Im Jahr 2005 hatte die Diabeteshäufigkeit im kanadischen Ontario bereits den weltweit
für 2030 vorhergesagten Wert überschritten. Der von der WHO vorhergesagte 39%ige Anstieg
der weltweiten Diabetesrate zwischen 2000 und 2030 könnte daher weit unterschätzt
sein.
Die Zahl der an Diabetes erkrankten Personen hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich
erhöht. Bei Diabetes handelt es sich um eine der kostenintensivsten und belastendsten
chronischen Krankheiten unserer Zeit. Die WHO sagt voraus, dass die weltweite Diabetes-Häufigkeit
bei Erwachsenen im Jahr 2030 auf 6,4 % steigen wird - eine Erhöhung um 60 % seit 1995
und um 39 % zwischen den Jahren 2000 und 2030.
Lorraine Lipscombe vom Institute for Clinical Evaluative Sciences in Toronto und ihre
Kollegen verwendeten populationsgestützte Daten aus Ontario in Kanada, um Trends in
der Häufigkeit, dem Auftreten und der durch Diabetes bedingten Sterblichkeit zwischen
1995 und 2005 zu untersuchen. Sie wollten bestimmen, ob die Diabeteshäufigkeit in
diesem Zeitraum stärker anstieg als vorausgesagt. Die Autoren fanden eine Erhöhung
der Diabetes-Häufigkeit um 69 % zwischen den Jahren 1995 und 2005. Dieser Wert überstieg
schon die weltweite Erhöhung um 60 % und die kanadische Erhöhung um 65 %, die für
die 35 Jahre zwischen 1995 und 2030 hochgerechnet worden war. Sie geben zu, dass Ontario
auf Grund seiner hohen Immigrationsrate aus Regionen mit anfälligeren Bevölkerungen
wie Südasien eine höhere Diabetesrate haben könnte als andere Industrieländer. Dennoch
argumentieren sie, dass es gegebenenfalls in allen Industrienationen ähnliche Trends
gibt und so das Ausmaß der kommenden Diabetes-Epidemie weitaus größer sein wird als
bisher angenommen.
Die Autoren folgern: "Unsere Daten sind wichtig, um Politiker adäquat auf die steigende
Belastung der Gesundheitsressourcen durch Diabetes vorzubereiten. Wirksame öffentliche
Maßnahmen zur Behandlung und Prävention von Fettleibigkeit werden bitter benötigt.
Weitere Forschung sollte sich auf die Identifikation von soziodemografischen Hochrisikogruppen
fokussieren, für die spezifische Interventionen nötig sein könnten."
gb