Ein großes Potenzial bescheinigen Experten der Chemotherapie mit Bortezomib beim multiplen
Myelom - angefangen bei einer hohen Ansprechqualität im Rahmen der Rezidivtherapie,
die mit einem lang anhaltenden klinischen Nutzen einhergeht [6], [8].
Rezidive frühzeitig und ausreichend lange therapieren
Rezidive frühzeitig und ausreichend lange therapieren
"Im Rahmen der Phase-III-Studie APEX[1] erzielte die Bortezomibtherapie bei ein- bis dreimal vorbehandelten Patienten mit
43 % kompletten und partiellen Remissionen höhere Ansprechraten als Dexametason mit
18 %", berichtete PD Guido Kobbe, Düsseldorf. "16 % der mit Bortezomib behandelten
Patienten erreichten sogar eine komplette oder nahezu komplette Remission."
Dass es genau diese Patienten sind, die besonders lange von der Behandlung mit Bortezomib
profitieren, dokumentierte Kobbe an einer Folgeauswertung der Studie mit einer Nachbeobachtungszeit
von 22 Monaten. Zeigten die Patienten eine komplette Remission, war das behandlungsfreie
Intervall deutlich länger als bei solchen mit nur partieller Remission (17,5 versus
6,7 Monate). Die Zeit bis zur Progression verlängerte sich um fast vier auf 12,2 Monate.
Demnach sollte die Bortezomibtherapie ausreichend lange erfolgen, meinte Kobbe, um
den maximalen Behandlungserfolg zu gewährleisten. Dafür spricht auch ein weiteres
Studienergebnis [7]: Denn obwohl die Patienten im Median schon nach 1,4 Monaten auf die Therapie ansprachen,
erfolgte die maximale Reduktion des M-Proteins - ein von den Myelomzellen gebildetes
Immunglobulin ohne Antikörperfunktion - bei 20 % der Responder erst im achten Therapiezyklus
oder später.
Aber auch ein frühzeitiger Beginn der Behandlung mit Bortezomib scheint wichtig zu
sein: Patienten, die nur eine Vortherapie erhalten hatten, sprachen sogar zu 51% auf
Bortezomib an [7].
Überlebensvorteile in der Mono- und der Kombinationstherapie
Überlebensvorteile in der Mono- und der Kombinationstherapie
Interessanterweise war in der APEX-Studie zum ersten Mal für eine Monotherapie ein
Überlebensvorteil gegenüber hoch dosiertem Dexamethason zu sehen (29,8 versus 23,7
Monate; p = 0,0272; 8). "Dabei ist hervorzuheben, dass 62 % der Patienten des Dexamethasonarms
bei Progress auch Bortezomib erhalten hatten, jedoch im ursprünglichen Arm erfasst
blieben", berichtete Kobbe.
Ein verlängertes progressionsfreies und Gesamtüberleben ist jedoch auch bei dem Einsatz
von Bortezomib in der Kombination mit anderen Substanzen möglich. So erhöhte sich
zum Beispiel das mediane progressionsfreie Überleben unter einer Kombinationstherapie
aus Bortezomib und pegyliertem liposomalen Doxorubicin (off-label) im Vergleich zur
Bortezomibtherapie von 6,5 auf 9,3 Monate. Die Remissionsraten (komplett und partiell)
betrugen in dieser Studie unter der Kombinationstherapie 52 %, während 44 % der Patienten
eine Remission erreichten, die nur Bortezomib erhielten [1].
Bortezomibstudien außerhalb der derzeit zugelassenen Indikationen
Bortezomibstudien außerhalb der derzeit zugelassenen Indikationen
Ersttherapie nicht transplationsgeeigneter Patienten über 65 Jahre
Zusammen mit dem bisherigen Goldstandard Malphalan/Prednison erzielte Bortezomib in
einer Phase-I/II-Studie eine Remissionsrate von 89 %. Bei den übrigen 11 % der Patienten
kam es immerhin zu einem Stillstand der Erkrankung [4]. Die Zeit bis zur Progression betrug 27,2 Monate, wie jetzt eine neue Auswertung
der Daten mit einer Nachbeobachtungszeit von im Median 26 Monaten dokumentiert. Das
Gesamtüberleben zu diesem Zeitpunkt betrug 85 % und liegt damit deutlich höher als
im historischen Vergleich unter der alleinigen Therapie mit Melphalan und Prednison
[5].
Induktionstherapie vor einer Stammzelltransplantation bei neu diagnostizierten Patienten
Positive Resultate für die Applikation von Bortezomib zusammen mit Dexamethason gibt
es auch für die Induktionstherapie vor einer Stammzelltransplantation bei neu diagnostizierten
Patienten. Denn hier war die Bortezomib-Dexamethason-Therapie der Behandlung mit Vincristin,
Adriamycin und Dexamethason überlegen (VAC; [2]): Die bortezomibhaltige Kombinationstherapie konnte die Raten der kompletten und
partiellen Remissionen mehr als verdoppeln (9 versus 20 %), die Gesamtansprechrate
wiederum stieg von 67 auf 82%.
Aber auch die alternierende Gabe von Bortezomib und Dexametason kann als Induktionstherapie
bei einer Stammzelltransplantation bei jüngeren Patienten nützlich sein [9]. Damit konnte eine Ansprechrate von 64% erreicht werden, wobei 12% der Patienten
eine komplette Remission und 10% eine sehr gute partielle Remission erreichten. Die
Therapie wurde gut vertragen und es war möglich, bei allen Patienten genügend Stammzellen
zu gewinnen.
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Positiver Einfluss auf den Knochenstoffwechsel
Positiver Einfluss auf den Knochenstoffwechsel
Bei all diesen vielversprechenden Ergebnissen habe die Therapie mit Bortezomib einen
weiteren Vorteil gegenüber anderen Substanzen, konstatierte Prof. Orhan Sezer, Berlin.
Denn der Wirkstoff beeinflusst nicht nur die Myelomzellen selbst, sondern auch den
krankhaft veränderten Knochenstoffwechsel [3], [10]. "Bortezomib hemmt zum einen die gesteigerte Oseoklastenaktivierung beim multiplen
Myelom und stimuliert zusätzlich die Ostoblastenfunktion", so Sezer. "Bislang ist
Bortezomib die einzige Substanz, für die diese Aktivität nachgewiesen werden konnte."
Quelle: Pressemeldung "Aktuelle Entwicklungen in der Myelomtherapie mit Velcade® (Bortezomib:
Hohe Ansprechqualität und verlängertes Überleben", herausgegeben von der Ortho Biotech
Division of Janssen-Cilag GmbH, Neuss