Dialyse aktuell 2007; 11(2): 18
DOI: 10.1055/s-2007-985446
Journal-Club

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorsicht bei neu entdeckten Typ-2-Diabetikern - GFR- und MDRD-Formel unterschätzen Nierenfunktion

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 August 2007 (online)

 
Table of Contents
    Zoom Image

    Quelle: Chudleigh RA, Dunseath G, Evans W et al. How reliable is estimation of glomerular filtration rate at diagnosis of type 2 diabetes? Diabetes Care 2007; 30 (2): 300-305

    Thema: In der medizinischen Praxis hat es sich bewährt, die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) - und damit die Nierenfunktion - mittels Cockcroft-Gault- oder MDRD-Formel ("modification of diet in renal disease") abzuschätzen. Doch wie geeignet ist der Einsatz der beiden Formeln bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern?

    Projekt: Um zu ermitteln, wie genau sich die geschätzten Werte mit der wahren Filtrationsrate decken, wandten britische Forscher drei verschiedenen Methoden an. Sie verglichen die mit der Cockcroft-Gault- und der MDRD-Formel ermittelten Werte (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, eGFR) von 292 noch unbehandelten Typ-2-Diabetikern mit dem tatsächlichen Wert, der Isotopen-GFR (iGFR) nach Injektion von 51Cr-EDTA.

    Ergebnis: Wie sich herausstellte, lagen die mithilfe der Formel geschätzten eGFR-Werte bei den Diabetikern durchweg niedriger als die tatsächlich gemessene glomeruläre Filtrationsrate. In der Gruppe mit milder Nierenfunktionseinschränkung (GFR ≥; 90 ml/min/1,73m2) lag die mittels Cockcroft-Gault-Formel geschätzte GFR bei 78,0 ml/min/1,73m2, die mittels MDRD-Formel geschätzte GFR bei 73,7 ml/min/1,73m2. Tatsächlich betrug die Isotopen-GFR im Mittel jedoch 83,8 ml/min/1,73m2.

    Auch bei der Diabetikergruppe mit normaler Nierenfunktion (GFR ≥ 90 ml/ min/1,73m2) blieben die Schätzungen mit den beiden Formeln unter der realen Filtrationsrate: Mit Werten von 104,4 bzw. 92,3 ml/min/1,73m2 kamen sowohl Cockcroft-Gault und MDRD nicht an die tatsächliche Filtrationsrate von 119,4 ml/min/1,73m2 heran.

    Fazit: Bei frisch diagnostizierten Typ-2-Diabetikern ist die Verwendung der beiden gängigen Formeln zur Bestimmung der Nierenfunktion unzuverlässig. Besonders bei denjenigen mit normaler Nierenfunktion wird die Nierenfunktion hiermit unterschätzt. Für Diabetiker ohne chronische Nierenerkrankung sind sowohl die Cockcroft-Gault- als auch die MDRD-Formel zur Erfassung der glomerulären Filtrationsrate daher nicht geeignet.

    Key words: Typ-2-Diabetes - glomeruläre Filtrationsrate (GFR) - Nierenfunktion - Cockcroft-Gault - MDRD

     
    Zoom Image