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DOI: 10.1055/s-2007-984809
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
"Intelligente" Schmerztherapie - Opioidinduzierte Obstipation muss nicht sein
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
27. Juni 2007 (online)
- Effektive Opioidanalgesie ohne gastrointestinale Belastung
- Vermeintliche Gegenspieler ergänzen sich
- Sogar analgetisch effektiver
- Tatsachen und Arztirrtümer in der Schmerztherapie
Wunsch und Wirklichkeit liegen in der Therapie oftmals weit auseinander. Bei Schmerzpatienten muss das nicht mehr so sein, wie Experten anlässlich des Deutschen Schmerztages betonten. Die Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon gewährleistet eine Analgesie starker Schmerzen und schützt aktiv den Magen-Darm-Trakt. Dies vereinfacht die Therapie für Arzt und Patient. Ein weiterer Vorteil der Fixkombination: Sie schafft hohe Compliance und gibt neue Lebensqualität.
#Effektive Opioidanalgesie ohne gastrointestinale Belastung
Opioide haben sich zwar als analgetisch hocheffektiv und generell gut verträglich erwiesen. Die negativen Begleiterscheinungen im Gastrointestinaltrakt in Form der opioidinduzierten Obstipation bedeuteten jedoch bisher eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität und der sozialen Kontakte von Schmerzpatienten.
Der Patient musste sich also quasi zwischen zwei Übeln entscheiden, so Dr. Michael Überall, Nürnberg. Mit der Fixkombination aus dem Basisopioid Oxycodon und dem Opioidantagonisten Naloxon (Targin®) ist dies nicht mehr notwendig. Erstmalig bilden damit eine effektive Schmerzlinderung mit Opioiden und eine geregelte Darmfunktion kein Gegensatzpaar mehr, so der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS).
#Vermeintliche Gegenspieler ergänzen sich
Auf den ersten Blick scheint die Kombination eines Opioidagonisten mit einem Opioidantagonisten paradox. Doch das Prinzip funktioniert - zumindest für Oxycodon und Naloxon. Hintergrund für die innovative Wirkung des Kombinationspräparats ist die Pharmakokinetik beider Substanzen. Oral appliziertes, retardiertes Naloxon besetzt mit einer weitaus höheren Affinität als Oxycodon µ-Opioidrezeptoren im Darm. Das Oxycodon kann dort also nicht "andocken". Eine opioidinduzierte Obstipation wird verhindert.
Erst nach der Resorption in der Leber gelangt Naloxon über die Pfortader in die Leber. Bis zu 87 % des Oxycodons gelangen nach der Leberpassage ins zentrale Nervensystem. Dort kann Oxycodon seine schmerzlindernde Wirkung voll entfalten (Abb. [1]). Entscheidend für die Nutzung des differenziellen Effektes ist, dass es sich um ein retardiertes Naloxon handelt, betonte Überall.

Wirkweise der Oxycodon-Naloxon-Fixkombination
Sogar analgetisch effektiver
Arzt und Patienten bewerteten die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Kombinationspräparates im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung überwiegend als sehr gut bzw. gut, sagte Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen. Die analgetische Wirkung stuften sie sogar höher ein als unter der Opioidmonotherapie. Müller-Schwefe erklärte dies damit, dass die sonst durch die Obstipation verursachten zusätzlichen Schmerzen entfallen, die Patienten sich also wohler fühlen. Dementsprechend erwartet der DGS-Präsident, könnten sich diese positiven Effekte in einer besseren Therapietreue niederschlagen. Als Basisopioid eignet sich Targin® für Patienten mit starken Schmerzen: opioidnaive Patienten, Patienten mit opioidbedingten Magen-Darm-Problemen und Patienten mit unzureichender Analgesie.
Dr. Wiebke Kathmann, München
Quelle: Satellitensymposium "Der Patient im Mittelpunkt intelligenter Schmerztherapie," anlässlich des 18. Deutschen interdisziplinären Schmerzkongresses in Frankfurt, unterstützt von der Mundipharma GmbH, Limburg/Lahn
Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung der Mundipharma GmbH, Limburg/Lahn
#Tatsachen und Arztirrtümer in der Schmerztherapie
Generell sind Schmerzpatienten, die das stark wirksame Opioid Oxycodon als Monotherapie erhalten, zwar mit der Schmerzlinderung durchaus zufrieden. Sie klagen aber auch in erheblichem Maße über die Nebenwirkungen in Form von Obstipation. Das ist das Ergebnis einer von Überall und Müller-Schwefe an 4 613 Patienten durchgeführten Querschnittsbefragung. Auf der numerischen Rating-Skala (NRS-11) reduzierte sich die Schmerzintensität innerhalb von vier Wochen von anfänglich 7,1 auf durchschnittlich 3,2 Punkte. 86 % der Patienten erreichten damit ihr zuvor definiertes Behandlungsziel von 3,3 NRS-Punkten. Dies ist laut Überall auch im Hinblick auf das Autonomiegefühl der Patienten wichtig - in dem Sinn, dass eine schmerzlindernde Einflussnahme möglich ist. Ohne das Opioid wurde das Wohlbefinden als deutlich schlechter eingestuft. Es geht um mehr als reine Schmerzreduktion Die behandelnden Ärzte unterschätzen häufig die Relevanz der "hässlichen Seite der Opioide", meinte Müller-Schwefe. Denn solche unerwünschten Effekte treten weitgehend unabhängig vom Applikationsweg auf und führen zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität, der sozialen Kontakte und nicht zuletzt des Schlafes. Etwa zwei Drittel der Patienten klagten über ausgeprägte Probleme. Antiobstipative Maßnahmen wie Laxanzien oder osmotisch aktive Substanzen könnten dies laut Müller-Schwefe nicht vollkommen verhindern. Zum Teil würden sie sogar neue Probleme wie Blähungen, Regurgitationen oder imperativen Stuhldrang auslösen. Solche Symptome würden oftmals nur nicht erfasst, weil der Arzt lediglich abfrage, ob der Patient Stuhlgang gehabt habe. |

Wirkweise der Oxycodon-Naloxon-Fixkombination