Der Klinikarzt 2007; 36(8): 430
DOI: 10.1055/s-2007-986572
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Besser fünf als zwei Wochen antikoagulieren - Verlängerte Prophylaxe bessert den Thromboseschutz bei internistischen Patienten

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Publication Date:
23 August 2007 (online)

 
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    Quelle: Hull RD, Schellong SM, Tapson VF et al. Extended-duration thromboprophylaxis in acutely ill medical patients with recent reduced mobility: the EXCLAIM study. Congress of the International Society on Thrombosis and Hemostasis 2007; abstract O-S-001

    Thema: Das unzweifelhaft hohe Thromboserisiko bettlägeriger internistischer Patienten lässt sich durch eine prophylaktische Gabe von niedermolekularem Heparin (z. B. Enoxaparin) signifikant reduzieren, das derzeit üblicherweise über einen Zeitraum von neun bis 14 Tagen gegeben wird. Ob akut erkrankte internistische Patienten von einer längeren Thromboseprophylaxe, profitieren, dieser Frage ging jetzt zum ersten Mal die EXCLAIM[1]-Studie nach.

    Projekt: Insgesamt nahmen an dieser Untersuchung 5105 akut erkrankte internistische Patienten (> 75 Jahre) teil, die seit Kurzem in ihrer Mobilität über mindestens drei Tage stark eingeschränkt waren. Zunächst erhielten alle Studienteilnehmer zehn Tage lang (± vier Tage) 40 mg Enoxaparin. Anschließend wurde die Thromboseprophylaxe bei der Hälfte der Patienten über weitere 28 Tage fortgeführt, die andere Hälfte erhielt Placebo.

    Ergebnis: Unabhängig von der Grunderkrankung der Patienten war die längere Behandlung mit dem niedermolekularen Heparin wirksamer als die kürzere Variante. Das relative Risiko, eine venöse Thromboembolie zu erleiden, sank signifikant um 44 % (2,8 versus 4,9 %; p = 0,0011). Dabei waren nicht nur weniger symptomatische Ereignisse zu verzeichnen (0,3 versus 1,1, p = 0,0044), asymptomatische tiefe Venenthrombosen traten ebenfalls seltener auf (2,5 versus 3,7 %; p = 0,0319). Übrigens hielt die statistisch signifikante Risikoreduktion des relativen VTE-Risikos auch nach 90 Tagen noch an (3,0 versus 5,2 %; p = 0,0015).

    Zwar waren Blutungskomplikationen insgesamt vergleichsweise selten, dennoch waren unter der verlängerten Enoxaparingabe signifikant mehr Patienten betroffen (5,7 versus 3,8 %; p = 0,007). Dies gilt auch dann, wenn man nur die schweren Blutungen betrachtet (0,6 versus 0,15 %; p = 0,019).

    Fazit: Dass das Risiko der Patienten, eine venöse Thromboembolie zu entwickeln, auch nach der Entlassung aus der Klinik - und damit auch nach dem Ende der Bettlägerigkeit - bestehen bleibt, wird vermutlich kaum jemanden überraschen. Jetzt aber ist zum ersten Mal dokumentiert, dass eine fünfwöchige Thromboseprophylaxe mit Enoxaparin seiner zehntägigen Gabe klinisch überlegen ist. Denn die Chance, eine venöse Thromboembolie zu verhindern, war in EXCLAIM etwa fünfmal größer als das Risiko einer schweren, therapiebedingten Blutung.

    Schlüsselwörter: venöse Thromboembolie - internistische Patienten - niedermolekulares Heparin - Dauer der Prophylaxe

    01 EXtended CLinical prophylaxis in Acutely Ill Medical patients

    01 EXtended CLinical prophylaxis in Acutely Ill Medical patients