Die häufigste Komplikation bei transthorakalen Computertomografie (CT)-gesteuerten Punktionen der Lunge ist das Auftreten eines Pneumothorax. Eine japanische Arbeitsgruppe verglich das herkömmliche Verfahren hinsichtlich der Komplikationsrate, der Sensitivität und der Spezifität mit einer neuen Methode, bei der durch eine Öffnung des CT-Tisches von unten punktiert wird. Am J Roentgenol 2006; 187: 926-932
F. Kinoshita et al. schlossen in ihre retrospektive Studie 236 Patienten ein. Davon wurden 89 nach der Standardmethode von oben punktiert (Gruppe A) und 147 mit dem neuen Verfahren (Gruppe B). In Gruppe A lag der Anteil der Patienten mit Lungenemphysem bei 20,2%, in Gruppe B bei 23,1%. Die zu punktierenden Lungenherde waren in Gruppe A in 41,6% der Fälle kleiner als 10 mm, in 24,7% der Fälle 11-20 mm groß und in 33,7% der Fälle größer als 30 mm. In Gruppe B lagen diese Werte bei 38,1, 27,2 und 34,7%.
Moderater apikaler Pneumothorax nach perkutaner Lungenbiopsie (Bild: Semin intervent Radiol 2006; 23: 188-193).
Die Punktionen von unten erfolgten durch ein 10 x 10 cm großes Fenster im CT-Tisch. Die Punktionen, sowohl die nach der Standardmethode als auch die nach dem neuen Verfahren, wurden von 3 verschiedenen Radiologen mit jeweils mehreren Jahren Berufserfahrung durchgeführt. Die Biopsien wurden mithilfe eines automatischen Biopsiesystems mit 20-Gauge-Nadeln bei mittlerer Inspiration durchgeführt. Das gewonnene Biopsat wurde in 2 Hälften aufgeteilt: Die eine Hälfte wurde sofort zytologisch untersucht, die andere Hälfte in Formalin fixiert und später geprüft.
Direkt nach der Untersuchung wurden CT-Bilder zur Detektion von Komplika- tionen aufgenommen. 2 h nach der Prozedur sowie am nächsten Tag erfolgten Röntgenthoraxaufnahmen, um einen etwaigen Pneumothorax festzustellen.
Weniger Thoraxdrainagen notwendig ...
Weniger Thoraxdrainagen notwendig ...
In der Gruppe der Patienten, die nach der Standardmethode punktiert wurden, lag die Sensitivität für maligne Läsionen bei 96,1%, für benigne Läsionen bei 92,1%. Bei 41,6% der Patienten trat ein Pneumothorax auf, insgesamt 18% erlitten einen Pneumothorax, der die Anlage einer Thoraxdrainage notwendig machte. Bei den Patienten, die von unten punktiert wurden, wurde die Sensitivität für maligne Läsionen mit 95,4% und für benigne Läsionen mit 93,3% beziffert. In dieser Gruppe kam es nur bei 12,9% der Patienten zu einem Pneumothorax und nur 2,7% der Patienten erlitten einen Pneumothorax, der mit einer Drainage versorgt werden musste.
... durch schwerkraftbedingte Phänomene?
... durch schwerkraftbedingte Phänomene?
Als mögliche Erklärungen für die signifikant niedrigere Pneumothoraxrate bei Punktionen nach der neuen Methode nennen die Autoren schwerkraftbedingte Phänomene: das Näherrücken der Läsion an die Thoraxwand, den geringeren Bewegungsspielraum der Biopsiekanüle durch die Kompression des Lungenparenchyms und den schnelleren Verschluss des Punktionskanals nach Entfernen der Nadel.
Die Autoren berichten, dass die neue Methode nur bei einigen Patienten nicht angewendet werden konnte. Dazu gehörten Patienten, die für die Punktion nicht passend gelagert werden konnten, Patienten, bei denen die zu punktierende Läsion in der benötigten Position computertomografisch nicht darstellbar war, und Patienten, deren Läsion mit der neuen Methode aufgrund anatomischer Hindernisse (meist Rippen oder Skapula) nicht punktiert werden konnte.
Fazit
Fazit
Die neue CT-gesteuerte Punktionstechnik von Lungenherden, bei der von unten durch ein Fenster im CT-Tisch punktiert wird, erwies sich in der Studie als effektiv und sicher. Die Rate der iatrogenen Pneumothoraces konnte im Vergleich zur Standardmethode signifikant gesenkt werden.
Dr. Katharina Franke, Frankfurt/Main