Durchbruchschmerzen werden in der Praxis eher unterschätzt, was regelhaft eine Untertherapie
nach sich zieht. Dabei sind betroffene Patienten in der Regel sehr effektiv von ihren
Schmerzen zu befreien. Diese Problematik wurde im Rahmen des Deutschen Schmerztages
2007 in Frankfurt intensiv diskutiert.
Durchbruchschmerzen sind schnell ansteigende Schmerzen, die innerhalb von 3-5 Minuten
bis zum Maximum ansteigen. Die Dauer beträgt bis zu 30 Minuten. Dabei unterscheidet
man Durchbruchschmerzen in folgende Subtypen: Der "incident pain" lässt sich durch
bestimmte vorhersagbare oder nicht vorhersagbare Ereignisse wie Husten, Mobilisierung
oder viszerale Spasmen auslösen. Dagegen sind beim "idiopathischen Schmerz" keine
Ursachen fassbar. Schmerzen vom Subtyp "end-of-dose-pain" treten kurz vor der nächsten
Einnahme der Dauerschmerzmedikation auf. Diese anamnestische Einordnung des Schmerzes
ist deshalb bedeutsam, da sie wegweisend für die Behandlungsstrategie ist. So kann
der End-of-dose-Schmerz häufig bereits durch verkürzte Intervalle der Dauermedikation
verbessert werden. Der incident pain lässt sich durch die Gabe eines schnell freisetzenden
und kurz wirkenden Morphins präemptiv beherrschen.
Prinzip der Rescue-Medikation
Generell ermöglicht orales Morphin bei Tumorschmerzen eine effektive Analgesie und
ist daher Goldstandard für mittlere bis starke Schmerzen [1]. Es zeigte sich, dass schnell resorbierbares orales Morphin problemlos mit retardierten
Formen kombinierbar ist und auch in der Kombinationstherapie einen schnellen Wirkeintritt
und eine präzise Steuerung der Analgesie gewährleistet. Aus diesem Grund ist die orale
Gabe die häufigste Art der Anwendung, beispielsweise in den USA [2]. Mittels Titration kann die optimale Dosis der Rescue-Medikation bei Durchbruchschmerzen
gefunden werden. Die flüssige Form des oralen Morphins Oramorph® als Trinkampulle
erleichtert diese Titration und vermeidet gleichzeitig die Verwechslungsgefahr mit
Medikamenten in Tablettenform.
Die Grundsätze der Morphin-Rescue-Medikation sollten mit dem Patienten angemessen
besprochen werden. Patienten mit ausreichender Compliance kann die passende Dosis
"vorsorglich" bereitgestellt werden. Prof. Joachim Nadstawek aus Bonn und Dr. Thomas
Nolte aus Wiesbaden plädieren zusätzlich für eine regelmäßige Erfassung der Schmerzen,
zum Beispiel mittels einer Schmerzskala.