Inzwischen haben viele Studien belegt, dass ein körperliches Training innerhalb eines
Rehabilitationsprogrammes bei COPD nicht nur möglich, sondern auch effektiv ist. Ob
eine nichtinvasive Überdruckbeatmung während eines Ergometertrainings die Effektivität
noch steigern könnte, untersuchten niederländische Pneumologen um A. van't Hul. Eur Respir J 2006; 27: 65-72
Die 37 Patienten zwischen 40 und 75 Jahren wiesen alle eine schwere COPD auf. Die
forcierte Einsekundenkapazität (FEV1) war kleiner als 60%, die Atemreserve bei maximaler
Belastung kleiner als 20%; der Spitzenfluss kleiner als 50 l/min, die Ruhe-Sauerstoffspannung
kleiner als 8 kPa (60 mmHg) und die pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung
bei maximaler Belastung betrug mindestens 85%. Die Studienteilnehmer absolvierten
alle 3-mal pro Woche für 45 min ein Ergometertraining über insgesamt 8 Wochen. Andere
physiotherapeutische oder Rehabilitationsmaßnahmen wurden nicht durchgeführt. Randomisiert
erhielten 19 Patienten während des Trainings eine nichtinvasive Überdruckbeatmung
bei geringem Fluss (3 l/min) mit einer Sauerstoff-Inhalationsfraktion von 21%. Bei
den 18 Patienten der Kontrollgruppe erfolgte die nichtinvasive Ventilation mit 5 cmH2O.
Die Effektivität der Beatmung wurde überprüft anhand der Veränderung der Leistung
im "Shuttle-Walk-Test" (SWT) vor und nach des 8-wöchigen Trainingszeitraums.
Beim SWT legen die Patienten eine Gehstrecke von 10 m Länge in stufenweise gesteigerter
Gehgeschwindigkeit zurück. Signaltöne geben die Geschwindigkeit des Gehens vor, zwischen
denen die 10-m-Strecke bis zur nächsten Wende zurückgelegt werden muss. Ebenfalls
erfasst wurde die Ausdauer bei konstanter Belastung von 75% der zuvor ermittelten
maximalen Leistung auf dem Ergometer.
Effekt tritt rasch ein
Effekt tritt rasch ein
Die gesamte Studie absolvierten 29 Patienten - 14 in der Interventions-, 15 in der
Kontrollgruppe. Die Ausdauerleistung hatte sich nach 8 Trainingswochen im Studienarm
mit aktiver Beatmung signifikant gegenüber der initialen Belastungsfähigkeit und gegenüber
der Ausdauerleistung im Studienarm mit Placebobeatmung verbessert (jeweils p < 0,001).
Die Ausdauer in der Kontrollgruppe verbesserte sich durch das Training dagegen nicht.
Die Trainingsintensität konnte unter aktiver Beatmung bei 5 Patienten bereits in der
ersten Woche gesteigert werden, in der Kontrollgruppe schaffte das nur ein Patient.
Die Patienten mit aktiver Beatmung legten nach dem Training im SWT eine signifikant
längere Strecke zurück als Patienten in der Kontrollgruppe (31 vs. 14 m, p < 0,05).
Allerdings waren sowohl hier als auch bei den Ausdauermessungen die interindividuellen
Unterschiede sehr groß. In der Interventionsgruppe konnten 13 von 14 Patienten, in
der Kontrollgruppe 12 von 15 Patienten ihre Gehstrecke verbessern.
Zur Unterstützung des Ergometertrainings ist eine nichtinvasive Überdruckbeatmung
bei COPD-Patienten hilfreich. Sie kann die Trainingsleistung und den Trainingseffekt
steigern (Bild: PhotoDisc, nachgestellte Situation).
Klinische Implikationen
Klinische Implikationen
Eine nichtinvasive Überdruckbeatmung während des Training ist aufwendig. Zudem scheinen
nicht alle Patienten gleichermaßen zu profitieren. Die Autoren empfehlen daher eine
einmalige Testung, ob der Patient von der Beatmung während des Trainings profitiert.
Den Patienten mit einem spontanen Ansprechen auf die nichtinvasive Beatmung sowie
solchen, die eine hohe Trainingsintensität sonst nicht tolerieren würden, sollte die
Beatmung beim Ergometertraining innerhalb eines umfassenden Rehabilitationsprogramms
angeboten werden.
Fazit
Fazit
Die nichtinvasive Überdruckbeatmung zur Unterstützung des Ergometertrainings im Rahmen
eines COPD-Rehabilitationsprogramms kann bei vielen Patienten die akute Trainingsleistung
und den mittelfristigen Trainingseffekt steigern helfen. Sie ist insbesondere dann
von Interesse, wenn Patienten aufgrund ihrer schlechten Lungenfunktion sonst kein
effektives Training absolvieren könnten.
Friederike Klein, München