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DOI: 10.1055/s-2007-986608
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Neuer Impfstoff für 2008/2009 angekündigt - Die Japanische Enzephalitis ist in weiten Teilen Asiens endemisch
Publication History
Publication Date:
17 September 2007 (online)
- Bis zu zehntausend Tote jährlich
- Kinder unter 15 und ältere Menschen überproportional häufig betroffen
- Impfung vor allem bei Langzeitaufenthalten empfohlen
Auch wenn der Name etwas anderes verheißt, die Japanische Enzephalitis (JE) ist keineswegs nur auf den japanischen Inseln verbreitet. Die schwere Virusinfektion ähnelt der in Europa weit verbreiteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und ist heute in weiten Teilen Asiens endemisch. Betroffen sind die Länder Ost- und Südostasiens bis weit in den südpazifischen Raum hinein und der indische Subkontinent. Neben Japan zählen vor allem China, Indien, Sri Lanka, Thailand, Vietnam, die Philippinen, Indonesien, Malaysia und der Norden Australiens zu den endemischen Gebieten.
Neben Geschäftsreisenden, für die gerade der boomende asiatische Raum in den vergangenen Jahren von immer größerem Interesse geworden ist, sollten sich vor allem auch Touristen der potenziellen Infektionsgefahr bewusst sein. Das gilt umso mehr, als die Olympischen Spiele in Peking im kommenden Jahr in großer Zahl zusätzliche Reisende in den asiatischen Raum führen dürften.
#Bis zu zehntausend Tote jährlich
Der Name "JE" geht auf die erstmalige Beschreibung der Erkrankung im damaligen japanischen Kaiserreich im Jahre 1870 zurück. Der Erreger, das JE-Virus, zählt zur Familie der Flaviviridae und wird wie zahlreiche andere tropische Virusinfektionen (z. B. Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Gelbfieber) durch Stechmücken übertragen.
Die Japanische Enzephalitis gilt aufgrund ihrer hohen Mortalität und Morbidität als die wichtigste von Mücken übertragene Virus-Enzephalitis. Weltweit erkranken jährlich zirka 35000-50000 Menschen. Bis zu ein Viertel der Erkrankten verstirbt in Folge der Infektion. Internationale Gesundheitsexperten gehen von 5000-10000 Toten pro Jahr aus. Bei etwa der Hälfte der Patienten bleiben neuro-psychiatrische Folgeschäden unterschiedlicher Schweregrade zurück, von kognitiven Beeinträchtigungen über Sprachstörungen und motorische Defekte bis hin zu Paresen. Nur etwa ein Viertel der Betroffenen übersteht die JE ohne bleibende neurologische oder psychiatrische Schäden.
#Kinder unter 15 und ältere Menschen überproportional häufig betroffen
Erste unspezifische Symptome der Japanischen Enzephalitis sind Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall. Nach zwei bis vier Tagen stellen sich dann Zeichen der ZNS-Infektion mit Nackensteife, Lichtempfindlichkeit, Krämpfen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma ein, die von Lähmungserscheinungen begleitet werden und zum Tode führen können.
Bei jungen, gesunden Erwachsenen verläuft die Japanische Enzephalitis überwiegend symptomlos bzw. verbunden mit leichten unspezifischen Symptomen. Die Infektion heilt in der Regel folgenlos aus. Kinder unter 15 Jahren und Menschen in höherem Lebensalter sind von schweren Krankheitsverläufen hingegen überproportional häufig betroffen.
Das JE-Virus infiziert neben dem Menschen auch Tiere. Vögel dienen als natürliche Wirte für das Virus, erkranken aber nicht. Schweine spielen für die Vermehrung des Virus eine besondere Rolle (sogenannte Amplifikationswirte), weshalb die Erkrankung in den ländlichen Gebieten Asiens häufiger auftritt.
In Gebieten mit dauerhaftem Vorkommen liegt das Infektionsrisiko bei etwa 1:200 Mückenstichen und kann in epidemischen Situationen auf 1:50 Mückenstiche ansteigen. Die Hauptübertragungszeit der Japanischen Enzephalitis liegt während und kurz nach der Zeit des Monsuns zum Zeitpunkt der höchsten Stechmücken-Populationen.
#Impfung vor allem bei Langzeitaufenthalten empfohlen
Wie bei anderen Infektionskrankheiten ist der einzig sichere Schutz die rechtzeitige Impfung. Empfohlen wird sie für Reisende in Abhängigkeit vom jeweiligen Reiseziel, dem Reisezeitpunkt, dem Reisestil und der Reisedauer. Bei Reisen vor allem in ländliche Gebiete mit hohen Mücken-, Vogel- und Schweinepopulationen, speziell unter einfachen Bedingungen (Rucksack- oder Trekkingreisen) oder bei entsprechenden Aufenthalten aus beruflichen Gründen, wird eine Impfung dringend empfohlen.
In Deutschland ist bisher kein zugelassener Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis verfügbar. Der in Mäusehirnen produzierte japanische Impfstoff kann nur über internationale Apotheken bezogen werden. Die Einführung eines modernen Zellkultur-Impfstoffs gegen JE in Deutschland ist jedoch für das Jahr 2008/2009 angekündigt. Die abgeschlossenen klinischen Studien, deren Daten jetzt vorliegen, belegen die gute Immunogenität und hohe Verträglichkeit des Impfstoffes, sodass von einem zuverlässigen Schutz vor der gefährlichen Infektionskrankheit ausgegangen werden kann.

Dr. Gerhard Dobler, München
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Novartis Behring, Marburg
