Diabetes aktuell 2007; 5(1): 9
DOI: 10.1055/s-2007-985319
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Qualität der Diabetes-Therapie erhöht sich - Neue Wirkstoffe verbessern nicht nur Blutzuckerwerte

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Publikationsdatum:
18. Juli 2007 (online)

 
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Neue Medikamente könnten die Therapie des Typ-2-Diabetes bald verbessern. Studienergebnisse zeigen, dass der Wirkstoff Rimonabant die gestörte Wirkung des körpereigenen Insulinhormons positiv beeinflusst und zwei weitere Wirkstoffe, die in Deutschland noch nicht zugelassen sind, verlangsamen im Tierversuch die Progression des Diabetes. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) erhofft sich von den neuen Mitteln eine höhere Behandlungsqualität.

Professor Baptist Gallwitz, Tübingen, bewertet das im September 2006 in Deutschland eingeführte Rimonabant positiv, weil es das Körpergewicht senkt. Das Medikament ist nicht speziell für Diabetiker zugelassen, sondern für Menschen mit starkem Übergewicht. Die Ergebnisse klinischer Studien bei 6 600 übergewichtigen Patienten zeigen laut Gallwitz, dass Rimonabant einen auch für Typ-2-Diabetiker günstigen Effekt hat: Es verbessert die die Insulinresistenz. "Das HbA1c sank unabhängig von der Gewichtsabnahme, die viele Patienten sicherlich ebenfalls begrüßen werden", erläutert Gallwitz die Studienergebnisse. Denn nicht selten nehmen die ohnehin meist übergewichtigen Patienten mit Typ-2-Diabetes durch die Behandlung mit Tabletten oder Insulin noch weiter zu. Und damit erhöht sich das Risiko für Spätfolgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Schäden an Nieren und Augen noch weiter. Rimonabant hat allerdings noch keine Kassenzulassung erhalten, d.h. die Patienten müssen die Kosten für das Medikament selbst tragen.

Zwei neue Substanzen könnten die Diabetes-Therapie zusätzlich weiter verbessern: Im Oktober 2006 wurde der Wirkstoff Sitagliptin in den USA zugelassen und der Wirkstoff Vildagliptin befindet sich im Zulassungsprozess. Diese Medikamente sind in Deutschland noch nicht erhältlich. Beide hemmen ein im Darm vorhandenes Enzym - Dipeptidyl-Peptidase-4 oder DPP-4 - und senken dadurch vor allem die Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten. Die Wirkung ist laut Professor Gallwitz "gewichtsneutral", was wegen der Gewichtszunahme bei anderen Mitteln bereits ein Vorteil ist. DPP-4-Hemmer haben aber noch eine weitere Wirkung, die die Diabetes-Experten fasziniert: Bei Versuchstieren kam es in der Bauchspeicheldrüse zu einer Zunahme der Beta-Zellen, die das Hormon Insulin produzieren. Dies könnte bedeutet, dass ein DPP-4-Hemmer das Fortschreiten des Alterszuckers bremst. Ob dieser Effekt auch beim Menschen auftritt, ist laut Gallwitz aber noch nicht bekannt.

gb

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Literatur

  • 01 Gallwitz B . Neue Substanzen in der oralen Medikation des Diabetes mellitus Typ 2.  Diabetologe. 2007;  3 37-42
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Literatur

  • 01 Gallwitz B . Neue Substanzen in der oralen Medikation des Diabetes mellitus Typ 2.  Diabetologe. 2007;  3 37-42