In der brasilianischen Region Rio de Janeiro ist Ende 2006 ein Mensch an der kutanen
Leishmaniose erkrankt. Wie sich bei späteren Untersuchungen herausgestellt hat, handelte
es sich beim Erreger in diesem speziellen Fall um Leishmania amazonensis. Dies ist
dementsprechend der erste Nachweis von L. amazonensis im brasilianischen Staat Rio
de Janeiro überhaupt. Dieser als autochthon angesehene Fall trat in Paraty, einer
ländlichen Waldregion auf, in der bisher monatlich für gewöhnlich zirka ein bis zwei
Fälle der kutanen Leishmaniose auftreten, die jedoch in der Vergangenheit immer durch
L. braziliensis hervorgerufen wurden. Im Gegensatz zu L. braziliensis (örtliche Ulzerationen
der Haut) führt L. amazonensis zu weitaus großflächigeren, multiplen und progressiven
Ulzerationen (diffuse kutane Leishmaniose), wobei es zu chronischen Manifestationen
kommen kann. Darüber hinaus ist L. amazonensis durch Resistenz gegenüber Chemotherapie
gekennzeichnet und zeigt auch keine Reaktion auf leishmaniaspezifische T-Zellen.
L. amazonensis hat sich von der Region Amazonia immer weiter ausgebreitet und kommt
nun auch in Bahia, Mato Grosso, Santa Catarina und Rio de Janeiro vor. Das Reservoir
für L. braziliensis stellen vorwiegend Haustiere dar, wohingegen für L. amazonensis
zumeist Wildtiere (Nagetiere) als Reservoir dienen.
Abb. 2 Mikroskopisches Dauerpräparat einer weiblichen Sandmücke (Phlebotomus sp.).
Die sehr kleinen Insekten sind wirkungsvolle Überträger der kutanen Leishmaniose und
auch der Bartonellose
Quelle: CDC-PHIL, Bildnummer 6274
Dr. med. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan
Quellen: promed, Azeredo-Coutinho RB, Mendonca SC, Callahan H et al. Trans R Soc Trop
Med Hyg 2007; 101 (7): 735-737