Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2007; 39(4): VII
DOI: 10.1055/s-2007-990497
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

N. Schepp
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Publication Date:
08 January 2008 (online)

Das Thema dieser Ausgabe der Informationen aus Orthodontie und Kieferorthopädie ist die transversale Diskrepanz und ihre Therapie durch Gaumennahterweiterung.

Leitartikel ist der in den „Seminars in Orthodontics” erschienene Artikel von S. D. Marshall. Er vermittelt das grundlegende Wissen zur Diagnostik der transversalen Diskrepanz: Wie erkennt man eine transversale Diskrepanz? Ist die Diskrepanz relativ oder absolut? Wie unterscheidet man zwischen einer dentalen und einer skelettalen Diskrepanz? Diese und weitere Fragen zur Therapie beantwortet der Text, im Stil eines Lehrbuchs, ausführlich und unter Berücksichtigung der derzeit vorliegenden bestmöglichen Evidenz.

Danach folgen zwei systematische Übersichten (Reviews) zu verschiedenen Wirkungen der Gaumennahterweiterung. Reviews ermöglichen eine Übersicht über den publizierten Stand der Wissenschaft zu bestimmten klinischen Fragen. Systematische Reviews folgen vorher festgelegten Suchstrategien und haben klare Einschluss- und Ausschlusskriterien für die zu berücksichtigende Literatur. Das macht sie den herkömmlichen Übersichtsarbeiten, den sogenannten narrativen (erzählerischen) Reviews überlegen und auch für den eiligen Praktiker nützlich. Gute systematische Übersichten repräsentieren das höchste Evidenzniveau und sind die sicherste Grundlage für klinische Entscheidungen.

Beide systematischen Reviews sind von M. O. Lagravère. Die eine untersucht die dentale Langzeitwirkung und die andere die skelettale Langzeitwirkung der Gaumennahterweiterung. Sie erfahren hier, welche dentalen und skelettalen Effekte Sie von einer GNE erwarten dürfen und wie hoch die derzeitige Evidenz ist.

Auch der Artikel von Filho hat eine Wirkung der Gaumennahterweiterung untersucht: Es ist die bisher einzige Arbeit, die die sagittale Langzeitwirkung einer Kombinationsbehandlung von GNE und Headgear im Vergleich zu einer alleinigen Headgear-Behandlung untersucht hat.

Eine weitere Wirkung der GNE ist die Vergrößerung des Zahnbogens. Aber wie viel Platzgewinn darf man bei der Therapieplanung einkalkulieren? Auf diese Frage versucht die in der Fachzeitschrift Brazil Oral Research erschienene Arbeit von Claro et al. eine Antwort zu geben. Als Ergebnis wird dem Kliniker eine Formel zur Berechnung des Platzgewinns an die Hand gegeben.

Die Kräfte, die bei einer GNE-Aktivierung entstehen, haben Sander u. Mitarb. an Patienten unterschiedlichen Alters gemessen. In ihrem Artikel berichten Sie über die ermittelten Werte.

Weitere Artikel stellen verschiedene klinische Einsatzmöglichkeiten bzw. Vorgehensweisen der Gaumennahterweiterung vor: Liou und Tsai zeigen ein interessantes Behandlungsvorgehen für LKG-Patienten: Durch wiederholtes Öffnen und Schließen der Sutur kann der Oberkiefer weiter nach vorn verlagert werden als mit einem einmaligen Gaumennahterweiterungsdurchgang. H. Madsen zeigt an einem Fallbeispiel, wie transversale Expansion des Oberkiefers und Distalisation der Molaren mit einer einzigen Apparatur durchgeführt werden können. Eine komplexe Behandlungsaufgabe wird damit ohne Extraktion und mit minimaler Compliance in erstaunlich kurzer Zeit gelöst. Der Heftherausgeber zeigt Behandlungsfälle, bei denen eine Gaumennahterweiterung zur Frühbehandlung der transversalen Diskrepanz verwendet wurde.

Schließlich beschreiben Sander u. Mitarb., wie man mithilfe des Memory Makers® Biegungen, z. B. Einzelzahntorque, in superelastische Bögen einbringen kann.

Ich würde mich freuen, wenn die ausgewählten Artikel Ihr geschätztes Interesse fänden.

Im Namen der Herausgeber und der Redaktion wünsche ich Ihnen schöne Weihnachten und ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr.

Dr. N. Schepp

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