Dialyse aktuell 2007; 11(4): 48
DOI: 10.1055/s-2007-985031
Markt und Forschung

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Sicher, effektiv und gut verträglich - Neue Therapieoptionen bei Hyperphosphatämie

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Publication Date:
11 July 2007 (online)

 
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Die Hyperphosphatämie erhöht bei chronisch Nierenkranken und Dialysepatienten das Risiko für Morbidität und Mortalität deutlich. Unbehandelt schädigt sie insbesondere Herz und Gefäße, die ohnehin durch andere Krankheitsfaktoren beim Nierenversagen schwer belastet sind. Doch trotz der schlechten Prognose der Hyperphosphatämie sind in Deutschland nur zirka 40% aller Dialysepatienten auf Phosphat-Serumspiegel im empfohlenen Zielbereich eingestellt, erklärte Prof. Hans-Hellmut Neumayer, Berlin.

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Die Hyperphosphatämie - eine therapeutische Herausforderung

Als praxiserfahrener Arzt kennt Neumayer mehrere Ursachen für die schlechte Phosphateinstellung. So haben die meisten Dialysepatienten Schwierigkeiten mit der Einhaltung einer phosphatreduzierten Diät, zumal ihnen zugleich empfohlen wird, auf eine ausreichende Proteinzufuhr zu achten. Mit dieser jedoch werden größere Mengen Phosphat zugeführt.

Sie benötigen deshalb eine Therapie mit Phosphatbindern. Allerdings sind die dazu gebräuchlichen Substanzen (Calciumacetat, Calciumcarbonat, Sevelamer) nur mäßig effektiv, sodass mit jeder Mahlzeit große Mengen davon eingenommen werden müssen, was einerseits die Therapietreue verringert und andererseits beim Einsatz von kalziumhaltigen Phosphatbindern auch noch die Gefahr der Kalziumüberladung birgt. Dies kann zu einer beschleunigten Arteriosklerose mit ausgeprägter Mediakalzifizierung der Gefäße sowie Erniedrigung des Knochenstoffwechsels bis zur Manifestation einer adynamen Osteopathie führen. Auch Sevelamer bindet Phosphat nur mäßig und zudem unspezifisch. Aluminiumhaltige Phosphatbinder sind zwar effektiver wirksam, aufgrund ihres Risikos für toxische Nebenwirkungen unterliegen sie jedoch strengen Einnahmerestriktionen.

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Kalziumfreier Phosphatbinder mit der Effektivität von Aluminium...

Einen Ausweg aus diesem Dilemma sieht Neumayer in der Anwendung des Phosphatbinders Lanthancarbonat (Fosrenol®), der seit Kurzem zur Therapie der Hyperphosphatämie bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und Dialyse zugelassen ist. Er wurde mit dem Ziel entwickelt, einen kalziumfreien Phosphatbinder mit der Effektivität von Aluminium, aber ohne dessen Toxizität auf den Markt zu bringen.

Nach oraler Aufnahme von Lanthancarbonat bindet Lanthan das Phosphat aus der Nahrung in einem breiten pH-Bereich in Magen und Darm vergleichbar effektiv wie Aluminium. Lanthanionen gehen dabei allerdings sofort eine im Vergleich zu Aluminium deutlich stabilere Verbindung mit Phosphat ein und werden mit dem Stuhl wieder ausgeschieden, sodass - im Unterschied zu Aluminium - nur minimale Spuren von Lanthan aus dem Darm in das Blut resorbiert werden. Das belegen umfangreiche präklinische und klinische Untersuchungen.

Unter der Therapie mit Lanthancarbonat kommt es binnen weniger Wochen bei rund zwei Dritteln der Patienten mit Hyperphosphatämie zu einem Abfall der Phosphat-Serumspiegel auf die empfohlenen Zielwerte. Auch die Serumspiegel von Kalzium und Parathormon (PTH) und das Kalzium-Phosphat-Produkt werden gesenkt.

Zur Phosphatsenkung bis in den Zielbereich ist meist eine Tagesdosis bis 3 000 mg elementares Lanthan - im Mittel 2 250 mg - ausreichend. Insofern kommen die meisten Patienten zur Normalisierung ihrer Phosphat-Serumspiegel mit einer Tablette pro Mahlzeit aus, während von anderen Phosphatbindern teilweise zwölf oder mehr Tabletten täglich eingenommen werden müssen. Da verwundert es nicht, dass 73% der Patienten und 83% der behandelnden Ärzte Lanthancarbonat der Vormedikation vorzogen, meinte Neumayer, der dazu die Ergebnisse einer offenen Phase-IV-Studie mit 2 416 Patienten zitierte.

Die neutral schmeckende und leicht zerfallende Kautablette wird ohne Flüssigkeit während oder unmittelbar nach der Mahlzeit eingenommen. Im Rahmen der klinischen Studien erwies sich Lanthancarbonat als vergleichbar gut verträglich wie kalziumhaltige Phosphatbinder. Am häufigsten kam es zu gastrointestinalen Beschwerden milder oder moderater Intensität. Hyperkalzämische Episoden traten nur bei 0,4% aller mit Lanthancarbonat behandelten Patienten auf, kamen dagegen bei 20% aller mit Calciumcarbonat Behandelten vor.

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...aber ohne dessen Toxizität

Angesichts der bekannten toxischen Effekte von Aluminium wurden Sicherheit und Unbedenklichkeit von Lanthan in einem umfangreichen Studienprogramm überprüft, erklärte Neumayer. Im Tierexperiment können toxische Effekte von Aluminium innerhalb weniger Wochen nachgewiesen werden, mit Lanthan bleiben diese aber aus. Es wurden nur Spuren von Lanthan in Knochen, Darm und Leber gefunden, selbst wenn die Lanthankonzentration im Serum der Tiere experimentell durch intravenöse Gaben auf 20 000-fach höhere Werte eingestellt wurde als sie üblicherweise unter einer mehrmonatigen oralen Lanthancarbonat-Therapie beim Menschen erreicht werden. Dabei gab es keinerlei Hinweise auf eine toxische Wirkung dieser Lanthan-Spuren, die nach Absetzen der Medikation langsam wieder aus den Geweben eliminiert wurden.

Bei therapeutischer Dosierung wird vom Menschen nur etwa 0,001% der oral applizierten Lanthan-Dosis systemisch resorbiert. Das aufgenommene Lanthan wird aber nicht wie Aluminium über die Nieren, sondern über die Leber wieder ausgeschieden. Die Niereninsuffizienz stellt demnach kein erhöhtes Risiko für die Anreicherung von Lanthan im Gewebe dar, wie dies bei Aluminium der Fall ist. Da Lanthan im Plasma zu über 99,7% an Proteine gebunden wird, ist auch die Weiterverteilung in die Gewebe limitiert. Insbesondere kann Lanthan nicht die Blut-Hirn-Schranke durchdringen und war deshalb auch nicht im Gehirn nachweisbar.

Quelle: Pressemitteilung "Neue Therapieoptionen bei Hyperphosphatämie - Sicherheit und Effizienz von Lanthancarbonat (Fosrenol®)", herausgegeben von der Shire Deutschland GmbH & Co. KG, Köln