Diabetes aktuell 2007; 5(3): 104
DOI: 10.1055/s-2007-985046
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Kardiovaskuläres Risiko beim Typ 2-Diabetes - Nierenfunktion als prognostischer Faktor

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Publication Date:
22 August 2007 (online)

 
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Anhand der Nierenfunktion lässt sich bei Typ 2-Diabetikern ohne invasive Untersuchung gut die kardiovaskuläre Prognose abschätzen. Denn zwischen der glomerulären Filtrationsrate und der kardiovaskulären Mortalität gibt es bei Diabetikern einen linearen Zusammenhang. Die Bedeutung der Nephropathie wird aber im Hinblick auf die kardiovaskuläre Gefährdung von Typ 2-Diabetikern noch zu wenig beachtet. Zwar wird immer wieder auf das hohe Risiko einer terminalen Niereninsuffizenz und Dialysepflicht hingewiesen, es finden sich aber kaum Berichte, die den Zusammenhang mit der kardiovaskulären Gefährdung betonen. Wie gravierend sich eine Nephropathie aber für die Patienten auswirkt, machte Professor Dr. Jan-Christoph Galle aus Lüdenscheid beim Lilly-Symposium "Take Control Peaks und Valleys" in Frankfurt deutlich: "Jedes Lebensjahr mit erhöhtem Kreatinin zählt doppelt", mahnte der Nephroploge. Hat sich bereits eine Dialysepflicht entwickelt, so ist die kardiovaskuläre Mortalität exzessiv hoch: "Der 20jährige Dialysepatient hat das gleiche Sterberisiko wie seine nierengesunde 80jährige Großmutter", erklärte Galle in Frankfurt.

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Ausgeprägte Gefäßverkalkung

Dass eine lineare Beziehung zwischen der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und der kardiovaskulären Mortalität besteht, hat nach seinen Worten unter anderem die HOPE-Studie (Heart Outcomes Prevention Study) belegt, in die knapp 10 000 Hochrisikopatienten eingeschlossen wurden. Nach Galle sollte zur Risikoabschätzung deshalb vor allem die GFR herangezogen werden, zumal der Kreatininwert erst deutlich später ansteigt. Prognostisch bedeutsam ist nach den Worten des Mediziners auch das Auftreten einer Mikroalbuminurie, die eindeutig als kardiovaskulärer Risikofaktor bei Typ-2-Diabetikern zu werten ist.

Bindeglied zwischen der Nierenschädigung und der erhöhten kardiovaskulären Sterblichkeit ist die Atherosklerose, die bei Typ-2-Diabetikern durch eine akzelerierte Gefßverkalkung gekennzeichnet ist.

Ein Fokus muss bei der Behandlung von Nierenerkrankungen darüber hinaus auf die Blutfette gelegt werden, denn, so Galle: "Niereninsuffiziente Patienten weisen fast immer ein atherogenes Lipidmuster auf". In frühen Stadien der Nierenerkrankung kann das Risiko durch Statine gesenkt werden, während laut Galle im weit fortgeschrittenen Stadien eine "reverse Epidemiologie" besteht, wobei eine Hypocholesterinämie ein klarer Prädiktor für ein hohes kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko ist. Unklar noch ist nach Galle, wie die Situation bei mittleren Krankheitsstadien zu bewerten ist. In Studien werde jedoch derzeit versucht, diese Frage zu klären.

Christine Vetter

Quelle: Symposium "Take Control - Peaks und Valleys" von Lilly Deutschland am 17. und 18. März 2007 in Frankfurt

 
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