Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens veranstaltete die Klinik für Dermatologie
und Allergologie im Klinikum Bayreuth GmbH am 1. Dezember 2007 die 9. Jahrestagung
der Südostdeutschen Dermatologen ([Abb. 1 ]). Im Gegensatz zu den früheren Jahrestagungen wurde diese Veranstaltung eintägig
durchgeführt, um die „Ausfallzeiten” in Praxis, Klinik und nicht zuletzt auch für
die Familien möglichst kurz zu halten. Das Programm war nach Gesprächen mit vielen
Kolleginnen und Kollegen bewusst praxisorientiert zusammengestellt worden, um sowohl
jungen Assistentinnen und Assistenten aus Kliniken und Praxen als auch den Erfahrenen
unseres Faches Anregungen und neues Wissen für die tägliche Arbeit mit nach Hause
geben zu können. Getreu dem Tagungsmotto „Haut in Lebensphasen” wurde eine Reise durch
die Diagnostik und Therapie von Hauterkrankungen in verschiedenen Lebensabschnitten
geboten.
Abb. 1 Kongressposter.
In zwei jeweils einstündigen „Südostdeutschen Diakliniken” zu Beginn der Tagung und
nach der Mittagspause präsentierten insgesamt 16 Hautkliniken aus dem südostdeutschen
Raum jeweils eine Kasuistik ([Tab. 1 ]). Ein einstündiges Minisymposium beschäftigte sich mit dem Thema „Ethik versus Ökonomie
in der Medizin”. Schließlich konnten am Abend noch drei verschiedene Workshops besucht
werden. Bei der durch die Deutsche Dermatologische Akademie und die Bayerische Landesärztekammer
zertifizierten Veranstaltung konnten im Hauptprogramm 9 Fortbildungspunkte und bei
den Workshops jeweils 4 zusätzliche Fortbildungspunkte erworben werden.
Tab. 1 Südostdeutsche Diakliniken
Titel
Referent/in
Klinik
Problematik der Sentinel-Lymphknotenexstirpation beim malignen Melanom im Kopf-Halsbereich
Ch. Weiß
Klinik für Hautkrankheiten, Helios Klinikum Erfurt
Hyalinosis cutis et mucosae (Morbus Urbach-Wiethe)
S. Schliep
Hautklinik, Universitätsklinikum Erlangen
Red Ear Syndrome
R. Nebel
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Kutane Leishmaniose bei einem Kleinkind - Behandlung mit Miltefosin
A. Neub
PsoriSol Fachklinik Hersbruck
Diabetisches Fußsyndrom
A. Mechlin
Hautklinik am Klinikum Nürnberg
Wanderer (Golfer)-Vaskulitis
L. Eickenscheidt
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, Helios Vogtland-Klinikum Plauen
Morbus Still
A. Gesierich
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Würzburg
Histamin-Intoleranz
I. Stolze
Klinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum Bayreuth
Artefakte - Probleme in Differenzialdiagnose und Therapie
G. Rothmund
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, Klinikum Augsburg
Ist Ulcus gleich Ulcus? Ein Casus pro Diagnosi
U. Wollina
Klinik für Dermatologie und Allergologie, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Livedovaskulitis bei heterozygoter Prothrombinmutation
M. Bär
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Dresden
Fallbeispiel einer ausgedehnten Trichophyton rubrum Tinea corporis
F. Seyfarth
Klinik für Dermatologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Psoriasiforme Plaques bei einem zahnlosen Mädchen
K. Gauwerky
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität
München
Niedertemperatur-Argon-Plasma: neue Behandlungsoption für chronisch infizierte Wunden?
G. Isbary
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin, Klinikum München-Schwabing
Erdheim-Chester-Syndrom
R. Kerzl
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Klinikum rechts
der Isar, Technische Universität München
Acne inversa: ungewöhnliche Lokalisation - ungewöhnliche Therapie
M.-L. Langrock
Dermatologische Klinik und Poliklink, Klinikum der Universität Regensburg
Nach einer kurzen Einleitung durch den Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH,
Herrn Roland Ranftl, wurde die Tagung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Landrat
Dr. Klaus-Günter Dietel eröffnet. Er skizzierte die zehnjährige Geschichte der Klinik
für Dermatologie und Allergologie Bayreuth, die als einzige Hautklinik in Oberfranken
seit November 1997 mit 20 vollstationären Betten über 30 0000 stationäre und ambulante
Patienten mit Hauterkrankungen oder Allergien behandelt hat. Wegen der kontinuierlich
hohen Belegungszahlen mit ungenügenden Kapazitäten zur Behandlung aller Patienten
der Region wird die Klinik ab 1. 1. 2008 vergrößert; Herr Dr. Dietel überreichte den
leitenden Ärzten Dr. Klaus-Peter Peters und Prof. Dr. Rudolf A. Herbst auf einem silbernen
Tablett mit einer Torte symbolisch 20 weitere Betten ([Abb. 2 ]). Somit wird die Bayreuther Hautklinik mit verdoppelter Bettenzahl ins Jahr 2008
starten.
Abb. 2 Verdoppelung der Bettenzahl der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Klinikum
Bayreuth GmbH: Präsentation von 20 zusätzlichen Betten „auf dem silbernen Tablett”
(v. l. n. r.: Prof. Dr. med. K. Henneking, Ärztlicher Direktor; Landrat Dr. K.-G.
Dietel, Aufsichtsratsvorsitzender, Klinikum Bayreuth GmbH; Prof. Dr. med. Rudolf A.
Herbst und Dr. med. K.-P. Peters, Leitende Ärzte; R. Ranftl, Geschäftsführer).
Nach dieser Begrüßung begann der wissenschaftliche Teil mit der „Südostdeutschen Diaklinik
1”, in der Kolleginnen und Kollegen aus 8 verschiedenen Hautkliniken interessante
Kasuistiken ([Tab. 1 ]) präsentierten.
Im ersten Hauptvortrag gab Frau Priv.-Doz. A. Kolb-Mäurer, Universitätshautklinik
Würzburg, in ihrem zusammen mit Frau Prof. E.-B. Bröcker konzipierten Vortrag einen
Überblick über die „Dermatotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit”. Hierbei ging
sie sowohl auf fetotoxische Arzneimittel wie beispielsweise Steroidhormone, Vitamin
A Säure-Derivate und Cumarin-Derivate, als auch auf kontraindizierte Lokaltherapeutika
wie teer-haltige Externa, Metronidazol und Salicylsäure ein. Als Grundregeln für die
Therapie in der Schwangerschaft empfahl sie u. a. eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung,
den Einsatz gut erprobter, also eher lang eingeführter Medikamente und die Verwendung
von Monopräparaten. Hinweise für den Einzelfall kann das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum
für Embryonaltoxikologie (http://www.embryotox.de) und dessen Beratungstelefon geben.
Abschließend gab sie einen Überblick zur Behandlung unterschiedlicher Krankheiten
mit verschiedenen Medikamentengruppen aus den Teilgebieten der Dermatologie, der durch
viele praktische Handlungsanregungen vervollständigt wurde.
An den Anfang seines thematisch nahtlos anschließenden Vortrages „Topische Therapie
im Säuglings- und Kindesalter” stellte Herr Priv.-Doz. Dr. J. Wohlrab von der Universitätshautklinik
Halle-Wittenberg den immer wieder wichtigen Merksatz „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!”
Er begann mit einer anschaulichen Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen der
Lokaltherapie, zum Beispiel über Einflussfaktoren für Penetration, morphologische
Faktoren und galenische Interaktionen. Danach gab der Redner praxisbezogene Anleitungen
in Form von allgemeinen Regeln, wie z. B. zur Abschätzung des Externabedarfs in bestimmten
Lebensaltern oder der Vermeidung einer Erhöhung der Penetrationsrate beispielsweise
durch warme Bäder. Nachfolgend stellte er für verschiedene Medikamentengruppen typische
kinderspezifische Nebenwirkungen bzw. Fallstricke dar. Die juristischen Rahmenbedingungen
für die Therapie von Dermatosen bei Kindern sind schwierig, da für viele Dermatika
klinische Studien an Kindern fehlen und deshalb der „Off Label Use” häufig unumgänglich
ist.
Frau Dr. I. Stolze aus der Bayreuther Hautklinik eröffnete das letzte Thema des ersten
Vortragsblocks mit einer Kasuistik zur „Histamin-Intoleranz”. Anschließend stellte
Herr Dr. K.-P. Peters, Bayreuth, die immer noch zu selten diagnostizierte Histamin-Intoleranz
anhand von weiteren Fallbeispielen vor ([Abb. 3 ]). Die Histamin-Intoleranz manifestiert sich an unterschiedlichen Organsystemen,
z. B. als atopisches Ekzem, Asthma bronchiale, gastrointestinale Störungen und rezidivierende
migräneähnliche Kopfschmerzen. Pathogenetisch wichtig ist in den meisten Fällen der
verminderte Abbau von Histamin und anderen biogenen Aminen, z. B. bei reduzierter
Aktivität der Diaminooxidase (DAO) oder der Histamin-N-Methyl-Transferase (HNMT),
für die Auslösung von Symptomen sind aber auch DAO-hemmende oder Histamin-freisetzende
Medikamente bedeutsam. Nach experimentellen Untersuchungen und der Anamnese betroffener
Patienten beträgt die Zeitdauer zwischen der Aufnahme auslösender Nahrungsmittel und
dem Auftreten der Beschwerden meistens zwischen 30 Minuten und 12 Stunden. Neben der
entsprechenden Diät ist den Betroffenen individuell ein Antihistaminikum mit jeweils
optimaler Wirksamkeit zu verordnen.
Abb. 3 „Histamin-Intoleranz”: eine immer noch häufig übersehene oder unbekannte Diagnose:
Dr. K.-P. Peters, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum Bayreuth GmbH.
Nach einer Kaffeepause wurde das Minisymposium „Ethik versus Ökonomie in der Medizin”
von Frau Priv.-Doz. Dr. J. Loss vom Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften
der Universität Bayreuth eröffnet. Sie stellte aus der „Sicht der Gesundheitswissenschaftlerin”
die Knappheit im Gesundheitswesen aufgrund einnahmeseitiger Faktoren wie konjunktureller
Arbeitslosigkeit und Demografie, und ausgabeseitiger Faktoren wie dem medizinischen
und technischen Fortschritt, wiederum der Demografie, aber auch aufgrund von Ineffizienzen
im Versorgungssystem und falschen Anreizsystemen dar. Daraufhin diskutierte sie kritisch
Lösungsmöglichkeiten, wie beispielsweise eine qualitätsbezogene Vergütung und auch
Interventionen zur Verbesserung von Non-Compliance. Sie schloss ihre Betrachtung mit
der Feststellung, dass die Optimierung der Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
durch Verbesserung von Qualität und durch Reduzierung der Kosten dringend erforderlich
ist. Die Ärzteschaft sollte sich bei diesen Maßnahmen an die Spitze stellen, um Fehlentwicklungen
zu verhindern. Die Versorgung von Kranken dürfe nicht ausschließlich Mittel zum Zweck
der Erzielung und Optimierung von Erlösen werden.
Es folgte ein eindrucksvoller, ohne audio-visuelle Hilfsmittel gehaltener Vortrag
des Begründers der Jahrestagungen der Südostdeutschen Dermatologen, Herrn Prof. Dr.
Reinhard Breit, dem ehemaligen Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie
und Umweltmedizin in Schwabing. Herr Prof. Breit vertrat die „Sicht des Klinikers”,
indem er davon ausging, dass es sich bei unserer Medizin um eine Handlungswissenschaft
handele mit dem Ziel, die von der Norm Gesundheit abweichende Krankheit zu beheben.
Die Gesundheit gelte heute als des Lebens höchstes Gut. Deshalb sei leidenden Menschen
und ihrer Umgebung nicht zu vermitteln, dass bestimmte Ressourcen gerade ihnen persönlich,
aus welchen Gründen auch immer, nicht zukommen könnten. Er selbst hätte in seinem
Arbeitsleben durch Rationalisierung immer noch einer drohenden Rationierung entkommen
können. Dieser Weg sei jedoch wahrscheinlich schon bald zu Ende beschritten. Ein Grunddilemma
sei außerdem, dass die erfolgreiche Therapie einer Krankheit Platz für die nächste
mache. Letztendlich sei deshalb ein utopischer Gesundheitsbegriff krank und mache
auch krank. Der Mensch müsse im Mittelpunkt aller Bestrebungen stehen und das Ziel
aller Medizin nicht die Heilung von Krankheiten, sondern von kranken Menschen sein.
Deshalb sei die einzige Begrenzung medizinischen Handelns die Menschenwürde. Ein Handeln,
dass sich in der Spannung zwischen Widerstand und Ergebung, zwischen Kampf und Duldung,
bewege, sollte auch das ethische Abwägen zwischen Tun und Unterlassen bestimmen.
Der letzte Vortrag dieses Minisymposiums wurde von Herrn Dr. C. Seidel, in Bayreuth
niedergelassener Hautarzt, gehalten: Er vertrat die „Sicht des Niedergelassenen”.
Seine ernüchternd wirkende Analyse zur Situation der niedergelassenen Dermatologen
umfasste Liquiditätsprobleme, trotz oder gerade wegen massiver Überarbeitung bei aus
seiner Sicht nicht kostendeckenden Vergütungen am Beispiel des EBM 2000 plus. Die
Sozialpolitik wälze die explodierenden Kosten auf die Niedergelassenen und besonders
auf die Fachärzte ab, aufgrund der fachspezifischen Umstände verstärkt auch auf die
Dermatologen. Herr Dr. Seidel kritisierte die geplante elektronische Gesundheitskarte
als kostenineffizient und datenschutzrechtlich unhaltbar. Aufgrund der zunehmenden
Ärzteflucht aus Deutschland ins Ausland seien größer werdende Versorgungslücken zu
erwarten, die auch durch medizinische Versorgungszentren oder Kliniken nicht kompensiert
werden könnten, da letztendlich alle - und insbesondere die wirtschaftlichen - Probleme
auch hier nur weitergereicht würden. Für die sehr drastisch geschilderten Probleme
sah Herr Dr. Seidel unter den jetzigen Bedingungen jedoch keine Lösungsmöglichkeiten.
Der große Diskussionsbedarf, der durch die drei hervorragenden Vorträge des Minisymposiums
entstanden war, konnte in der darauf folgenden Mittagspause ausgelebt werden.
Nach der Mittagspause stellten in der „Südostdeutschen Diaklinik 2” 8 weitere Kolleginnen
und Kollegen Kasuistiken aus verschiedenen südostdeutschen Kliniken vor ([Tab. 1 ]).
In seinem Vortrag zum Thema „Rationale Antibiotikatherapie in Klinik und Praxis” versuchte
Herr Prof. Dr. R. A. Herbst aus Bayreuth an 2 Beispielen darzustellen, dass eine rationale
Antibiotikatherapie nicht gleichbedeutend mit einer rationellen Antibiotikatherapie
ist. Während die perianale Streptokokkenerkrankung (perianale Streptokokkendermatitis,
Streptokokkenanitis) häufig zu kurz behandelt wird, sollte die perioperative Antibiotikaprophylaxe
insbesondere in der Dermatochirurgie nur bestimmten Indikationen vorbehalten sein.
Konkret reicht bei der perianalen Streptokokkendermatitis die übliche fünftägige Behandlung
von Streptokokkeninfekten nicht aus, sondern es ist eine an vor allem der Klinik und
ggf. auch Abstrichergebnissen orientierte zehn- bis vierzehntägige systemische Antibiose
erforderlich. Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist in der operativen Dermatologie
nach einer bereits 2001 veröffentlichten Leitlinie zum richtigen Zeitpunkt (etwa 1
Stunde vor Operationsbeginn), mit dem richtigen Medikament (abhängig vom zu erwartenden
Keimspektrum) und vor allem nur bei ausgewählten Indikationen sinnvoll. Hierzu gehören
u. a. Lappenplastiken mit Durchtrennung von Schleimhaut und Lippenplastiken, Hauttransplantationen
nach Wundgrundkonditionierung im Einzelfall, Composite-Grafts, die sofortige Defektversorgung
in der Akne inversa-Chirurgie, die Emmert-Plastik bei primärem Wundverschluss, die
Varizenoperation oder paratibiale Fasziotomie beim venösen Ulcus cruris (möglichst
gezielt nach Abstrich), sowie das Laser-Skin-Resurfacing bzw. die großflächige Dermabrasion.
Außerdem wurde auf die stark gelockerten Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe nach
den neuen US-amerikanischen Leitlinien hingewiesen.
Die beiden darauf folgenden Hauptvorträge von Frau Prof. Dr. H. Hofmann von der Hautklinik
der TU München zum Thema „Ungewöhnliche kutane Manifestation der Lyme-Borreliose”
und von Herrn Dr. U. Hofstatt-van Oy aus der neurologischen Klinik im Klinikum Bayreuth
mit dem Titel „Lyme-Borreliose aus Sicht des Neurologen” stellten ein interdisziplinäres
Highlight der Kongressveranstaltung dar: Frau Prof. Hofmann stellte in ihrem unglaublich
gut bebilderten Vortrag verschiedenste, sehr außergewöhnliche Manifestationen der
Lyme-Borreliose unter dem Goethe-Motto „Man erkennt (nur), was man kennt” vor. Die
ungewöhnlichen Manifestationen reichten vom Bild des Erythema non migrans, über das
diffuse Gesichtserythem, multiple Erythemata migrantia, an Facies leontina erinnernde
Hautveränderungen, bis zum Ringerohr. Die meisten klinischen Präsentationen waren
mit Therapieverläufen, Laborbefunden und -verläufen und histologischen Befunden illustriert
und führten zu einer ungewöhnlich lehrreichen und abwechslungsreichen Präsentation.
Im darauf folgenden Vortrag führte Herr Dr. U. Hofstatt-van Oy aus Bayreuth in „Diagnostik,
Differenzialdiagnose und Therapie der Neuroborreliose” ein. Der Vortrag machte einmal
mehr deutlich, dass die Neuroborreliose nicht nur klinisch, sondern auch in Bildgebung
und Labor oft sehr schwer zu diagnostizieren ist. Erschwerend sind die geringe Sensitivität
des direkten Erregernachweises, nicht standardisierte serologische Testsysteme und
die Persistenz von spezifischen Antikörpern sowie die hohe Kreuzantigenität mit zahlreichen
anderen Bakterien. Die stadiengerechte Therapie sowie die Definition von Therapieresistenz
und Erregerpersistenz wurden ebenfalls ausführlich dargestellt.
Die anschließende gemeinsame Diskussion der beiden Lyme-Vorträge krönte diesen Veranstaltungsteil
([Abb. 4 ]).
Abb. 4 Interdisziplinäre Diskussion der Lyme-Borreliose aus dermatologischer (Frau Prof.
Dr. H. Hofmann, München) und neurologischer (Herr Dr. Hofstatt-van Oy, Bayreuth) Sicht.
Nach der folgenden Kaffeepause eröffnete Prof. Dr. M. Volkenandt von der LMU-Hautklinik
in München die letzte Sitzung der Hauptvorträge mit seinem foudroyanten Vortrag „Kommunikation
mit Patienten”. Er betonte den großen Stellenwert einer gelungenen Kommunikation mit
den Patienten, denn das Patientengespräch ist die häufigste ärztliche, aber auch pflegerische
Handlung. Trotz dieser Wichtigkeit komme dies in der Ausbildung immer noch zu kurz.
Kommunikation sei erlernbar, bestehe aber nicht nur aus den Äußerungen des Arztes,
sondern mindestens genauso aus aktivem Zuhören. Sehr wichtige Elemente der Kommunikation
wären darüber hinaus das Stellen von Nachfragen und vor allem auch das Schweigen an
den richtigen Stellen.
Herr Prof. E. Kämpgen, Universitätshautklinik Erlangen, stellte in seinem Beitrag
mit dem Titel „Hauttumortherapie in verschiedenen Lebensabschnitten” klar, dass aus
seiner Sicht jeder Patient individuell und unabhängig von Lebensphase oder Lebensalter
zu behandeln sei. Er gab einen Übersichtsvortrag über die neuesten Therapiemöglichkeiten
insbesondere des malignen Melanoms und sah eine gewisse Bedeutung des Alters lediglich
bei der Entscheidung über eine Hochdosis-Interferon-Therapie.
Herr Prof. U. Wollina von der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Krankenhaus
Dresden-Friedrichstadt demonstrierte die „Kosteneffiziente Therapie chronischer Wunden”
am Beispiel des venösen Ulcus cruris. Er stellte zusätzlich anhand zweier außergewöhnlicher
Kasuistiken (einer Calciphylaxie und eines Falles von Ergotismus) seltene Ursachen
für Ulcera crurum dar. Auf der Basis bisher publizierter, allgemein anerkannter Studien
demonstrierte er die sinnvollen Therapieoptionen Debridement, Wundauflagen, Kompression
und die Chirurgie. Abschließend betonte er die großen Chancen eines Gefäßzentrum,
bestehend z. B. aus Gefäßchirurgie, internistischer und radiologischer Angiologie
sowie Dermatologie.
Im letzten Hauptvortrag „Dermatotherapie im Alter” erklärte Herr Priv.-Doz. Dr. J.
Tittelbach, Universitätshautklinik Jena, zunächst verschiedene Alterungstheorien.
Danach beschäftigte er sich mit der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Alter sowie
den Fallstricken in der Behandlung älterer Patienten. Insbesondere ist die Compliance
oft hoch problematisch durch verminderte Merkfähigkeit, Sehkraft oder auch gestörte
Feinmotorik, durch Schluckstörungen oder durch Schwerhörigkeit mit daraus folgender
unzureichender Informiertheit. Er besprach abschließend ausführlich die im Alter veränderte
Pharmakokinetik. Sein Tip „Start low and go slow” schloss einen hervorragenden, sowohl
theoretischen als auch praxisorientierten Vortrag ab.
Nach einer letzten Kaffeepause hatten die Tagungsteilnehmer noch die Qual der Wahl
zwischen 3 Workshops: Herr Dr. C. Seidel, niedergelassener Hautarzt aus Bayreuth,
vertiefte in seinem Workshop „Praxisoptimierung im Rahmen der aktuellen Gesundheitspolitik”
seine bereits im Hauptvortrag gegebene, relativ düstere Analyse des derzeitigen medizinischen
und wirtschaftlichen Zustandes der Dermatologie in der KV-Praxis. Er versuchte den
Workshopteilnehmern Lösungsansätze zur Optimierung ihrer Praxis in Bezug auf Qualität
und Ökonomisierung zu geben.
Herr Prof. Dr. M. Volkenandt gab im Workshopkreis unter dem Titel „Schwierige Patienten
in Praxis oder Klinik - Tipps und praktische Ratschläge” mithilfe von praktischen
Beispielen Umsetzungsvorschläge für die im Hauptvortrag bereits angerissenen Techniken
zur Gesprächsführung in schwierigen Situationen. Hierbei kam insbesondere die Kommunikation
mit schwerstkranken Patienten ausführlich zur Diskussion.
Der 3. Workshop von Dr. K.-P. Peters, Klinik für Dermatologie und Allergologie im
Klinikum Bayreuth, gab unter dem Titel „Epikutantestung - Aktuelles für die Praxis
mit Ablesetraining” nach einer grundlegenden Einführung zur Epikutantestung anhand
von sehr vielen Einzelbeispielen einen Überblick vor allem über ungewöhnliche Testreaktionen.
Die Spanne reichte von nicht ekzematösen und Exanthemreaktionen über Differenzialdiagnosen
zur Entwicklung der Allergenvorkommen, neuen Allergenen und mündete schließlich in
ein Ablesetraining für die anwesenden Teilnehmer.