Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt die Inzidenzrate schizophren
Erkrankter bei etwa 3 bis 4. Allerdings werden diese Daten vorwiegend in Kliniken
erhoben.
Vermutlich liegt die Inzidenzrate daher noch deutlich höher, wie PD Dr. Martin Lambert,
Hamburg, auf einer Pressekonferenz vorstellte. Männer und Frauen erkranken ähnlich
häufig. Im Durchschnitt treten etwa fünf Jahre bevor die Erkrankung ausbricht bereits
Negativsymptome vor. Erschwert wird die Diagnosestellung häufig durch komorbide Erkrankungen.
20 bis 40 % der Patienten leiden zusätzlich an affektiven Störungen, bis zu 70 % gebrauchen
Drogen. Auch Depressionen treten häufig zusammen mit schizophrenen Erkrankungen auf.
Dies sollte auch bei der Behandlung berücksichtigt werden, betonte Lambert, so können
typische Antipsychotika beispielsweise depressive Verstimmungen auslösen.
Für Lambert sind depressive Symptome daher ein Argument für den Einsatz von atypischen
Medikamenten. Dabei kommt für ihn auch eine atypische Depotformulierung wie Risperdal®
Consta® infrage, bei der aufgrund der Galenik relativ niedrigere Dosierungen erforderlich
sind als bei oraler Gabe. Entscheidend ist aber vor allem bei jungen Patienten, dass
sie möglichst rasch behandelt werden. Bereits ein Monat einer unbehandelten Psychose
verschlechtert die Prognose. Besonders ausschlaggebend sind nach Lambert dabei die
ersten zwei Monate nach Einsetzen der Psychose.
Sind Drogen beteiligt, sollte auch so früh wie möglich mit einer Suchtbehandlung begonnen
werden. Patienten denen es gelingt, von ihrer Sucht loszukommen, haben eine deutlich
bessere Prognose - sogar besser als Patienten, die noch nie Drogen genommen haben.
"Möglicherweise weil sie etwas verstanden haben", spekulierte Lambert.
KW
Presseworkshop "Aus der Klinik zurück ins Leben - stabilisierende Langzeittherapie
junger Schizophreniepatienten" am 11./12.05.07 in Husum, unterstützt von der Janssen-Cilag
GmbH