Zumindest bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die kein Insulin spritzen, führte die
Blutzucker-Selbstmessung über einen Zeitraum von einem Jahr nicht zu einer besseren
Kontrolle der Glukosespiegel. Dies belegt ein Report, der bei den 67th Sessions der American Diabetes Association vorgestellt wurde.
Die Blutzuckerselbstmessung beim nicht insulinpflichtigen Diabetes ist teuer, man
glaubte die Kosten aber rechtfertigen zu können, weil daraus eine bessere Kontrolle
resultiert. Aus den bisher dazu durchgeführten Studien ließ sich aus verschiedenen
Gründen ein belastbarer Beweis für diese These aber nicht ableiten. Ob also wirklich
die Selbstmessung der entscheidende Faktor für die bessere Kontrolle ist, oder ob
andere Faktoren hierbei eine Rolle spielen, war ungeklärt. Um hier Klarheit zu schaffen,
wurde die DiGEM-Studie (Diabetes Glycemic Education and Monitoring) auf Kiel gelegt,
über deren Ergebnisse der Diabetologe Andrew J. Farmer (FRCGP) aus der University
of Oxford berichtete. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob bei Typ-2-Diabetikern
die Selbstmessung - entweder per se oder verbunden mit zusätzlichen Informationen,
wie die Ergebnisse der Messungen in das Selbstmanagement einfließen sollten - effektiver
ist als eine Standardversorgung.
In den Praxen von 48 Hausärzten wurden insgesamt 453 Patienten mit Typ-2-Diabetes
rekrutiert (Durchschnittsalter 65,7 Jahre, 57 % Männer) und in eine von drei Gruppen
randomisiert:
-
Standardversorgung ohne Selbstmessung, der Hausarzt sah die Patienten alle drei Monate
für die Bestimmung des HbA1C (Gruppe 1)
-
Selbstmessung mindestens sechs Mal wöchentlich, die Werte wurden in ein Tagebuch eingetragen
und alle drei Monate mit einer spezialisierten Pflegerin besprochen - die Patienten
wurden aber darüber informiert, dass sie den Hausarzt aufsuchen sollten, wenn die
Werte ein vorher definiertes Niveau über- oder unterschreiten sollten (Gruppe 2)
-
Selbstmessung mindestens sechs Mal wöchentlich, nach individuellem Training und verbunden
mit einer Telefon- und Klinikkontrolle zur Interpretation der Werte, um die Motivation
zur Einhaltung der gesetzten Ziele, der Diät, der körperlichen Aktivität und des Medikamentenregimes
zu stärken (Gruppe 3).
Keine signifikant besseren Ergebnisse durch die Selbstmessung
Keine signifikant besseren Ergebnisse durch die Selbstmessung
Nach zwölf Monaten wurde eine "Intention-to-treat"-Analyse durchgeführt, es wurden
also alle randomisierten Patienten eingeschlossen, die Zahl der Aussteiger war in
allen Gruppen nahezu gleich gewesen. Insgesamt waren 57 Patienten (13 %) nicht mehr
für die Endauswertung verfügbar. Am Ende der Untersuchung hatten 66 % in Gruppe 2
und 52 % in Gruppe 3 mehr als zwei Mal wöchentlich ihren Blutzucker gemessen. Der
HbA1C lag zu Studienbeginn bei allen drei Gruppen vergleichbar bei 7,5 % - und so war es
auch nach zwölf Monaten. Der mittlere Unterschied beim HbA1C-Wert lag zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2 bei - 0,14 % und zwischen Gruppe 1 und Gruppe
3 bei -0,17 %. Damit waren die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch nicht
signifikant (p = 0,12). "Um klinisch bedeutsam zu sein, hätten wir einen Unterschied
von mindestens -0,5 % sehen müssen", erklärte Farmer, "die Studie war auch auf die
Entdeckung eines solchen Unterschieds angelegt". Patienten, Ärzte und Gesundheitspolitiker
sollten die Ergebnisse der Studie sorgfältig prüfen und sie mit heranziehen, um den
richtigen Stellenwert für die Blutzuckerselbstmessung zu finden, erklärte der Diabetologe
weiter.
Mit Insulin behandelte Patienten sind eine andere Welt
Mit Insulin behandelte Patienten sind eine andere Welt
Selbstverständlich, so Farmer, gelten diese Resultate nicht für Patienten mit Typ-1-Diabetes
und für insulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes - hier gibt es bereits ausreichend
Evidenz für den Sinn und den positiven Effekt einer Blutzuckerselbstmessung zur Vermeidung
von Hyper- und Hypoglykämien und für die Anpassung der Insulindosis.
gb
Quelle: "Late Breaking Clinical Studies" bei den 67th Sessions der American Diabetes Association am 26. Juni 2007 in Chicago
Abonnementspreise 2008 - Neue Bezugsbedingungen
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