Diabetes aktuell 2007; 5(3): 94-95
DOI: 10.1055/s-2007-985038
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Typ-2-Diabetes - Nationales Aktionsforum (NAFDM) will den dramatischen Zuwachs stoppen

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Publication Date:
22 August 2007 (online)

 
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Der Typ-2-Diabetes zählt in Deutschland zu den häufigsten und teuersten chronischen Erkrankungen. Neueste Zahlen gehen bereits von 6,9 Millionen Menschen mit Diabetes aus. Die Dunkelziffer wird auf mindestens zwei Millionen weitere Personen geschätzt. Und der Anstieg geht jährlich weiter. Für das Jahr 2010 liegen die Hochrechnungen bereits bei 10 Millionen Betroffenen. Besonders alarmierend: Auch immer mehr Kinder und Jugendliche entwickeln einen Typ-2-Diabetes. Die Ursachen sind bekannt: Langjährige ungesunde Ernährung, fehlende Bewegung, beides Faktoren für Übergewicht und Adipositas und damit wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Zwar versuchen zahlreiche Einzelmaßnahmen und Programme dieser Entwicklung entgegenzusteuern, bislang jedoch ohne nachhaltigen Erfolg.

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Gesundheitsministerium unterstützt koordiniertes Handeln Prävention

"Die dramatischen Zuwächse an Diabeteserkrankungen können nur noch durch ein gemeinsames und koordiniertes Handeln aller Beteiligten gestoppt werden. Diabetes und seine Komplikationen zu verhindern, muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden. Denn nur so besteht eine Chance, die bis 2010 befürchtete Zunahme des Diabetes auf zehn Millionen Menschen zu verlangsamen", betont der Präsident der Deutschen Diabetes-Union (DDU), Prof. Dr. Eberhard Standl. Die DDU koordiniert das Nationale Aktionsforum (NAFDM), das sich im Jahr 2004 mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit gegründet hat. Gemeinsam mit möglichst allen, die sich mit dem Thema Diabetes beschäftigen, sollen Strategien und Programme zur Verbesserung bei Prävention, Früherkennung, Versorgung und Diabetesforschung entwickelt werden. Bis 2010 sollen drei Hauptziele erreicht werden:

  • Den geschätzten Anstieg an Neuerkrankungen zu stoppen,

  • für Betroffene unter Berücksichtigung von ökonomischen Aspekten eine bestmögliche Versorgung und Betreuung zu gewährleisten und

  • die weitere Erforschung der Stoffwechselerkrankung zu unterstützen und zu vernetzen.

Darüber hinaus soll die Bevölkerung für das Thema Diabetes interessiert werden. Angesichts der rasant zunehmenden Patientenzahlen sieht auch die Gesundheitspolitik hier einen besonderen Handlungsbedarf. Sie setzt daher auf langfristige Zusammenarbeit mit dem NAFDM bis mindestens 2010.

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NAFDM hat bereits 500 Partner

Mittlerweile beteiligen sich mehr als 500 Partner aus Medizin, Wissenschaft, Patientenverbänden, Industrie und Politik mit zahlreichen Projekten am Aktionsforum. Durch diese Bündelung der Kräfte gewinnt die Plattform an Kompetenz und Anerkennung und ist damit auf einem guten Weg, ein gemeinsames nationales Diabetesprogramm zu etablieren. Der Projektgruppen-Koordinator des NAFDM, Professor Rüdiger Landgraf, verweist auf die Chancen einer Vernetzung aller Beteiligten. "Die Kernbereiche Prävention, Versorgung und Forschung werden stärker gefördert. Betroffene können von Erkenntnissen für eine verbesserte Versorgung profitieren. Leistungsanbieter können mit abgestimmten Angeboten arbeiten. Kostenträger können durch Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung Kosten sparen. Die Gesellschaft gewinnt durch bessere Prävention in sozialer und ökonomischer Hinsicht. Die Politik hat einen Partner und eine übersichtliche Struktur bei der Bekämpfung eines der wichtigsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. Die Industrie hat eine Kompetenzplattform für die Produktentwicklung."

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Leitfaden zur Prävention mit 3-Schritte-Konzept

Verschiedene Projekte sind bereits erfolgreich abgeschlossen, zahlreiche neue in der Planung. In Projektgruppen, Workshops und Veranstaltungen werden gemeinsame Strategien und Programme entwickelt. Der "Leitfaden Prävention Diabetes mellitus Typ 2" soll der Diabetesprävention in der Praxis den Weg ebnen. Das 3-Schritte-Konzept zielt auf Risikoerkennung, Lebensstiländerung und Diabetesvermeidung. Der Leitfaden gibt Hilfestellungen für die Entwicklung von Präventionsprogrammen und deren praktische Umsetzung. Beteiligte wie Ärzte, Diabetesberater, Ernährungsberater, Psychologen, die bereits Präventionsmaßnahmen im Bereich Typ-2-Diabetes durchführen oder zukünftig anbieten wollen, finden im Leitfaden neben praxisrelevanten Hinweisen ebenso Informationen zu Qualitätsmanagement und Evaluation.

Im Leitfaden wird auch der an deutsche Verhältnisse angepasste und evaluierte FINDRISK-Fragebogen angeboten. Mit der Beantwortung von acht einfachen Fragen kann das individuelle Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ermittelt werden. Als weiteres Projekt steht die Ausbildung von speziellen Präventionsmanagern an. An einer Kooperation auf dem Gebiet Prävention, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, ist auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung interessiert. Das Versorgungsprojekt P.A.T.E. zielt auf nachhaltige Lebensstil-Änderungen. P.A.T.E steht für die vier Schritte Planen - Aktivieren - Trainieren - Erhalten. Die Teilnehmer des Programms erhalten praktikable Übungen und Tipps für ihren Alltag, mit dem Ziel ungünstige Lebens- und Essgewohnheiten langfristig zu verbessern.

Wesentliche Unterstützung leistet das NAFDM seit 2005 auch bei der Erstellung der Diabetes-Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und bei der Implementierung der Praxis-Leitlinien in die Diabetesversorgung.

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Organisationsstruktur des NAFDM Quelle: www.nafdm.de

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Die Organisationsstruktur des NAFDM

Das NAFDM wird von der Deutschen Diabetes-Union koordiniert. Die DDU ist der Dachverband für die Deutsche Diabetes-Gesellschaft, den Deutschen Diabetiker Bund, den Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher sowie den Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland. Gefördert wird die Koordination des NAFDM vom Bundesministerium für Gesundheit und der Aventis Foundation.

Um die Koordinierungseinheit gruppieren sich die einzelnen Gremien: Die fachliche Steuerungseinheit, das Kuratorium, der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und die drei Projektgruppen. Zu den Aufgaben der fachlichen Steuerungseinheit gehört die Entscheidung über zu unterstützende Projekte, die kritische Begleitung der Organisation und der Projekte wie auch die Qualitätssicherung der Ergebnisse oder das Einwerben weiterer Gelder für das NAFDM und seine Projekte. Die Koordinierungseinheit verbindet die drei Projektgruppen und ist Schnittstelle zwischen den Projektgruppen und der Steuerungseinheit, organisiert die Gremienarbeit, koordiniert die Projektanträge, betreut den Internetseiten und ist auch für finanzielle Organisation des NAFDM zuständig. Die Projektgruppen entwickeln die Projektstrukturen, organisieren die gesamte Projektgruppenarbeit, bündeln Aufgaben oder werben neue Projekt ein. Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit ist Ansprechpartner für die Medien, stellt Informations- und Bildmaterial bereit und kommuniziert die Ergebnisse und Planungen des NAFDM nach außen. Das Kuratorium fungiert als Aufsichts- und Steuerungsorgan.

Inge Bollmann

Quelle: www.nafdm.de , Leitfaden Prävention des Diabetes mellitus Typ 2

 
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Organisationsstruktur des NAFDM Quelle: www.nafdm.de