Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(4): 219
DOI: 10.1055/s-2007-985015
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erstes Inkretin-Mimetikum für Typ-2-Diabetiker - Exenatide: Die neue Alternative vor der Insulintherapie

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Publikationsdatum:
03. Juli 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

Ab sofort steht in Deutschland mit Exenatide (Byetta®) das weltweit erste Inkretin-Mimetikum zur Behandlung des Typ-2-Diabetes zur Verfügung. Die neue Substanz reduziert den HbA1c-Wert wirksam und dauerhaft und trägt darüber hinaus zu einer anhaltenden Gewichtsreduktion bei. Exenatide ist zugelassen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes in Kombination mit Sulfonylharnstoff, Metformin oder beidem, wenn mit der maximal verträglichen Dosis dieser oralen Therapien eine angemessene Blutglukosekontrolle nicht mehr erreicht wird.

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Physiologische und selbstregulierende Blutzuckerkontrolle

Exenatide ahmt die Wirkung des körpereigenen Inkretins GLP-1 nach, das beim Stoffwechselgesunden die Insulinsekretion nur dann stimuliert, wenn der Blutzucker steigt. Exenatide fördert bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Insulinsekretion aus den Betazellen und unterdrückt gleichzeitig die Glukagonausschüttung und damit die Glukosefreisetzung aus der Leber. Die Regulation erfolgt streng blutglukoseabhängig. Sind die Serum-Glukosewerte normal, hat das Inkretin-Mimetikum wahrscheinlich keine Wirkung [1], [2]. Zudem stellt Exenatide die schnelle erste Phase der Insulinsekretion aus den Betazellen, die bei Menschen mit Typ-2-Diabetes immer mehr verloren geht, wieder her [3]. Dadurch kappt die Substanz postprandiale Blutzuckerspitzen und führt zu einem, im Vergleich zu Insulin Glargin und dem Analogmischinsulin Aspart Mix, glatteren Blutglukosetagesprofil [4], [5] (Abb. [1]).

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Abb. 1 Wirkung des Inkretin-Mimetikums [11]

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Dauerhafte HbA1c-Reduktion

In Kombination mit oralen Antidiabetika kann Exenatide den Blutglukosespiegel genauso wirksam senken wie Insulin (Abb. [2]). Dies zeigen randomisierte Vergleichsstudien mit dem langwirksamen Insulin Glargin [4] sowie dem biphasischen Analogmischinsulin Aspart Mix [5]. Auch in der Langzeittherapie mit Exenatide kann eine wirksame Blutglukosekontrolle erreicht werden [6].

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Abb. 2 Exenatide senkt HbA1c vergleichbar gut wie Inulin (mod. nach 4,5)

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Anhaltende Gewichtsreduktion

Exenatide hat ebenso wie GLP-1 die Eigenschaft, das Sättigungsgefühl zu steigern und die Nahrungsaufnahme zu reduzieren [7]. Darüber hinaus wird die Magenentleerung verzögert. Exenatide trägt dazu bei, das Gewicht der Patienten erfolgreich und dauerhaft zu senken [6]. Die Gewichtsreduktion sowohl gegenüber oralen Antidiabetika als auch gegenüber Insulin ist signifikant [4], [8], [9], [10].

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Gute Verträglichkeit

In den klinischen Studien war Exenatide insgesamt gut verträglich. Am häufigsten berichteten die Patienten zu Beginn der Therapie über milde bis moderate gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, die bei Fortsetzung der Therapie zumeist abklangen. Diese anfängliche Übelkeit stand nicht in Korrelation zur Gewichtsabnahme. Die multiplen physiologischen Wirkungen von Byetta® sind mit keinem substanzeigenen Hypoglykämierisiko verbunden [11].

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Einfache Handhabung

Die Einstellung von Patienten auf Exenatide ist sehr einfach und erfordert kaum Schulungsaufwand. Die Behandlung erfolgt mit Fertigpens nach einem einheitlichen Schema: eine fixe Dosis morgens und abends innerhalb von 60 Minuten vor den Mahlzeiten. Zwischen zwei subkutanen Injektionen sollten etwa sechs Stunden liegen. Die Behandlung sollte mit einer Standarddosis von 5 µg zweimal täglich begonnen werden, um die Verträglichkeit zu verbessern. Nach vier Wochen kann die Standarddosis auf 10 µg zweimal täglich erhöht werden, um die Blutzuckerkontrolle weiter zu optimieren [11]. Da keine Dosisanpassungen notwendig sind, muss der Blutglukosespiegel seltener kontrolliert werden als unter einer Insulintherapie.

Eine Kooperation mit Lilly Deutschland GmbH

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Quellen

  • 01 Nielsen LL . et al . Regul Pept. 2004;  117 77-88
  • 02 Toft-Nielsen MB . et al . J Clin Endocrinol Metab. 1997;  121 834-840
  • 03 Fehse F . et al . J Clin Endocrinol Metab. 2005;  90 5991-5997
  • 04 Heine R . et al . Ann Intern Med. 2005;  143 559-569
  • 05 Nauck MA . et al . Diabetologia. 2007;  50 (2) 259-267
  • 06 Ratner RE . et al . Diabetes Obes Metab. 2006;  8 419-428
  • 07 Gutzwiller et al. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 1999; 276: R 1541-1544. 
  • 08 Buse JB . et al . Diabetes Care. 2004;  27 2628-2635
  • 09 DeFronzo Ra . et al . Diabetes Care. 2005;  28 1092-1100
  • 10 Kendall DM . et al . Diabetes Care. 2005;  28 1083-1091
  • 11 Fachinformation Byetta®. Stand November 2006. 
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Quellen

  • 01 Nielsen LL . et al . Regul Pept. 2004;  117 77-88
  • 02 Toft-Nielsen MB . et al . J Clin Endocrinol Metab. 1997;  121 834-840
  • 03 Fehse F . et al . J Clin Endocrinol Metab. 2005;  90 5991-5997
  • 04 Heine R . et al . Ann Intern Med. 2005;  143 559-569
  • 05 Nauck MA . et al . Diabetologia. 2007;  50 (2) 259-267
  • 06 Ratner RE . et al . Diabetes Obes Metab. 2006;  8 419-428
  • 07 Gutzwiller et al. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 1999; 276: R 1541-1544. 
  • 08 Buse JB . et al . Diabetes Care. 2004;  27 2628-2635
  • 09 DeFronzo Ra . et al . Diabetes Care. 2005;  28 1092-1100
  • 10 Kendall DM . et al . Diabetes Care. 2005;  28 1083-1091
  • 11 Fachinformation Byetta®. Stand November 2006. 
 
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Abb. 1 Wirkung des Inkretin-Mimetikums [11]

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Abb. 2 Exenatide senkt HbA1c vergleichbar gut wie Inulin (mod. nach 4,5)