Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2007; 42(5): 342-349
DOI: 10.1055/s-2007-981689
Fachwissen: Anästhesiologie: Geburtshilfliche Anästhesie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kombinierte Spinal-Epiduralanästhesie (CSE) zur Schmerztherapie

Combined spinal-epidural anaesthesia for pain relief in obstetric patientsThomas Standl
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Publication Date:
21 May 2007 (online)

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Zusammenfassung

In der geburtshilflichen Schmerztherapie ist neben der Epiduralanästhesie (EDA) die kombinierte Spinal-Epiduralanästhesie (CSE) ein bewährtes regionalanästhesiologisches Verfahren. Die CSE vereint die Vorteile des raschen und zuverlässigen Anschlags der Analgesie einer Spinalanästhesie mit der Möglichkeit der Titration und Prolongation der Analgesie einer Katheter-Epiduralanästhesie. In der Eröffnungsphase der Geburt wird meist nur ein Opioid subarachnoidal injiziert, sodass sich für 2 h eine hervorragende Analgesie bei vollständig erhaltener Motorik einstellt, die der Gebärenden unter bestimmten Voraussetzungen ein Umhergehen ermöglicht ("Walking Epidural"). In der späten Eröffnungs- und beginnenden Austreibungsperiode bewirkt die subarachnoidale Injektion der Kombination aus geringen Dosen eines Opioids und Lokalanästhetikums eine sofortige Schmerzfreiheit für 1-2 h, ohne den Spontanverlauf der Geburt durch eine signifikante Motorblockade zu beeinträchtigen.

Summary

Besides epidural analgesia combined spinal-epidural anaesthesia (CSE) is one of the favourite techniques of regional anaesthesia for pain relief in obstetric patients. CSE combines the advantage of spinal anaesthesia, e.g. rapid onset and reliable effect, with the advantage of continuous epidural anaesthesia, e.g. titration of analgesics and prolongation. While subarachnoid injection of solely opioids provides fast pain relief for nearly 2 hrs in the first stage of labour with an opportunity of ambulation for the parturient ("walking epidural"), the subarachnoid injection of a combination of low doses of opoids and local anaesthetics provides profound analgesia with minor motor blocking side effects for 1-2 hrs in the second stage of labour.

Kernaussagen

  • Bei der CSE werden die Zwei-Segment-Technik, die Needle-through-needle-Technik und die Back-eye-Technik angewandt.

  • Bei der Needle-through-needle- und Back-eye-Technik ist auf eine streng mediane Punktionstechnik zu achten, da sonst die Dura mit der Spinalkanüle verfehlt wird.

  • Sufentanil und Fentanyl sind die bevorzugten Opioide in der geburtshilflichen CSE.

  • Die häufigsten Nebenwirkungen der subarachnoidalen und epiduralen Opioidapplikation sind Pruritus, Sedierung und Übelkeit.

  • Die gefährlichste Nebenwirkung der rückenmarknahen Opioidtherapie ist die dosisabhängige Atemdepression, die bei Sufentanil und Fentanyl innerhalb von 15-30min nach Applikation und mit einer Inzidenz von 0,1 % eintritt.

  • Zur epiduralen Fortführung der geburtshilflichen CSE kommen langwirksame LA wie Bupivacain und Ropivacain in niedriger Konzentration und lipophile Opioide wie Sufentanil oder Fentanyl in reduzierter Dosis, am Besten über eine moderne PCEA-Pumpe, zur Anwendung.

  • Aufgrund der Gefährdung durch Immobilisation der geburtshilflichen Patientinnen ist bei PPKS spätestens nach 48h die Applikation eines epiduralen Blood patch indiziert.

  • Bei geburtshilflichen Risikopatientinnen sollte die EDA oder in besonderen Fällen auch die CSA einer CSE vorgezogen werden.

  • Die CSE ist schnell, zuverlässig, effektiv und erlaubt eine Mobilisation in Phase I der Geburt (Walking Epidural).

  • Aufgrund des potenziellen Zusammenhangs zwischen Sufentanil-Dosis und der Inzidenz uteriner Hyperaktivität und fetaler Bradykardien empfiehlt sich die Beschränkung der subarachnoidalen Dosis auf 5μg.

  • Die CSE mit kleinen Dosen von Opioiden und LA bewirkt zu Beginn der Phase II der Geburt eine hervorragende Analgesie des Geburtskanals für 90min.

  • Der bei der CSE-Anlage bereits inserierte Epiduralkatheter ermöglicht zu jedem Zeitpunkt die Prolongation der Analgesie sowie nach erfolgreicher Testung das Etablieren einer EDA für eine Sectio caesarea.

Literaturverzeichnis CSE/Standl

Prof. Dr. Thomas Standl

Email: standl@klinikumsolingen.de