ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2007; 116(4): 143
DOI: 10.1055/s-2007-981418
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wahrheitssuche

Cornelia Gins
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Publication Date:
10 May 2007 (online)

Üblicherweise sind die Ausgaben der Fachzeitschriften nach einer Messe der Nachlese gewidmet - so auch in der ZWR zu finden, in einem sehr ausführlichen Marktteil. Doch mich veranlasst ein anderes Thema, noch einmal auf die Messe einzugehen: Ich habe von dem 4-Tage-Lauf durch die Hallen einen Hexenschuss mit nach Berlin gebracht. Sehr schmerzhaft, vor allem bei der Arbeit in der Praxis. Da ich kein Freund von Pillen und Spritzen bin, habe ich mich für die Homöopathie entschieden: Rhus toxicodendron hat mir in kürzester Zeit den aufrechten Gang wiedergebracht.

Warum schreibe ich das? Ein Kollege hat mich nach der März-Ausgabe der ZWR in sehr, sehr scharfer Form angegriffen: Wie ich dazu komme, so einen Unsinn zu drucken. Er macht mich mitverantwortlich für den ethischen Niedergang der Zahnheilkunde und ist der Meinung, dass z.B. Homöopathie für ein Abzocken der Patienten steht. Das hat mich unglaublich getroffen.

Ich muss dem Kollegen allerdings Recht geben, dass gerade in der alternativen Medizin die schwarzen Schafe noch zahlreicher sind, als in anderen medizinischen Disziplinen. Rhus tox. hat mir geholfen, aber es ist kein Mittel für jeden Patienten mit Hexenschuss. Der Mittelfindung muss immer eine genaue Anamnese (Repertorisieren) vorangehen, dies ist der entscheidende Punkt. Der Einsatz von Diclofenac oder Cortison erfordert natürlich auch eine Anamnese, allerdings wirken diese Mittel immer irgendwie.

Wer bereit ist, sich auf den genannten diagnostischen und therapeutischen Weg zu begeben, muss auch sein Denken in Hinblick auf die Entstehung von Krankheiten verändern. Der Denkansatz ist in der alternativen Medizin ist einfach ein anderer. Ich will mit Sicherheit nicht missionarisch tätig sein. Die März-Ausgabe sollte als Anregung verstanden werden, auch einmal die Möglichkeiten der Grenzgebiete der Medizin zu betrachten. Ich verstehe, wenn jemand sagt, das sei nicht sein Ding. Es muss ja auch nicht sein. Von den Kritikern wünsche ich mir allerdings etwas mehr Toleranz, denn viele Kollegen und vor allem Patienten haben sehr gute Erfahrungen mit Homöopathie, Akupunktur oder Neuraltherapie gemacht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in diesem Fall nicht nur eine Wahrheit gibt.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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