Diabetes aktuell 2007; 5(1): 11
DOI: 10.1055/s-2007-985323
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirtschaftswachstum - Die Kosten des Diabetes bremsen das Wirtschaftswachstum

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 July 2007 (online)

 
Table of Contents
    Zoom Image

    Weltweit werden nach Daten der International Diabetes Federation (IDF) im Jahr 2025 mehr als 380 Millionen Menschen mit Diabetes leben. Die überwiegende Mehrzahl, so die IDF anlässlich des Weltkongresses im Dezember 2006 in Kapstadt, nämlich mehr als 300 Millionen, wird in Entwicklungsländern leben. Trotz der Tatsache, dass diese Länder die Hauptlast der Kosten dieser Entwicklung tragen werden müssen, entfallen auf sie lediglich 15 % der weltweit für Diabetes zur Verfügung gestellten Mittel. Wenn dagegen nichts unternommen wird, so die IDF, wird die Volkskrankheit Diabetes das weltweite Wachstum beeinträchtigen.

    Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Diabetes gehen weit über die "nackten" Kosten für die Diagnose, Therapie und Prävention hinaus. Sie schließen den Verlust an Leben, die entstehenden Behinderungen, die Auswirkungen auf die Lebensqualität und die wirtschaftlichen Nachteile mit ein, die die Betroffenen und ihre Familien erleiden, aber auch den Verlust an Wirtschaftswachstum. Die weltweite Diabetesepidemie führt zu einem beständigen Ansteigen der Kosten im Gesundheitswesen. Daten der IDF zeigen, dass allein die Kosten für die Prävention und die Behandlung des Diabetes und seiner Komplikationen bereits im Jahr 2007 Kosten in Höhe von insgesamt rund 232 Milliarden US-Dollar verursachen wird. Im Jahr 2025 werden es dann mehr als 300 Milliarden sein.

    Mehr als 80 % der Ausgaben für die medizinische Behandlung von Diabetes entfallen aber auf die reichsten Länder der Welt. So leben in den USA beispielsweise lediglich 8 % aller Menschen mit Diabetes, auf sie entfallen aber 50 % der weltweit für die Krankheit ausgegebenen Mittel. Für weitere 25 % zeichnet Europa verantwortlich, die restlichen industrialisierten Länder wie z.B. Australien und Japan beanspruchen des größten Teil der verbleibenden Mittel. Nach den Angaben von Dr. Jonathan Brown, Vorsitzender der IDF Task Force für Gesundheitskosten, wird in die Prävention und Behandlung des Diabetes in denjenigen Ländern am wenigstens investiert, die es am allernötigsten hätten.

    Zwar gibt es längst einfach anzuwendende und hoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes, nur werden sie keineswegs breit angewendet. Viele davon würden tatsächlich helfen, Ausgaben für Krankheitskosten einzusparen, sogar in den ärmsten Weltregionen. Die teuren und lebensbedrohlichen Folgen des Diabetes entstehen nämlich erst mit dem Auftreten der Komplikationen, vor allem den Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems, dem Schlaganfall, den Amputationen und dem Nierenversagen. Diese können mit preiswerten patentfreien Medikamenten zur Blutzuckerkontrolle, zur Kontrolle des Blutdrucks und des Fettstoffwechsels verhindert oder zumindest lange hinaus gezögert werden. Die ASS reduziert das Risiko für eine Koronarerkrankung um 25-30 %, auch eine Bekämpfung des Rauchens, eine gesündere und bessere Ernährung und mehr Bewegung sind wichtige Bausteine. Die wirksamste Prävention des Typ-2-Diabetes sind schließlich die Gewichtsreduzierung und die Aufnahme einer sportlichen Betätigung. Wenn Armut und defizitäre Gesundheitspflege Familien dazu bringen, Nahrung zu kaufen, die pro aufgenommene Kalorie wenig kostet, ist der Entwicklung des Typ-2-Diabetes der Boden bereitet, erklärte Brown.

    In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zählen Krankheiten, Verletzungen und Todesfälle zu den hauptsächlichen Gründen für eine Verarmung. So müssen in Lateinamerika Familien 40 bis 60 % der durch einen Diabetes verursachten Kosten aus eigener Tasche bezahlen. In den ärmsten Ländern müssen Menschen mit Diabetes und ihre Familien fast die gesamten Kosten jeglicher medizinischen Behandlung tragen. In Indien müssen die Ärmsten rund 34 % ihres gesamten Einkommens für die Behandlung des Diabetes aufbringen. Den ärmsten Ländern der Welt stehen nicht einmal die Mittel für die billigsten lebensrettenden Diabetesmedikamente zur Verfügung, so schätzt die IDF die nationalen Ausgaben für die Diabetestherapie 2007 in Burundi pro Diabetesfall auf sechs US-Dollar, in Tadschikistan auf 10 US-Dollar und in Haiti auf 48 US-Dollar. In den industrialisierten Ländern bestätigen viele Studien, dass es klug ist, Diabetes zu behandeln und dass viele Therapien tatsächlich Mittel einsparen, indem sie teure Komplikationen verhindern. Andere Therapien verlängern das Leben um Jahre zu Kosten, die wohlhabende Nationen leicht aufbringen können.

    Günther Buck

    Quelle: Pressekonferenz der International Diabetes Federation (IDF) im Rahmen des Weltkongresses für Diabetes, November 2006 in Kapstadt/Südafrika

     
    Zoom Image