Zur Prophylaxe der Organabstoßung nach Nierentransplantation steht der mTOR-Inhibitor
Sirolimus (Rapamune®) jetzt im siebten Jahr zur Verfügung - Anlass genug für ein "Update"
der Stärken und Schwächen des Immunsuppressivums.
Im späteren Stadium: Stabilisierung der Nierenfunktion
Im späteren Stadium: Stabilisierung der Nierenfunktion
Was sich im langfristigen Nachsorgemanagement nach einer Nierentransplantation durch
eine Modifikation der Immunsuppression von einem ciclosporin- auf ein sirolimushaltiges
Regime erreichen lässt, demonstrierte Prof. Jürgen Floege, Aachen, unter anderem anhand
der UK-Ireland RAP-09-Studie (n = 178). Sowohl nach drei, nach sechs als auch nach
zwölf Monaten hatte sich die Nierenfunktion der Patienten mit milder bis moderater
Transplantatdysfunktion dadurch entweder stabilisiert oder leicht verbessert, unter
dem Calcineurininhibitor dagegen verschlechterten die Werte sich weiter [7].
Diesen "Transplantatschutz durch Sirolimus" zeigt auch eine Zwischenauswertung der
STN[1]-Studie. Zunächst hatten die Patienten Ciclosporin oder Tacrolimus plus Mycophenolatmofetil
mit oder ohne Steroid erhalten, nach einem bis sechs Monaten wurde dann der Calcineurininhibitor
randomisiert durch Sirolimus ersetzt. Die Umstellung der Patienten hatte ein Jahr
nach der Nierentransplantation eine um 18,5 % bessere glomeruläre Filtrationsrate
zur Folge. Blieb der Calcineurininhibitor Bestandteil des Regimes, verschlechterte
sich diese dagegen um 4,4 % [6].
Bei "Creeping Creatinine" nicht zu lange warten
Bei "Creeping Creatinine" nicht zu lange warten
Die bisherigen Erfahrungen am Transplantationszentrum in Aachen (n = 34), wo Nierentransplantierte
bei Bedarf ("Ceeping Creatinine", schwere Hypertonie oder eine Tumorerkrankung) auf
Sirolimus umgestellt wurden, stimmen ähnlich zuversichtlich, berichtete Floege. Nach
zwölf Monaten hatte sich das erhöhte Serumkreatinin bei diesen Patienten im Mittel
wieder dem besten Wert nach der Transplantation angenähert.
Allerdings, so Floege, sei es in einigen Fällen zu einer vermehrten Eiweißausscheidung
gekommen. Das deckt sich mit der Erfahrung aus anderen Zentren, wo man dieses Phänomen
bei einem Drittel der Patienten gesehen hat [1], [8]. Besonders gefährdet sind allem Anschein nach Patienten mit einer bereits manifesten
Proteinurie (> 800 mg/Tag; [2]). Bestehen Anzeichen auf einen bereits erheblichen strukturellen Schaden des Transplantats,
ist die Umstellung der Immunsuppression nicht mehr sinnvoll, so Floege.
Antivirale Effekte und vermindertes Malignomrisiko
Antivirale Effekte und vermindertes Malignomrisiko
Einen Calcineurininhibitor gegen einen mTOR-Inhibitor auszutauschen ist also immer
einen Versuch Wert - auch und gerade bei Patienten mit Tumoranamnese oder erstmaliger/erneuter
Manifestation eines Malignoms, meinte Floege. Dass unter der Abstoßungsprophylaxe
mit Sirolimus statistisch signifikant weniger Nierentransplantatempfänger an Krebs
erkranken als unter der Therapie mit anderen Immunsuppressiva, belegen inzwischen
eine Reihe von multizentrischen Studien und Verlaufsbeobachtungen.
Relativ neu dagegen sind Erkenntnisse, die auf einen potenziellen antiviralen Effekt
von Sirolimus hinweisen. Für besonders vielversprechend hält Floege die Daten aus
den Transplantationszentren in Detroit (USA) und Sao Paulo (Brasilien) zur niedrigen
Inzidenz [4] bzw. kompletten Remission von Zytomegalievirusinfektionen [5].
Nicht in der frühen Phase nach der Transplantation einsetzen
Nicht in der frühen Phase nach der Transplantation einsetzen
In der Frühphase nach einer Nierentransplantation ist Sirolimus allerdings vermutlich
keine ideale Option zur Immunsuppression, warnte Floege. Wenig vorteilhaft scheint
vor allem sein Einsatz in niedriger Dosierung zu sein, besonders in Kombination mit
Mycofenolatmofetil in der Standarddosis, wie die Ergebnisse der SYMPHONY[2]-Studie nahe legen [3]. Denn nach einem Jahr war unter einer sirolimushaltigen Therapie eine im Vergleich
zu den anderen immunsuppressiven Regimen höhere Inzidenz an akuten Abstoßungsreaktionen
zu erkennen. In früheren Studien mit höher dosiertem Sirolimus waren allerdings im
Vergleich zu calcineurininhibitorbasierten Regimen nicht signifikant mehr akute Abstoßungsreaktionen
zu verzeichnen.
Quelle: Satellitensymposium "Neues aus der Transplantationsmedizin" im Rahmen des
38. Kongresses der Gesellschaft für Nephrologie (GfN), veranstaltet von der Wyeth
Pharma GmbH, Münster
Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Wyeth Pharma GmbH, Münster