie sehr effektiv, versicherte er. Unter einer solchen Kombination verringert sich die LDL-Konzentration um 20 bis 30%.
Schon in der Monotherapie lässt sich das LDL um fast 20% senken
Was die Monotherapie mit Colesevelam bewirkt, untersuchte man in vier Studien mit insgesamt 866 Patienten, die an einer schweren Hypercholesterinämie litten. Dabei wurde das LDL-Cholesterin um 15-19% reduziert, das HDL-Cholesterin wiederum stieg um rund 5% an. In drei Studien mit insgesamt 491 Teilnehmern kombinierte man den Komplexbildner mit Statinen oder Fibraten oder Ezetimib. Ein solches Vorgehen ergab eine zusätzliche Senkung der LDL-Cholesterinspiegel zwischen 10 und 16%, berichtete Schäfer. Auch dank der guten Verträglichkeit eignet sich Colesevelam für Risikopatienten, deren LDL-Cholesterin auf den Zielwert eingestellt werden muss.
Karl B. Filip, Landsberg
Quelle: Launch-Fachpressekonferenz "Cholestagel®: Neue Möglichkeiten der LDL-Senkung bei Patienten mit schweren Hypercholesterinämien", veranstaltet von der Genzyme GmbH, Neu-Isenburg