1998 gelang es dem amerikanischen Wissenschaftler James Thomson, University of Wisconsin,
Madison, aus einem menschlichen Embryo, der außerhalb des weiblichen Körpers, das
heißt im Reagenzglas, "in vitro", befruchtet wurde, so genannte embryonale Stammzellen
zu isolieren und aus ihnen mehrere Zell-Linien zu züchten.
Heute können Stammzellen auch aus dem eigenen Knochenmark von Patienten nach einer
Chemotherapie gewonnen werden. Der Einsatz von Stammzellen wird bei verschiedenen
Autoimmunerkrankungen untersucht, auch bei der Multiplen Sklerose. Hierbei werden
mit Chemotherapie im ersten Schritt autoreaktive (selbst zerstörende) Immunzellen
ausgelöscht, um danach in einem zweiten Schritt mittels Injektion der Knochenmarks-Stammzellen
sozusagen ein neues Immunsystem zu erreichen - ohne die autoreaktiven Zellen.
Die ersten Veröffentlichungen zu diesen Studien werden in internationalen Fachkreisen
durchaus kontrovers diskutiert, da die Destruktion im Gehirn, die Hauptursache bleibender
Behinderung bei der MS ist, bei diesen schon schleichend fortschreitenden Verläufen
der Erkrankung nicht gestoppt werden kann. Hinzu kommt eine hohe Nebenwirkungsrate
mit z.T. tödlichem Ausgang bei 5-8 % der behandelten Patienten. Wissenschaftlich umstritten
ist nach wie vor die Behauptung, dass sich eine Differenzierung von Stammzellen in
verschiedene Gewebezellen, (u.a. auch Nervenzellen und Markscheiden bildende Oligodendrozyten)
nach intravenöser Gabe in vivo überhaupt ereignet.
In Deutschland werden "intrathekale Stammzelltherapien", die jedoch mit der beschriebenen
Methode wenig gemein haben, jetzt kommerziell angeboten. Die Anbieter dieser Methode
sprechen von einer Wirksamkeit der Therapie bei der Mehrheit der Patienten. Diese
Versprechungen sind nach einer Stellungnahme der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft
(DMSG) nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse belegt, die daher vor der Anwendung
ausdrücklich warnt.
Quelle: pressemitteilung der DMSG, www.dmsg.de