Dialyse aktuell 2007; 11(6): 12-14
DOI: 10.1055/s-2007-986505
Fachgesellschaften

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum ersten, aber sicherlich nicht zum letzten Mal

1. Süddeutsches Pflegesymposium
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Publikationsdatum:
17. September 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht
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In der Transplantationsmedizin hat sich viel getan in den letzten Jahren. Eine wichtige Rolle für das Ergebnis nach einer Organtransplantation spielt die Pflege. Das erste süddeutsche Pflegesymposium, das in Zusammenarbeit der Firma Wyeth mit dem Klinikum Großhadern, dem Transplantationszentrum Augsburg und dem AKTX-Pflege e. V. entstand, lieferte neben der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch den Teilnehmern viel Wissenswertes zu unterschiedlichen Themen: Angefangen von den Fortschritten der immunsuppressiven Therapie, der Bedeutung von Patientenschulungen, dem Sinn und Unsinn von Hygienemaßnahmen bis hin zur Wichtigkeit psychologischer Betreuung und der Möglichkeit eines effektiven Entlassungsmanagements.

Die Transplantationsmedizin ist heute zu einem wichtigen und etablierten Verfahren für Patienten mit einem terminalen Nierenversagen geworden. Gerade in den letzten Jahren gab es erhebliche Fortschritte im Bereich der immunsuppressiven Therapie, sowie der allgemeinen Behandlung transplantierter Patienten.

Die Ergebnisse nach Organtransplantation konnten in den letzten zwei Jahrzehnten für alle Organbereiche wesentlich gesteigert werden. Erfolge sind auf optimierte immunsuppressive Schemata, chirurgische Techniken sowie verbesserte Aspekte der Patientenführung zurückzuführen und resultieren in steigenden Langzeitüberlebensraten und einer verbesserten Lebensqualität für den Einzelnen.

Welch große Bedeutung die Pflege in der Transplantationsmedizin hat, betonte Dr. Thomas Breidenbach vom Transplantationszentrum Augsburg. Für das Pflegepersonal selbst sind transplantierte Patienten eine große Herausforderung, da diese Patienten neben der üblichen Pflege besonderer Maßnahmen und Betreuung bedürfen. Um diesen speziellen Aspekten gerecht zu werden, ist es notwendig, gerade für diesen Personenkreis eine spezielle Fortbildung zu veranstalten.

Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass die Firma Wyeth diesen Gedanken aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit dem AKTX-Pflege e. V., dem Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem Transplantationszentrum Augsburg das erste süddeutsche Pflegesymposium vom 20. bis 21. Juli 2007 ausgerichtet hat. Schon am Abend des 20. Juli begann bei einem Roundtable Gespräch ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern.

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Immunsuppressive Therapie

Prof. Michael Fischereder, München, ging in seinem Vortrag ausführlich auf die immunsuppressive Therapie ein. Er schilderte sehr anschaulich den großen Fortschritt, der in den letzten Jahren auf diesem Gebiet realisiert werden konnte. Für die Pflegenden ist es wichtig, diesen Bereich gut zu kennen, sind sie doch so in der Lage, auf die Fragen der Patienten einzugehen und Nebenwirkungen schnell zu erkennen.

Wir erfuhren, dass sich Sirolimus sehr gut im Langzeitverlauf nach der Transplantation einsetzen lässt. Fischereder erläuterte die Wirkungsweise des Immunsuppressivums. Da im Langzeitverlauf nach einer Transplantation eine höhere Gefahr besteht, zum Beispiel an Hautkrebs zu erkranken, ging er ausführlich auf diese Problematik ein. So gab er uns Tipps, welche Ratschläge wir den Patienten mit auf den Weg geben können, etwa direkte Sonne zu vermeiden, eine Sonnencreme mit sehr hohem Lichtschutzfaktor zu benutzen und natürlich den regelmäßigen Besuch beim Dermatologen.

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Referenten

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Prof. Dr. M. Fischereder

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Prof. Dr. I. Kappstein

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Dr. G. Greif-Higer

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U. Leone

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P. Hecker

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B. Gnatz

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Pflege durch Selbstpflege

Vom Konzept Pflege durch Selbstpflege berichtete Petra Hecker, Berlin, in ihrem Vortrag. Wie sie anhand von Studien darlegen konnte, werden etwa 25 % der Organe im Langzeitverlauf wegen mangelnder Compliance der Patienten abgestoßen. Darum sind Patientenschulungen nach einer Transplantation ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von den Pflegenden auf ihrer Station.

Zudem stellte sie die Broschüre "Was ich schon immer zur Nierentransplantation fragen wollte" vor. Mithilfe der Broschüre werden dort die Patienten bereits in einem sehr frühen Stadium geschult. Ziel ist es, dass der Patient bei der Entlassung gut über seine neue Situation informiert ist und er auf Veränderungen reagieren kann. Die Diskussion, die sich aus diesem Vortrag ergeben hat, war sehr konstruktiv und aufschlussreich für alle. Es konnten Probleme besprochen werden, beispielsweise das Problem der Zeitknappheit.

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Studie zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen

Frau Barbara Gnatz, Stationsleitung der Transplantationsstation der LMU, stellte eine Studie zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen vor. Die Kollegen vor Ort hatten sich überlegt, dass es Möglichkeiten geben müsste, die Prophylaxe von Harnwegsinfektionen zu verbessern. Im Team berieten sie, was man tun könnte.

Sie kamen auf die Idee, ein Kamillendampfsitzbad auszuprobieren. Wie die Münchner anhand der Studie nachweisen konnten, ist diese Methode sehr effektiv: Die Zahl der Harnwegsinfekte nach Transplantation sank. Diese einfache Arbeitsweise half nicht nur, die Zahl der Infektionen zu reduzieren, ein sehr wichtiger Nebeneffekt war auch der Anstieg der Patientenzufriedenheit. Denn schließlich fühlten sich die Patienten sehr gut betreut und hatten das Gefühl, dass das Pflegepersonal Zeit für sie hat.

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Sinn von Hygienemaßnahmen

Über Hygienemaßnahmen auf einer Transplantationsstation referierte Frau Prof. Ines Kappstein, Traunstein. In diesem bemerkenswerten Vortrag erfuhren wir aus berufenem Munde, dass sehr viele Maßnahmen, die ergriffen werden, eigentlich gar nicht nötig sind. Den größtmöglichen Schutz bieten wir unseren Patienten, wenn wir eine sorgfältige Händehygiene und die Standardhygiene einhalten. In den meisten Fällen sind eine Isolation oder spezielle Schutzkleidung für Personal und Patienten nicht nötig.

Sie schilderte sehr eindrucksvoll die Übertragungswege von Keimen und welche Maßnahmen ein transplantierter Patient einhalten muss. Gerade dieser Vortrag hat uns sehr zum Nachdenken angeregt und uns viel Diskussionsstoff geboten.

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Psychologische Betreuung

Die psychologische Mitbetreuung vor und auch nach einer Nierentransplantation sollte ein wichtiger Bestandteil werden. Frau Dr. Gertrud Greif-Higer, Mainz, sprach über die Ängste und Sorgen der Patienten nach einer Transplantation. Die Angst einiger Patienten in ein völlig anderes Leben entlassen zu werden, nicht verstanden zu werden, ist sehr groß.

Jeder Patient hat bestimmte Erwartungen an eine Transplantation, die sich nicht immer erfüllen lassen. Bei einigen bricht das soziale Umfeld, die Dialyse, weg und sie sind mit ihren Problemen allein. Diese Patienten früh aufzufangen und ihnen eine entsprechende Hilfe anbieten zu können, muss unser gemeinsames Anliegen sein. Vorträge von Psychologen sind auf jedem Symposium immer ein besonderes Highlight, so auch in diesem Fall.

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Entlassungsmanagement

Der letzte Vortrag an diesem Tag beschäftigte sich mit dem Entlassungsmanagement des Augsburger Transplantationszentrums. Frau Ulrike Leone, Augsburg, stellte uns dies anhand des Expertenstandards Entlassungsmanagement vor. Hierbei werden die Patienten schon sehr früh auf ihre Entlassung vorbereitet. So ist es möglich, rechtzeitig zum Beispiel für die erforderlichen Hilfsmittel zu sorgen. Den Patienten werden Ängste und Sorgen genommen und die Entlassung nach Hause oder die Überleitung in die Anschlussheilbehandlung kann reibungslos erfolgen.

An dieser Stelle möchten wir den Organisatoren danken, Frau Gnatz und der Firma Wyeth insbesondere Frau Schmid, die durch ihr hohes persönliches Engagement dieses Symposium zu einer sehr wertvollen Plattform zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch, und somit zu einer beruflichen Fortbildungsmöglichkeit für uns Pflegende in der Transplantationsmedizin gemacht haben. Dieses Symposium soll auch in den nächsten Jahren stattfinden. In Kürze können Sie die Vorträge auf unserer Internetseite www.aktxpflege.de abrufen.

Vorstand AKTX-Pflege e. V.

 
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Prof. Dr. M. Fischereder

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Prof. Dr. I. Kappstein

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Dr. G. Greif-Higer

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U. Leone

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P. Hecker

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B. Gnatz

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