Das Herz jedes fünften Menschen arbeitet im Lauf seines Lebens zunehmend insuffizient,
erklärte Dr. Fokko de Haan, 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen
(BNK) bei einem Pressegespräch von Roche Diagnostics. Zwischen 1,3 und 2,4 Millionen
Menschen mit Herzinsuffizienz gibt es derzeit in Deutschland und jährlich kommen bis
zu 300 000 neu hinzu.
Für die frühe Diagnose ist nach wie vor der Hausarzt zuständig, er muss die Weichen
richtig stellen. Die klinischen Symptome sind einerseits typisch (Luftnot zuerst unter
Belastung, später auch in Ruhe, Wasseransammlung in der Lunge bei Linksherz-, bzw.
in den Beinen und im Bauchraum bei Rechtsherzinsuffizienz), liegen aber nicht immer
vor und oft präsentiert der Patient sich nur mit unspezifischen Zeichen wie Abgeschlagenheit
und Unwohlsein. Beim klinischen Verdacht hat das EKG meist eine geringe Aussagekraft,
besser sind Röntgen und das Herzecho - dafür muss der Patient aber in der Regel überwiesen
werden. Herzbinnenraumszintigrafie und MRT sind für die Diagnose hilfreich, aber teuer
- wie überhaupt nicht richtig eingestellte Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz
für das Gesundheitssystem sehr teuer werden können. Der Hausarzt braucht zur Sicherung
seiner Verdachtsdiagnose also einfache und zuverlässige Unterstützung - hier bietet
sich das Labor an.
Die kardiologischen Leitlinien empfehlen zur Ausschlussdiagnostik der Herzinsuffizienz
die frühzeitige Messung der natriuretischen Peptide. Das BNP (brain natriuretic peptide)
taugt dafür nicht, es ist bei jedem Menschen vorhanden und kaum nachweisbar, weil
es eine sehr kurze Halbwertzeit von nur 30 Minuten hat. Im Gegensatz zum Troponin,
das nur im pathologischen Fall erhöht ist, hat das aktive Hormon BNP auch physiologische
Effekte im Körper (Niere, Herz, neurohumoral und Hämodynamik). Das hormonell inaktive
N-terminale proBNP hat eine wesentlich längere Halbwertzeit (um 2 Stunden), es wird
vor allem auch nicht metabolisiert, sondern unverändert ausgeschieden (Kasten 1).
Auf Basis der vorhandenen Evidenz kann das NT-proBNP zur Ausschlussdiagnose nach den
Leitlinien der kardiologischen Gesellschaften eingesetzt werden. Seit 1. Juli 2007
können die natriuretischen Peptide BNP und NT-pro BNT als Kassenleistung angefordert
werden. Sie werden in das Kapitel 32 des EBM aufgenommen.
Neben der Ausschlussdiagnose bei der Herzinsuffizienz (negativ prädiktiver Wert >
97 %) eignet sich der NT-proBNP-Test für die Diagnose aller Schweregrade der Herzinsuffizienz,
für die Differentialdiagnose zwischen kardialer und pulmonaler Ursache bei Patienten
mit akuter Atemnot (NT-proBNP und D-Dimer-Test), zur Prognosestellung und Einstufung
des Risikos bei allen kardiovaskulären Krankheiten - vom akuten Koronarsyndrom bis
zur chronischen Herzinsuffizienz, unabhängig von der Ursache der hämodynamischen Störung
- und zur objektiven Einstufung des Schweregrads. Besonders wichtig, so de Haan, sei
der Test aber für die Ausschlussdiagnostik und die Verlaufskontrolle.
Das cobas h 232 Analysesystem
Sehr unkompliziert wird die Anwendung des NT-pro-BNP mithilfe des bei der diesjährigen
Tagung der Kardiologen in Mannheim vorgestellten, tragbaren cobas h 232 Analysesystems,
das eine patientennahe Diagnoseunterstützung bei Herzerkrankungen erlaubt.
Schnelligkeit, Mobilität und einfache Handhabung zeichnen das mit rund 2 000 € recht
preiswerte Point-of-Care-Gerät aus, mit dem sich die kardialen Marker NT-pro-BNP,
Troponin T, CK-MB und D-Dimer, sowie voraussichtlich ab Herbst auch Myoglobin direkt
nach Blutentnahme einzeln und unabhängig voneinander bestimmen lassen. Ein Teststreifen
für den NT-pro-BNP-Test wird etwa 20 € kosten. Über eine Touch-Screen-Oberfläche wird
der Benutzer Schritt für Schritt geleitet, die Messung erfolgt in den drei Schritten
-
Einlegen des Teststreifens
-
Auftrag der Vollblutprobe
-
Ablesen der quantitativen Messergebnisse nach einigen Minuten.
Außerdem wird cobas h 232 mit verschiedenen Stufen der Qualitätskontrolle und einem
Datenmanagement den heutigen Anforderungen an ein Point-of-Care-Geräte gerecht. Dem
niedergelassenen Arzt hilft es, schnelle Therapieentscheidungen zu treffen und rasch
die richtige Weiterbehandlung einzuleiten. Das Analysegerät lässt sich aber auch,
z.B. in der Klinik, mit dem cobas IT 1 000 Datenmanagementsystem vernetzen. Cobas
IT 1 000 ist ein webbasiertes Point-of-Care-System, das den Anwendern in Klinik und
Kliniknetzwerken erlaubt, durch enge Vernetzung von Testergebnissen, Qualitätskontrollen
und Instrumenten die Tests zu managen und kontrollieren.
Günther Buck
Quelle: 4. Mannheimer Pressekreis der Fa. Roche Diagnostics GmbH am 18. April 2007
in Mannheim