Dialyse aktuell 2007; 11(5): 44
DOI: 10.1055/s-2007-985802
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mTOR-Inhibitoren gegen Krebs - Verlängertes Überleben und bessere Lebensqualität beim Nierenzellkarzinom

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Publication Date:
06 August 2007 (online)

 
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Sie alle kennen den Einsatz von Inhibitoren des sogenannten "mammalian Target of Rapamycin" (mTOR) aus der Immunsuppression bei nierentransplantierten Patienten. Darüber hinaus haben diese Substanzen aber auch antitumorale Effekte. Denn die Hemmung von mTOR inhibiert zum einen die Translation von Genen, die den Zellzyklus regulieren, und verhindert so die Zellproliferation. Zudem hemmen mTOR-Inhibitoren die Überexpression von angiogenen Zellwachstumsfaktoren, wie zum Beispiel den vaskuklären endothelialen Wachstumsfaktor VEGF, der entscheidend für die Ausbildung neuer Blutgefäße verantwortlich ist. Ohne diese sogenannte Angiogenese aber kann der Tumor nicht weiterwachsen - er wird sozusagen "ausgehungert".

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Neuer Wirkstoff in der Pipeline

Diese antitumoralen Wirkungen nutzt auch Temsirolimus, ein neuer mTOR-Inhibitor, der jetzt in den USA unter dem Handelsnamen ToriselTM zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassen ist. Die entsprechende Zulassung für Europa wurde bereits im Herbst letzten Jahres beantragt. Wie viel sich die Experten von dieser neuen Substanz erwarten, zeigen die aktuellen Diagnose- und Behandlungsrichtlinien des Nierenzellkarzinoms der "European Association of Urology" (EAU), die den Einsatz von Temsirolimus bereits jetzt empfehlen.

Neue, auf dem diesjährigen Jahrestreffen der "American Society of Clinical Oncology" (ASCO) vorgestellte Studienergebnisse unterstreichen das Potenzial der Substanz: Eine Therapie mit Temsirolimus kann im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie mit Interferon (IFN-α) sowohl das Überleben von Patienten signifikant verlängern, die an einem fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom leiden, als auch deren Lebensqualität deutlich verbessern. Dabei war die Temsirolimusmonotherapie sogar effektiver als eine Kombination der neuen Substanz mit dem bisherigen Standard.

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Effektiveres Therapieregime mit weniger Nebenwirkungen

Hatten die Patienten Temsirolimus erhalten, lebten sie mehr als drei Monate länger als unter einer IFN-α-Monotherapie: Das Gesamtüberleben verlängerte sich von 7,3 auf 10,9 Monate (p = 0,0069). Auch das progressionsfreie Überleben, zweiter Endpunkt dieser so genannten ARCC[1 ]-Studie, fiel signifikant besser aus (5,5 versus 3,1 Monate; p = 0,0001). Dabei profitieren alle Patienten unabhängig von der Histologie des vorliegenden Tumors. Interessanterweise erzielten sogar die Patienten, bei denen kein klarzelliges, sondern ein Nierenzellkarzinom anderer Histologie vorlag, mehr von der mTOR-Inhibition (Abb. [1]) - obwohl genau diese Tumoren mit den bisher zur Verfügung stehenden Therapieoptionen besonders schwierig zu behandeln sind.

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Abb. 1 Temsirolimus verlängert das Überleben beim Nierenzellkarzinom

Darüber hinaus war die Temsirolimusmonotherapie deutlich besser verträglich als der bisherige Standard, sodass auch Dosisreduktionen seltener notwendig wurden. Dementsprechend stieg auch die Lebensqualität der Patienten deutlich an. So verlängerte sich die Zeit, in der die Patienten weder Symptome noch eine Toxizität erlebten, gegenüber der IFN-α-Monotherapie um 38 % (6,5 versus 4,7 Monate; p = 0,00048).

sts

Quelle: Presseinformation "ASCO 2007: Erneut positive Resultate für mTOR-Inhibitor - Verlängertes Überleben und bessere Lebensqualität beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom dank Temsirolimus", herausgegeben von der Wyeth Pharma GmbH, Münster

01 A global trial for advanced Renal Cell Carcinoma

01 A global trial for advanced Renal Cell Carcinoma

 
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Abb. 1 Temsirolimus verlängert das Überleben beim Nierenzellkarzinom